Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
035 - Das Wachsfigurenkabinett

035 - Das Wachsfigurenkabinett

Titel: 035 - Das Wachsfigurenkabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
Vom Netzwerk:
nicht mehr mit dem Fall. Er wurde uns offiziell übertragen.«
    Dorian zog einige Laden der Schrankwand auf. In einer entdeckte er ein Fotoalbum und eine Dokumentenmappe. Er sah die Fotos genau an, doch sie ergaben nichts Aufregendes. Es waren Fotos, die hauptsächlich Miriam und ein anderes Mädchen zeigten, von dem Dorian später erfuhr, daß es Kathy Boucher war. Auch die Dokumente waren nicht besonders aufschlußreich. Die beiden Mädchen hatten ihre Geburtsurkunden, Zeugnisse, etc. gemeinsam in dieser Mappe aufbewahrt. Miriam stammte aus Liverpool und Kathy aus Bristol. Die Wohnung hatten sie vor zwei Jahren gekauft. Dorian fand einige Möbelrechnungen. Die Mädchen hatten tatsächlich viel Geld investiert. Auf einem Sparbuch, das auf Corbeys Namen lief, waren trotzdem noch mehr als tausend Pfund.
    Doch er fand keinen Kalender, keinerlei Briefe oder ein Tagebuch; keinerlei Hinweise auf die Familie der Mädchen oder Bekannte und Freunde.
    Als letztes nahm er sich den Stoß Prospekte vor, die er auf den Tisch gelegt hatte. Er blätterte sie durch. Hauptsächlich handelte es sich um Werbeschriften von Wintersportorten in Frankreich, der Schweiz und Österreich. Doch dazwischen lag ein Prospekt, der überhaupt nicht dazu paßte. Er schlug die Werbeschrift auf und sah sie genau an.
    Es war ein billiger Prospekt, auf schlechtem Papier gedruckt, mit drittklassigen Bildern. Auf der Vorderseite stand in großen Blockbuchstaben: DAS WACHSFIGURENKABINETT DER MADAME PICARD. Auf der Rückseite hatte jemand mit Bleistift das Datum des gestrigen Tages geschrieben und darunter Sonderführung. Das Wort war dreimal unterstrichen und ein großes Fragezeichen und ein kleines Rufzeichen daneben gemalt.
    Dorian steckte den Prospekt ein.
    »Burnett«, sagte er. »Ich möchte alle verfügbaren Unterlagen über das Wachsfigurenkabinett der Madame Picard haben. Das Kabinett befindet sich in Forest Hill. Scheint ein ziemlich müdes Ding zu sein, nach der Gegend zu schließen. Dorthin verirrt sich doch kaum ein Fremder.«
    »Das würde ich nicht sagen«, meinte Burnett. »Immerhin liegt da auch das Horniman Museum, das recht interessant ist. Es ist durchaus möglich, daß einige Touristen sich auch dieses Wachsfigurenkabinett ansehen, obzwar ich davon noch nie etwas gehört habe.«
    »Ich habe auch noch nie etwas davon gehört. Madame Tussauds ist ein Begriff, doch Madame Picard sagt mir gar nichts. Haben Sie die Adressen der Lokale, in denen Miriam aufgetreten ist?«
    »Ja, die habe ich«, sagte Burnett und reichte Dorian ein Blatt Papier, auf dem sie vermerkt waren. Dorian entdeckte in einer Lade noch einen Fotoapparat. Es waren erst fünf Aufnahmen gemacht worden.
    »Nehmen Sie das mit und lassen Sie den Film entwickeln, Burnett!«
    Damit gab er die Suche auf. Vielleicht war der Prospekt ein Anhaltspunkt. Er würde auf jeden Fall morgen diesem Wachsfigurenkabinett einen Besuch abstatten.
    »Ich nehme mir jetzt den Diamond-Klub vor«, sagte er und sah auf die Uhr. Es war kurz nach eins. »Dieses Lokal hat bis zwei Uhr geöffnet, die beiden anderen sind schon zu. Ich brauche Sie nicht mehr, Burnett. Die Bilder und die Unterlagen über Madame Picard schicken Sie mir, bitte, in die Baring Road!«
     

     

Es regnete noch stärker, als Dorian durch die Charing Cross Road ging. Er bog nach rechts ab und kam an einigen Sexläden vorbei, die aber schon geschlossen hatten. Nur wenige Leute waren auf den Straßen. Das Wetter war unfreundlich – keine Jahreszeit für Touristen – und den Einheimischen bot Soho nur noch wenig Reize. Eine Spielhalle war offen, und lautes Lachen drang auf die Straße heraus, doch die meisten der billigen Nachtlokale, von denen es oft mehr als zehn in den kurzen Gassen gab, waren zugesperrt.
    Endlich erreichte Dorian den Diamond-Klub. Er blieb vor dem Schaufenster stehen, das sich in nichts von Schaufenstern anderer Klubs unterschied. Einige dürftig bekleidete Schönheiten sollten zum Besuch des Lokals animieren.
    Dorian steckte sich eine Zigarette an und sah nach rechts und links. Die Straße war menschenleer.
    Er trat an die Kasse, und der Neger, der dahinter saß, grinste ihm freundlich zu.
    »Fünfzig Pence«, sagte der Schwarze und schob Dorian eine Mitgliedskarte hin.
    Auch eine dumme Sache, diese Mitgliedskarten. Zutritt zu solchen Lokalen hatten nur Mitglieder, doch jeder konnte Mitglied werden. So einfach war es, bestehende Gesetze zu umgehen.
    Dorian holte eine Einpfundnote heraus und schob sie dem

Weitere Kostenlose Bücher