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035 - Wettlauf gegen die Zeit

035 - Wettlauf gegen die Zeit

Titel: 035 - Wettlauf gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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weiß ich von Rulfan. Maddrax kommt aus der Zeit der Alten, hat Rulfan gesagt.«
    Die Räte blickten sich ratlos an. Der greise Jannes nickte langsam. »Von Rulfan also…«
    Der weißhäutige Rulfan genoss höchstes Ansehen in Coellen. Über viele Winter hatte er den Widerstandskampf gegen die Bruderschaft angeführt. Rulfan wusste und verstand Dinge, die sonst niemand wusste und verstand.
    Vor fast sechs Monden waren einige Coelleni gemeinsam mit ihm nach Britana aufgebrochen. Einzig Honnes war zurückgekommen. Mit schlimmen Nachrichten. Nur er und Rulfan hatten die Kämpfe mit den Nordmännern überlebt. [3]
    »Gebt mir Tones und elf weitere Streiter mit«, sagte Honnes. »Ich segle den Großen Fluss hinunter. Die Dysdoorer werden den Eisenvogel und seinen Reiter nicht an Dysdoor vorbeitreiben lassen. Entweder wir finden ihn zwischen Coellen und Dysdoor, oder wir finden ihn im Haus des Dysdoorer Hauptmanns.«
    »Einverstanden«, sagte der Kanzler. Er blickte sich unter dem Bürgerrat um. Nacheinander nickten die Männer.
    »Verlieren wir nicht noch mehr Zeit«, sagte Juppis.
    Wenig später lief Honnes an der Spitze von zwölf Streitern über die schmale hölzerne Landungsbrücke auf seinen Segler. Alle trugen sie die Lederschuppenrüstungen der Streiter Coellens.
    Und darüber die dicken braunen Wollmäntel, wie man sie sich im Winter über die Schultern zu werfen pflegte.
    Auf dem Segler war Honnes von Britana zurück nach Coellen gefahren. Wilde ruppige Kerle aus den Ruinen Landäns hatten ihm das Schiff gebaut. Kerle, die sich »Lords« nannten und in Honnes' Augen weiter nichts als Räuber waren. Schlitzohren, denen man nicht über den Weg trauen konnte. Dennoch hatten sie ihm den Segler gebaut.
    Sie legten ab und ruderten das Schiff aus dem kleinen Hafen. Auf der Mitte des Großen Flusses hissten sie das Segel. Rasch schob der Wind sie flussabwärts.
    Die Männer standen an der Reling und beobachteten die Ufer. Honnes, am Bug des Schiffes, war in Grübeleien versunken. Die Nachricht von dem Eisenvogel und dem Mann, der angeblich wie Maddrax gekleidet sein sollte, hatten ihn heftiger aufgewühlt, als er es sich anmerken ließ.
    So vieles hatte er sehen müssen in den letzten Monden die Freunde Rulfans, die in Bunkern unter der Erde lebten, ihre ganz und gar unbegreiflichen Waffen, Anzüge und Fahrzeuge, die blutgierigen Nordmänner, die fremdartige Welt jenseits des Meeres in Britana mehr als das Herz eines Mannes fassen konnte, hatte Honnes gesehen.
    Und nun schon wieder ein Eisenvogel. Und mit ihm schon wieder ein Mann aus der Vergangenheit?
    Die Rätsel nahmen kein Ende…
    ***
    »Bringt ihr mir einen Mann! Bringt ihr mir einen zitternden Fremden mit Gläsern auf der Nase!«
    Der Kerl fuchtelte mit den Armen und machte eine weinerliche Miene. »Und seinen Eisenvogel lasst ihr den Kwötschis!« Sein kurzer fassartiger Körper tänzelte um Daves Gepäck herum.
    Schweißbrenner, Ersatzteile und Werkzeuge lagen in der Mitte des Raumes. Eine Pfütze breitete sich um Ledersäcke, Kisten und Gasflaschen aus. Daves Retter hatten das Zeug aus dem Schilf geborgen.
    »Lasst einfach den Eisenvogel davon schwimmen! Das schmerzt den guten Haynz, wahrhaftig, das schmerzt ihn!«
    Dave beobachtete den seltsamen Burschen aufmerksam. Der Mann faszinierte ihn geradezu die melodiöse Stimme, das zwischen Zorn und Weinerlichkeit pendelnde Mienenspiel, der große kahle Schädel und der kurze breite Körper. Fassartig, wie gesagt.
    »Jawoll, das schmerzt den Haynz! Ganz arg schmerzt ihn das!«
    Dave saß neben einer Art Schacht an der Stirnwand des großen quadratischen Raumes. Ein Feuer brannte in dem Schacht. Sie hatten ihm ein paar Felle und Decken überlassen, die er sich um seinen nackten Körper gewickelt hatte. Seine nassen Kleider hingen über einem Holzbock neben dem Feuerschacht. Dave zitterte noch immer.
    An den kahlen Wänden aus grob behauenem braunem Sandstein waren Speere, Äxte und Keulen befestigt. Und eine grün und schwarz gestreifte Fahne, wie Dave sie vom Fluss aus über dem Turm hatte wehen sehen. An der Wand gegenüber der Fensterseite stand ein wuchtiger Lehnstuhl aus Holz. Er erinnerte Dave an einen Thron.
    »Schleppt mir den nassen Zitterich mit seinem Weiberhaar und seinen lächerlichen Augengläsern herbei und lasst den Eisenvogel davon schwimmen !«
    Der zeternde Bursche hatte seinen kahlen Kopf und sein Gesicht nicht wie die anderen mit Ruß geschwärzt. Seine Gesichtshaut war teigig und blass und

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