0352 - Es brodelt in der Unterwelt
nachdenklich.
***
Aus dem Martini, den ich Mr. Murray versprochen hatte, wurde nichts.
Die halbstündige Unterbrechung unseres Fluges in Chicago reichte kaum aus, alle Fragen der Untersuchuingskommission zu beantworten. Als ich zu Phil in den Erfrischungsraum eilte, fand ich ihn nicht mehr mit dem Ehepaar allein. Ein Sachverständiger des örtlichen FBI hatte sie alle in ein Nebenzimmer gebeten. Es interessierte ihn hauptsächlich, wie die Höllenmaschine in den Koffer des Hotelmillionärs gelangt war.
»Das ist ein Umstand, den ich mir nicht erklären kann!« sagte Mr. Murray, als ich eintrat. »Ich selbst habe alles eingepackt, nachdem es meiner Frau so schlecht ging. In der Aufregung stopfte ich mein Zeug wahllos hinein und schloß sogar ab, damit der Koffer nicht unterwegs aufspringen konnte.« Ich näherte mich dem Gepäckstück aus feinem, glatten Leder, das geöffnet in einem Sessel lag.
»Das Durcheinander hier habe ich erst angerichtet!« meinte ich überrascht. »Nachdem ich das Schloß aufgesprengt hatte, fand ich den Inhalt sorgsam geordnet vor!«
»Ein interessanter Widerspruch!« stellte der FBI-Mann fest. »Da handelt es sich also bei dem Betreffenden, der sich später an dem Koffer zu schaffen machte, um einen ordnungsliebenden Menschen. Was geschah, als Sie abgeschlossen hatten?«
»Ich steckte den Schlüssel ein!« sagte Mrs. Murray, deren Gesicht noch immer die Spuren ihres Schrecks zeigten. »Mein Mann verliert ihn zu oft. Ein Hotelboy hat die Koffer dann weggebracht.«
»Mehrere Koffer?«
»Zwei — den meines Mannes und meinen eigenen.«
»Geben Sie mir bitte die Schlüssel!« sagte der FBI-Kollege. »Wir müssen vorsichtshalber auch Ihr Gepäck untersuchen. Es sieht doch so aus, als galt der Anschlag Ihnen beiden.«
Er bekam das Verlangte, aber die Untersuchung des kleinen Handköfferchens von Mrs. Murray verlief negativ. Außer einigen persönlichen Dingen, vor allem Wäsche, enthielt es nichts, was auch nur annähernd wie eine Höllenmaschine aussah.
Damit war zunächst das Interesse der Sachverständigen erloschen.
Der Düsenklipper konnte starten, und die Murrays flogen mit. Lediglich der bewußte Koffer blieb in Verwahrung. Man wollte ihn noch genauer unter die Lupe nehmen und den Weg verfolgen, den er in New York von der Zimmerflucht des Hotelmillionärs bis zur Maschine genommen hatte. Irgendwo mußte die Lücke zu finden sein, in der das Gepäckstück dem Zugriff eines Unbefugten zugänglich geworden war.
Wir hatten gerade noch Gelegenheit, kurz mit dem Ehepaar Murray über die Kidnappingsache zu sprechen.
Wir vereinbarten, daß Phil und ich am nächsten Morgen unter einem Vorwand auf der Ranch erscheinen und die weiteren Schritte beratschlagen würden. Nicht zuletzt der geheimnisvolle Attentatsversuch in der Luft bewog uns zu diesem vorsichtigen Handeln.
Es brauchte wirklich niemand zu ahnen, daß sich schon das FBI oder die Polizei eingeschaltet hatte Die Vernehmung der Murrays im Zusammenhang mit der Höllenmaschine war unverfänglich; im Interesse der entführten'Zwillinge aber durften wir in Denver nur getarnt arbeiten.
So bestiegen wir wieder den Klipper, der mir nach allem jetzt gar nicht mehr so vertrauenerweckend vorkam, wie es die Flugunfallstatistik'glauben gemacht hatte. Auch einige der Passagiere schienen Bedenken gehabt zu haben, denn der Kabinenraum war sehr gelichtet. Möglicherweise aber war für viele Chicago das Ziel gewesen.
Phil und ich dösten während des Fluges, so gut es unsere Gedanken zuließen In Denver angekommen, lohnte es sich für den Rest der Nacht durchaus noch, ein Zimmer zu nehmen und ordentlich zu schlafen. Von den Murrays hatten wir uns betont oberflächlich verabschiedet. Falls die Kidnapper die Rückkehr des Elternpaares beobachteten, sollten sie nicht auf uns aufmerksam werden.
Am nächsten Morgen zogen wir von unseren Sachen das an, was uns am schlechtesten dünkte. Wir hatten die Idee, auf der Ranch als Männer vorzusprechen, die einen Job suchten. Das würde unverdächtig wirken, obwohl wir selbst in unserer ziemlich abgetragenen Kleidung noch fein aussahen.
Gleich in der Nähe des Flughafen-Hotels befand sich ein Wagen verleih. Wir wollten einen alten Wagen mieten, um möglichst stilecht die im Nordwesten der Stadt gelegene Besitzung zu erreichen.
Der Autoverleiher war ein wettergegerbter Bursche, von dem wir uns gleich den Weg in Richtung Boulder zeigen ließen.
Als er hörte, daß wir dort zur Murray-Ranch wollten, sah
Weitere Kostenlose Bücher