Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
035 - Das Wachsfigurenkabinett

035 - Das Wachsfigurenkabinett

Titel: 035 - Das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
Vom Netzwerk:
er. »Kommen Sie bitte mit!« Burnett ging vor. Sein Gang erinnerte Dorian an eine watschelnde Ente. Unwillkürlich mußte er grinsen. Sie gingen einen langen Korridor entlang und stiegen dann einige Stufen hinunter. Niemand kam ihnen entgegen.
    Schließlich zog Burnett eine Stahltür auf, und sie betraten die Leichenkammer.
    »Hier ist das Mädchen«, sagte Burnett.
    Er blieb vor einer fahrbaren Bahre stehen. Ein Tuch war über die Leiche gebreitet worden. Ein weißgekleideter Mann kam aus einer kleinen Kammer, nickte Dorian flüchtig zu und zog das Tuch zurück.
    Hunter trat einen Schritt näher. Das Mädchen war völlig nackt.
    Ihre Haut wirkte wie uraltes Pergament; sie war faltig und schimmerte seltsam.
    »Greifen Sie mal das Mädchen an, Mr. Hunter!« sagte Burnett.
    Dorian streckte zögernd seine rechte Hand aus und berührte kurz den Bauch des Mädchens. Erschrocken zog er die Hand zurück. Der Körper des Mädchens war eiskalt. Dorian hatte schon oft Tote gesehen und sie auch berührt, aber so etwas hatte er noch nie gespürt. Der Körper des Mädchens war wie ein Eisblock.
    »Versuchen Sie die Hände der Toten zu bewegen!« sagte Burnett.
    Dorian packte eine Hand der Toten und versuchte sie zu bewegen, doch es gelang ihm nicht. Sie war eine Eisstatue. »Woran ist sie gestorben?« wandte sich Dorian an Burnett.
    Der dicke Mann hob die Schultern und ließ sie fallen. »Keine Ahnung. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Es ist aber noch etwas merkwürdig.«
    Neben dem Mädchen lag ein Skalpell. Burnett nahm es und reichte es Dorian.
    »Versuchen Sie mal die Haut zu verletzen!« sagte der Agent.
    Dorian probierte es, doch das scharfe Instrument glitt immer wieder ab. Er warf das Skalpell neben das Mädchen und wandte sich Burnett zu.
    »Wer ist die Tote?« fragte er.
    »Miriam Corbey«, sagte Burnett. »Eine Stripteasetänzerin. Fünfundzwanzig Jahre alt. Sie trat in drei Lokalen in Soho auf. Seit einiger Zeit soll sie sich seltsam verhalten haben. Vor kurzem verschwand eine Freundin von ihr, mit der sie gemeinsam eine Wohnung gemietet hatte. Heute rannte sie plötzlich aus einem Klub, in dem sie einen Auftritt hatte, auf die Straße und brach zusammen. Die Polizei verständigte uns, da so seltsame Fälle in unseren Aufgabenbereich fallen. Scotland Yard hat es gut. Wir haben immer diese merkwürdigen Fälle zu bearbeiten.«
    Dorian nickte geistesabwesend. Aufmerksam sah er die Tote an. Sie mußte einmal recht hübsch gewesen sein; jetzt war sie es nicht mehr; das verzerrte Gesicht war eine häßliche Fratze.
    »Ich möchte mir die Wohnung des Mädchens ansehen«, sagte Dorian.
    Zehn Minuten später blieb Dorian vor einem neuerbauten Haus am Belgrave Square stehen. Das Haustor stand offen. Mit dem Aufzug fuhren sie in den vierten Stock. Ein uniformierter Polizist stand vor der Wohnungstür. Burnett zeigte seinen Ausweis vor, und der Polizist ließ sie in die Wohnung.
    Es war eine Dreizimmerwohnung, die überraschend geschmackvoll eingerichtet war. Die Mädchen hatten viel Geld in die Einrichtung investiert. Dorian ging durch alle Räume und sah sich flüchtig um. Die Polizei hatte alles auf den Kopf gestellt.
    Schließlich ging er systematisch vor. Er begann mit der Diele, öffnete alle Kästen und Schränke, fand aber nichts Besonderes. Nur die üblichen Dinge, die in einem Vorzimmer aufbewahrt werden. Die Küche und das Badezimmer untersuchte er nur flüchtig.
    »Rufen Sie mal bei Scotland Yard an, Burnett«, sagte Dorian, »und fragen Sie, ob etwas Besonderes entdeckt wurde!«
    Burnett nickte und ging telefonieren. Dorian nahm sich indessen das Schlafzimmer vor. Er sah in die Schränke, fand aber nur Kleidungsstücke und Wäsche. Im Wohnzimmer entdeckte er eine erstklassige Stereoanlage. Dorian sah sich flüchtig die Platten durch und war erstaunt, daß es mit ganz wenigen Ausnahmen nur klassische Musik war. Unter den Büchern in der Schrankwand lagen einige Prospekte, die er flüchtig durchsah und auf den Tisch legte, um sie später genauer anzusehen. Die Bücher waren hauptsächlich Taschenbuchausgaben von Bestsellern der vergangenen Jahre.
    Burnett kam ins Zimmer zurück.
    »Scotland Yard entdeckte nichts Besonderes«, sagte er. »Sie nahmen auch nichts mit.«
    »Was ist mit der Freundin des toten Mädchens?« fragte Dorian.
    »Sie heißt Kathy Boucher und arbeitete ebenfalls als Stripperin. Sie verschwand vor drei Wochen völlig spurlos und tauchte seither nicht mehr auf. Scotland Yard beschäftigt sich

Weitere Kostenlose Bücher