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035 - Wettlauf gegen die Zeit

035 - Wettlauf gegen die Zeit

Titel: 035 - Wettlauf gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Selbstgespräche und auch die Monologe an seinen Bruder Mickey waren ein Resultat der monatelangen Gefangenschaft beim Volk der Menen. »Nicht an den Tod denken. Denk ans Leben. Du wirst leben. Wer einen Kometeneinschlag, einen Zeitsprung und fünf Monate Einzelhaft überlebt hat, der überlebt auch das hier. Ich schwörs dir, Mickey…«
    Etwas mehr als eine dreiviertel Stunde später näherte er sich einer scharfen Linksbiegung. Dave spähte aufmerksam zu der Stelle, wo der Flusslauf aus seinem Blickfeld verschwand und nur noch Uferwald zu sehen war. Auffällig lichter Uferwald.
    Plötzlich stutzte er.
    »Ist das eine Fata Morgana, oder sehe ich da einen Landungssteg…?«
    Je näher er mit der Maschine der Flussbiegung entgegen trieb, desto sicherer war sich Dave.
    Das Gestell aus Baumstämmen, das dort mitten in der Biegung in den Rhein ragte, war ein Anlegesteg.
    Und auch Gebäude konnte er erkennen -lange Flachbauten aus Holz und in Ufernähe viele Hütten auf Pfählen.
    »Eine Ufersiedlung, na prächtig«, freute sich Dave. »Hoffentlich keine Barbaren vom Schlage der Berliner Menen…«
    Er dachte an die zerlumpte Horde, die bei der Landung in Berlin über ihn und Jenny hergefallen war. Fast zehn Monate war das jetzt her. Sie hatten ihm übel mitgespielt anfangs - hatten ihm fast den Schädel eingeschlagen, den Unterarm gebrochen und ihn in einen finsteren Kerker gesperrt. Eine Erfahrung, die Dave nicht unbedingt wiederholen musste.
    Noch siebenhundert, achthundert Meter war die Anlegestelle jetzt entfernt. Das Flussknie begann, die Spitfire näherte allmählich wieder dem Ufer.
    Ein klobiges Steinhaus schob sich in Daves Blickfeld, darüber erhob sich eine Art Turm. Vielleicht zwanzig oder dreißig Meter hoch - schwer zu schätzen auf die Entfernung -, und während der Strom Dave und sein Flugzeug näher und näher heran trug, sah er die Fahne auf der Turmspitze: eine Flagge in den Farben Grün und Schwarz.
    Das machte einen kriegerischen Eindruck auf David McKenzie, und ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Indessen trieb die Strömung die Spitfire bis auf acht oder zehn Meter ans Ufer heran.
    »Weiter, weiter«, murmelte Dave. »Komm schon, komm…« Ein ausgedehnter Schilfstreifen säumte das Ufer der äußeren Flussbiegung. Frost klebte an den bräunlichen Rohren. Das Wasser musste seicht sein an dieser Stelle.
    Und plötzlich sah er ihn: Schlank, spitz und von metallenem Blau ruhte er vor einem großen Steingebäude auf einem Holzpodest. Dave sperrte Augen und Mund auf.
    »Das… das ist…«, stammelte er in grenzenloser Verblüffung, »… das ist doch eine F-17…!« Wie ein Denkmal stand der Jet etwa zweihundert Meter entfernt auf dem Holzgerüst.
    »Das gibts ja gar nicht…«
    Drei Meter etwa trennten ihn jetzt nur noch vom Schilf. Der Anlegesteg war knapp hundertfünfzig Meter entfernt.
    Dave riss sich vom Anblick des Jets los und beugte sich ins Cockpit hinein. Nacheinander zog er die Kunststoffkästen mit dem Werkzeug aus dem Stauraum hinter dem Pilotensitz. Er wartete, bis ihn nur noch ein Schritt vom Schilf trennte, dann warf er die Kästen hinein. Genauso verfuhr er mit den Ledersäcken, in denen die Ersatzteile steckten. Zuletzt warf er die verrosteten Metallflaschen mit dem Sauerstoff und dem Acetylen und schließlich den Schweißbrenner aus dem Flugzeug. Dann erst wagte er selbst den Sprung.
    Das Wasser war so kalt, dass es weh tat. Doch glücklicherweise reichte es ihm nur bis knapp über die Knie an dieser Stelle. Er watete bis zur Spitze der rechten Tragfläche. Rasch wurde das Ufer flacher. Dave packte die Tragfläche, um die Maschine ins Schilf zu ziehen. »Raus mit dir, Lady Spitfire, beweg dich…«
    Und gleichzeitig geschah es - viel zu schnell, als dass Daves Hirn die vielen Sinneseindrücke verarbeiten konnte: Das Schilfrohr raschelte wie von den Schritten eines schweren Mannes, etwas klatschte wenige Schritte neben Dave in den Fluss, dann eine Wasserfontäne, ein Schatten flog auf die Maschine zu und prallte dumpf und hart auf Bug und Cockpit auf…
    Die Tragfläche entglitt Daves Händen. Er stand wie festgefroren und starrte auf das Vieh, das seine Spitfire langsam vom Ufer wegtrug: ein massiger Körper, Schmutziggrün und über und über mit schuppigen Noppen besetzt. Ein breites Maul und riesige gelangweilte Augen.
    Muskulöse und ungeheuer lange Oberschenkel. Zwischen den fast menschlich anmutenden Fingern spannten sich Schwimmhäute.
    »Jesus…« , stöhnte Dave. Es war

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