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035 - Wettlauf gegen die Zeit

035 - Wettlauf gegen die Zeit

Titel: 035 - Wettlauf gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Haynz beide Arme seitlich von sich. Er beugte sich ein wenig nach vorn, drehte den Kopf zur Seite und lauschte mit halb offenem Mund. »Was ist das?«, fragte er. »Hört ihr das? Hört ihr das auch?« Ein dumpfes Grollen lag in der Luft, ein Geräusch, wie es keiner der vierzig Dysdoorer je zuvor gehört hatte. Kein Tier kannten sie, das solche Töne von sich gab.
    »Ein Orkan«, rief Krautz, »ein schlimmer Orkan! Oder ein Gewitter?!«
    »Blödsinn!« Haynz winkte ab. »Was für einen Blödsinn du redest, du leerer Wakudaschädel!« Aufmerksam lauschte er. »Vielleicht neuartige Kriegstrommeln der Türks?«
    »Der Eisenvogel!«, rief Ärwyn vom hinteren Floß. »Vielleicht veranstaltet der Eisenvogel so ein Gebrüll!«
    »Das ist es!« Haynz ballte die Fäuste.
    »Kluger Ärwyn! Das wird es sein!« Er klatschte in die Hände. »Los! Schneller! Weiter! Los! Los!«
    Die Paddel stachen in die Fluten. Die Dysdoorer Flößer keuchten und schwitzen. Das fremdartige Geräusch schwoll an, rückte näher und näher.
    Nach der nächsten Flussbiegung weitete sich eine Lichtung am Ufer, langgezogen und breiter als der Große Fluss. Sie grenzte an einen Waldrand. Dort, halb zwischen den kahlen Bäumen versteckt, drängte sich eine Wakudaherde. Und auf der Lichtung, mit der Schnauze zum Waldrand, stand der Eisenvogel. Er brüllte in höchsten Tönen. Dampf stieg von ihm auf.
    Männer in grauen und schwarzen Mänteln umringten ihn. Sie hatten lange schwarze Bärte und schwarze Locken, die wirr von den Schädeln abstanden. Einige liefen aufgeregt hin und her, manche standen reglos da und hielten sich die Ohren zu, drei hockten auf dem Eisenvogel. Es waren Türks, ganz eindeutig.
    In der Uferböschung und teilweise auch auf der Lichtung standen sechs breite Holzkähne mit geschwungenem und spitz auslaufendem Kiel.
    »Mein Eisenvogel!«, brüllte Haynz. »Mein schönes Schießding! Weg da, sag ich, weg da! Das ist mein Ratatata!«
    Die Männer auf der Lichtung hörten sein Geschrei nicht. Viel zu laut dröhnte das Geräusch, das der Eisenvogel veranstaltete.
    Erst als die Dysdoorer Flöße das Ufer ansteuerten, wurden die Türks aufmerksam. Einer nach dem anderen drehte sich um. Das Gebrüll des Eisenvogels verstummte schlagartig. Die schwarzhaarigen Männer in oder auf dem Eisenvogel sprangen ins Gras.
    Die Türks rückten zu einer Linie zusammen. Einige zogen kurze dicke Lanzen aus ihren Rückenscheiden, andere hievten schwere Stachelkeulen auf die Schultern. Abwartend standen sie da und beobachteten, wie Haynz und seine Dysdoorer ans Ufer kletterten und ihre Flöße aus dem Wasser zogen…
    Die Dysdoorer scharten sich um ihren Hauptmann. »Wie viele sind es?«, sagte Haynz.
    »Wie viele? Hast du gezählt?«
    »Dreißig.« Krautz zerrte an der kleinen Streitaxt herum, die seitlich in einer Lederschlaufe von seiner Hüfte hing.
    »Zweiundzwanzig«, widersprach Ärwyn, »es sind genau zweiundzwanzig.«
    »Prächtig, zweiundzwanzig, ganz prächtig.« Haynz streifte den Bogen von der Schulter. »Ihr seid vierzig, fast fünfzig, wenn man euren guten Hauptmann mitrechnet.« Er streckte die Hand aus, einer seiner Männer legte ihm ein paar Pfeile hinein. »Also hauen wir ihnen jetzt aufs Maul, alles klar? Aufs Maul hauen wir ihnen.« Schaukelnd setzte er sich in Bewegung. Sein Männer folgten ihm zögernd. Jeder wusste, dass mit den Türks nicht zu spaßen war.
    Haynz blieb stehen und drehte sich um. Er deutete auf Krautz, Ärwyn und zwei weitere Männer. »Ihr seid die Angriffsspitze, unsere unbesiegbare Angriffsspitze.« Die vier Angesprochenen schoben sich an ihm vorbei.
    »Wer kneift, dem geb ich Wakudascheiße zu fressen, bis er platzt«, sagte Haynz. »Und dann versenk ich ihn persönlich im Großen Fluss…«
    ***
    »Britana? Du warst in England?« David McKenzie zog Decken und Felle um seine Schultern zusammen. Das dürre kahlköpfige Männlein, das da mit gekreuzten Beinen vor ihm neben dem Feuer saß, kam ihm vor wie eine Traumgestalt. Er rückte näher an ihn heran.
    »Du hast Commander Drax in England gesehen?«
    »In Britana«, sagte Honnes, »England kenn ich nicht. In Britana hab ich Maddrax wiedergetroffen. Ihn und sein Weib. Sie waren hier bei uns in Coellen, fünf Monde ist es her, fast sechs…«
    Er erzählte von seiner Begegnung mit Maddrax, von den Kämpfen mit der Bruderschaft, von den Scheußlichen Drei, von Rulfan, von den unterirdischen Städten, den Menschen darin und von den schrecklichen Kriegen gegen die

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