035 - Party im Blutschloss
Möglichkeiten
durchspielt
»Ja«, sagte
McKarring einfach. »Auch ich glaube daran .«
●
Nach einem
Aufenthalt von einer dreiviertel Stunde verließ McKarring mit seinen Gästen das
Büro am George Square.
Mit seinem
Triumph Vitesse fuhr er den Amerikanern voran. McKarring wohnte in der Great
Western Road, wo er sich eine Villa gemietet hatte. Hier standen ausschließlich
klassizistische Villen, die im ausgehenden 18. Jahrhundert von reichen Tabak-
und Baumwollhändlern erbaut worden waren. In der luxuriös und geschmackvoll
eingerichteten Wohnung besprachen sie die Einzelheiten.
Reynolds war
nicht mehr zu halten. Gleich morgen früh wollte er das Schieß besichtigen.
McKarring telefonierte mit einem Mitarbeiter, der den Auftrag bekam, den Laden
am George Square zu führen, während der Inhaber selbst seine hohen Gäste auf
Schloß Bloody Grave begleiten wollte.
In dieser
Nacht blieben Reynolds, Wright, Lorette Young und Gina Peters in Glasgow.
McKarring sorgte dafür, daß seine Gäste im besten Hotel der Stadt untergebracht
wurden.
»Vier Zimmer
- Einzelzimmer bitte«, gab er telefonisch durch.
»Mit
Zwischentüren«, erklang Pit Wrights Kommentar aus dem Hintergrund.
Larry Brent
starrte in ein schmales, bleiches Gesicht, das die dunklen Augen völlig
beherrschten.
Patsy blickte
den Fremden mit einem verblödeten Ausdruck an, erhob sich und schob ihren Stuhl
artig wie ein Kind unter den kleinen Tisch.
Und sie war
auch wie ein Kind, sie die fast Dreißigjährige.
»Das ist
Mister Brent, Patsy«, sagte der Wirt mit ruhiger Stimme. »Geh, sag ihm guten
Tag.«
Die Kleine
machte einen artigen Knicks, wollte Larry schon die Hand reichen, schien dies
aber auf halbem Weg wieder zu vergessen.
Larry setzte
sich auf einen der gepolsterten, altmodischen Stühle, die noch eine geschnitzte
Rückenlehne hatten.
»Du gehst
manchmal aus, Patsy?« fragte er sie leise.
Das Mädchen
starrte Larry aus den viel zu großen Augen an, senkte dann die unruhigen Lider,
die weiß und durchscheinend waren.
»Manchmal,
Mister Brent, ja«, entgegnete sie, ebenso leise.
»Hat dir das
Schloß oben auf dem Hügel gefallen?«
Ihre Augen
leuchteten. »Ja, sehr. Ich gehe gern dorthin.«
Larrys Augen
wurden zu einem schmalen Strich.
»Öfter? Du
warst schon öfter dort?«
Sie nickte
eifrig, trat von einem Fuß auf den anderen wie ein nervöses Kind, das
verzweifelt beim Gedichtevortrag überlegt, welche Zeile nun an der Reihe war.
Unwillkürlich
warf X-RAY-3 einen Blick auf den Wirt, der ebenso erstaunt war wie der Agent.
»Das ist mir
neu«, wisperte McCormick. Er zuckte die Achseln. Dann wandte er sich an die
schweigsame Patsy, die vergessen zu haben schien, daß sie dem Besucher
eigentlich eine Antwort schuldig war.
»Hör gut zu,
Patsydarling«, sagte McCormick mit unendlicher Geduld. Er nahm das Mädchen in
die Arme, streichelte ihre langen, seidig glänzenden Haare.
Es war ein
seltsamer Anblick, dieses Wesen, das halb Kind und halb Vollreife Frau war, in
den Armen des Vaters liegen zu sehen.
Patsy hatte
die Figur eines achtzehnjährigen Mädchens. Aber das Gesicht paßte gar nicht zu
ihrem Körper.
»Da waren
zwei Männer und die kamen dann nicht mehr aus dem Schloß«, sagte sie mit zarter
Stimme.
»Was für zwei
Männer? Und wann war das?«
»Weiß nicht
.«
Das Mädchen
wurde zusehends unruhiger. Die Mundwinkel Patsys zuckten, nervös spielte sie
mit ihren Fingern und kaute schließlich an ihren Nägeln.
Sie konnte
sich mit einem Mal nicht mehr konzentrieren. Ihre Augen blickten angstvoll.
»War das am
gleichen Abend, als du die Geräusche rgehört hast, Patsgy?« fragte X-RAY-3
schnell.
Sie
schüttelte den Kopf. »Nein, ein andermal ...«
»Davor - oder
danach?«
»Danach -
glaube ich .«
Sie wandte
sich plötzlich ruckartig um. »Ich möchte nicht länger mit dem Mann sprechen,
Daddy. Bitte, bring ihn hinaus.« Ihre Stimme klang weinerlich, und das Gesicht
der Schwachsinnigen wurde zur verzerrten Fratze, als litte sie unter Krämpfen.
X-RAY-3 erhob
sich wortlos und ging vor die Tür.
McCormick kam
gleich darauf nach und zog leise die Tür hinter sich ins Schloß. Man hörte
durch die geschlossene Tür, daß Patsy sich wieder mit den Bausteinen
beschäftigte, die auf dem kleinen Tisch lagen.
»Es tut mir
leid«, murmelte der Wirt. »Manchmal ist sie recht zugänglich, da kann man
stundenlang mit ihr sprechen. Und dann gibt es wieder Tage .«
»Ich
verstehe. Sagen Sie, Mister MeCormick,
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