035 - Party im Blutschloss
auf. Er hatte das
Gefühl, als würde sich die Dunkelheit rund um ihn herum mit Leben füllen. Die
Finsternis wogte vor ihm auf und nieder wie ein schwarzer schwerer Nebel, den
er mit jenem Schritt, den er weiterrannte, vom Boden aufwirbelte.
Wright wußte,
daß seine aufgepeitschten, fiebernden Sinne ihm einen Streich spielten. Sein
Körper dampfte, der Schweiß lief ihm in Bächen über das Gesicht, und der Atem
des Amerikaners flog.
Erst jetzt
wurde Pit Wright bewußt, daß er schrie wie am Spieß. Als würde er bei
lebendigem Leib verbrannt!
●
Und der
Schrei ging Larry Brent durch Mark und Bein.
Der Agent und
die Schwedin standen am Absatz der breiten Treppen und beabsichtigten, den
Südflügel des Schlosses näher in Augenschein zu nehmen.
X-GIRL-C
krallte unwillkürlich ihre Fingernägel in Larrys Oberarm.
»Das ist ja
fürchterlich«, wisperte sie.
Die Schwedin
war sonst nicht so leicht zu erschüttern. Aber dies griff auch ihre Nerven an.
Der Schrei schien von überallher gleichzeitig zu kommen.
Und dann war
Bewegung oben im, Gang über ihnen, laute, hallende Sehritte. Eine Gestalt
tauchte auf - im dunklen Anzug, darunter einen schneeweißen Rollkragenpulli.
Harry P.
Reynolds prallte zurück als er den Mann und die Frau wahrnahm. Wie ein Panther,
rasch und beinahe lautlos, jagte Larry die Treppen hoch.
Der Schrei
hallte noch immer durch das Schloß.
»Wer sind
Sie?« fragte Reynolds heiser und wich zurück.
»Sie brauchen
keine Angst zu haben«, sagte Larry und zog seine Lizenz hervor, die ihn als
Angehörigen des Polizeikommissariats in Glasgow auswies. Das war jetzt der schnellste
und sicherste Weg, Unklarheiten zu beseitigen.
Noch ehe
Reynolds etwas erklären konnte, hallte sein Name durch den Schloßbau.
»Haaaarryyy!
Haaaarryy!«
Es war die
Stimme von Gina Peters.
»Im »Roten
Salon«!«: stieß Reynolds heiser hervor.
Gemeinsam
jagten sie die Treppen hinab. Eine halbe Minute später schon erreichten
Reynolds und Larry Brent fast zur gleichen Zeit den Raum.
Mit
wachsbleichem Gesicht lehnte Gina Peters am Türpfosten, unfähig sich zu rühren.
Und hier, im »Roten Salon«, waren die Schreie am lautesten. Sie kamen direkt
aus dem Mauerloch, brachen sich in den dunklen Winkeln und Ecken, an den
Gewölbebogen und kehrten als mehrfach verstärktes Echo zurück.
Gina Peters
deutete mit ausgestreckter Hand auf die Wandöffnung.
»Pit . er .
entdeckte den Durchlaß und .«
Weiter kam
sie nicht. Eine Gestalt tauchte in der Wandöffnung auf, torkelte in den Salon
und schnappte nach Luft.
Wright
zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. Noch ehe jemand ihn etwas fragen
konnte, noch ehe er selbst dazu kam, etwas zu sagen, wandte er sich dem
wuchtigen, fast mannshohen Kerzenständer zu, packte ihn, drehte ihn ruckartig
herum, einmal nach links, einmal nach rechts, irgendwo im Gemäuer knackte es
leise, und lautlos verschloß sich die Maueröffnung.
Pit Wright
wankte quer durch den Raum.
Der Autor
ließ sich schwer auf den Diwan plumpsen, schlug die Hände vor das Gesicht und
schnappte nach Luft. Nur stockend berichtete Wright. Seine Lungen keuchten, er
unterbrach sich immer wieder als müsse er erst das Grauen abschütteln, das sich
wie ein bösartiger Schmarotzer an ihm festgesetzt hatte.
Als er
aufblickte, wurde ihm bewußt, daß Reynolds und Gina nicht allein im »Roten
Salon« waren.
Wrights Augen
verengten sich. Noch ehe er etwas sagen konnte, sagte Larry Brent schon: »Sie
brauchen keinerlei Bedenken zu haben, Mister Wright. Wir haben mit dem, was
vorgefallen ist, nicht das Geringste zu tun. Meine Begleiterin und ich sind
hier, um vielleicht Licht in das Dunkel zu bringen.«
»Polizei?«
hauchte Wright. Dabei sah er aber auf Reynolds. Und der Filmproduzent nickte.
Es waren
viele Fragen, die sich X-RAY-3 aufdrängten, aber er zog es vor, sich erst mal
einen persönlichen Eindruck zu verschaffen.
Er ließ den
geheimen Mechanismus, der durch den Kerzenstander ausgelöst wurde, die
Wandöffnung aufgleiten.
»Passen Sie
auf«, warnte Wright. Seine Stimme klang heiser.
Noch jetzt
sah man ihm an, unter welcher Anspannung er stand. Was er gesehen hatte, würde
er so schnell nicht wieder vergessen. »Wenn das da drin eine Halluzination
gewesen ist, dann ist es die schlimmste Halluzination, die ein Mensch überhaupt
haben kann. Und ich verspreche Ihnen, daß ich nie wieder einen Bogen in die
Schreibmaschine einspanne und mir eine Horrorgeschichte ausdenke.«
Larry ließ
seine
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