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0352 - Die Bestie von Neapel

0352 - Die Bestie von Neapel

Titel: 0352 - Die Bestie von Neapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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erkennen, die im Marinehafen vor Anker lagen. Die Farbenpracht im Yachthafen war dagegen ein krasser Gegensatz. Aber die meisten Yachten waren verlassen; die Feten wurden nachts gefeiert, die Putz- und Wartungsarbeiten am Nachmittag und die Einkäufe am Mittag – also jetzt. Die wenigsten Yachteigner waren im Hafen; April Hedgeson war eine der Ausnahmen.
    Sie stiegen aus, und Mac Landrys drückte dem Fahrer einen größeren Schein in die Hand, den dieser kommentarlos und ungewechselt verschwinden ließ. April zog Landrys hinter sich her zu der Anlegestelle, an der sich ihre Yacht befand.
    Landrys musterte die Beschriftung. Da war nur Heimathafen und Herkunftsland angegeben, und die Bezeichnung »G-ALPHA«. »Hat die Nußschale auch einen Namen?« wollte Landrys wissen.
    »G-ALPHA«, sagte April. »Das war die Projektbezeichnung. Bei den letzten Booten ist Bjern auf das griechische Alphabet ausgewichen. Die ALPHA war die erste Yacht, die fertig wurde. Drei weitere liegen auf Kiel, was aus ihnen wird, weiß heute noch niemand. Vielleicht verrosten sie irgendwann. Dieses gute Stück jedenfalls hat er mir testamentarisch vermacht.«
    »Sieht nicht schlecht aus«, gestand Landrys. »Ich verstehe nicht viel vom Schiffsbau, aber diese Konstruktion ist schon recht eindrucksvoll. Mit wieviel Mann Besatzung fährt der Kahn?«
    »Ich kann ihn allein steuern«, sagte April. »Alles läuft vollelektronisch über Computer. Ich taste einen Code ein, der die Sperren löst, und kann dann ebenfalls über Tastendruck das Schiff steuern. Ich programmiere gewissermaßen den Kurs. Die Elektronik gleicht dann Wind- und Wellengeschwindigkeiten aus. Ich kann bei programmierter Kurswiederholung 20 heute auf den Millimeter exakt die gleiche Tour nachvollziehen, die ich gestern gefahren bin, oder kann sie rückwärts aufrollen… ich kann bei Nebel absolut sicher mit hoher Geschwindigkeit einen Kurs verfolgen, der um dreißig Felsen und Ufervorsprünge führt. Ich muß nur alles exakt einprogrammieren. Komm, ich zeige dir die Kommandobrücke.«
    Sie kletterten an Bord der fünfundzwanzig Meter langen hochseegängigen Yacht. Sie war flach geformt, aerodynamisch verkleidet. Die Reling ließ sich für Hochgeschwindigkeitsfahrten ebenso einfahren wie zahlreiche Antennen und Kleinigkeiten wie griffbereite Rettungsringe und dergleichen mehr. Die Yacht wirkte optisch ungemein flach, aber als Landrys an Bord war, merkte er, daß dieser Eindruck täuschte. Oben auf dem Dach der vollverkleideten Kommandobrücke befand sich eine Radar-Antenne, die wahrscheinlich dem Steuerungscomputer unvorhergesehene Hindernisse ebenso meldete wie die natürlichen Formationen der Ufergestade.
    Dann stand Landrys auf der Kommandodrücke. »Das ist ein Raumschiff«, sagte er verblüfft. »Jetzt weiß ich, warum ich zeitlebens nicht viel von moderner Technik gehalten habe. Mit Nautik hat das alles doch kaum noch etwas zu tun.« Er betrachtete die Bildschirme und die Datentastatur, die Kontrollinstrumente… in der Tat konnte die Yacht blind gefahren werden, nur nach Programm. Wie leistungsfähig mußte diese Elektronik sein?
    »Bjern hat seine letzten Boote nur noch mit dieser Elektronik ausgestattet, die er ständig verbessert hat«, sagte April. »Früher war es seinem Vater und ihm eigentlich nur darum gegangen, die Leistung durch ausgefeilte Aerodynamik über und unter Wasser zu verbessern. Aber irgendwann sind sie dazu übergegangen, auch die Steuerung umzukonstruieren, sie gewissermaßen ganz neu zu erfinden. Hier gibt es kein großes Steuerrad, keinen Maschinentelegrafen oder Geschwindigkeitshebel. Wenn ich eine bestimmte Geschwindigkeit erreichen will, programmiere ich sie ein, und der Computer steuert die beiden Antriebsturbinen so aus, daß diese Geschwindigkeit effektiv erreicht wird. Das sorgt zudem noch für eine optimierte Leistungskurve der Maschinen und für einen geringen Treibstoffverbrauch.«
    »Du sprichst, als wolltest du mir die G-ALPHA verkaufen«, sagte Landrys.
    April schüttelte den Kopf. »Das Prachtstück ist unverkäuflich«, sagte sie.
    »Trotzdem – wie wäre es mit einer Probefahrt? Ich möchte dir etwas zeigen.«
    »Ich dachte mir schon, daß dich die Yacht an sich weniger interessiert. Du hast etwas vor, nicht wahr? Was?«
    »Später«, sagte er. »Wenn wir da sind.«
    »Einverstanden. Warte ein paar Minuten.« Sie verließ die Kommandobrücke und verschwand im Mittelteil der Yacht in einer Bodenluke. Landrys versuchte unterdessen den

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