0352 - Es brodelt in der Unterwelt
Dollar flüssig machen, wird ihnen nichts passieren. Schalten Sie aber die Polizei ein oder zahlen Sie das Geld nicht, sehen Sie sie nie wieder. Erwarten Sie unsere weitere Nachricht. Beschaffen Sie sich inzwischen das Geld in kleinen, gebrauchten Scheinen.
Ein Geschäftspartner
Der Brief war handschriftlich verfaßt worden und stammte aus Denver. Dem Stempel nach hatte man ihn in der Nacht in den Kasten geworfen, so daß er gleich mit der ersten Post den Empfänger erreichen konnte. Vermutlich war der Schreiber genau über die Ankunft des Elternpaares informiert.
»Sie sehen, Mr. Cotton, daß Sie sich aus der Sache heraushalten müssen!« sagte Mr. Murray mit einem ängstlichen Unterton in der Stimme. »Vielleicht ist es am besten. Sie reisen gleich wieder ab!«
»Ich verstehe Ihre Sorge, Mr. Murray!« erwiderte ich. »Aber unsere Anwesenheit wäre trotzdem in Ihrem Sinn. Natürlich unternehmen wir nichts, was die Kinder in Gefahr bringen könnte. Wir möchten nur in der Nähe sein, um im Ernstfall einzuspringen.«
»Und wenn die Kidnapper das merken?«
»Wahrscheinlich wissen sie es schon, daß wir von der Polizei sind. Sie haben sich vorhin ziemlich ungeschickt verhalten!«
»Das tut mir leid — aber in der Erregung ist es mir herausgerutscht!« murmelte der Hotelmillionär entschuldigend.
»Außer diesem Mr. Toole hörte es jedoch niemand — und er kam mit Ihnen!«
»Er fuhr zwar mit uns, aber sonst wissen wir nichts von ihm Wir stießen zufällig in Denver mit ihm zusammen. Er kann ein harmloser Bursche sein, der wirklich nur einen Job sucht. Genauso gut aber kann es sich um einen Spitzel der Kidnapper handeln!«
»Das wäre ja furchtbar!« jammerte Mr. Murray. »Dann dauert es nicht lange, bis die Kerle davon erfahren, daß die Polizei schon auf der Ranch ist!«
»Ihre Annahme ist richtig!« sagte ich, obwohl ich durchaus nicht überzeugt war, daß Toole mit den Kidnappern zusammensteckte.
Aber ich mußte Mr. Murray dazu bringen, unsere Anwesenheit zu akzeptieren — in seinem Interesse. Wie oft machten erpreßte Eltern in ihrer Angst die größten Fehler.
Darum fuhr ich fort: »Wir haben die Gelegenheit, unser Erscheinen hier anderweitig zu erklären. Da ist doch noch das Bombenattentat von gestern abend. Wir brauchen nur das Gerücht auszustreuen, eine Art Schutzwache für Sie zu sein. Ganz aus der Luft gegriffen ist die Sache ohnehin nicht.«
»Ja, aber, sind denn die Attentäter und Kidnapper nicht die gleichen Leute?« fragte Murray erstaunt.
Ich schüttelte zweifelnd den Kopf und sah auf Phil, der ebenfalls mit den Schultern zuckte.
»Ich möchte es nicht annehmen!« sagte ich. »Wenn die Verbrecher Geld von Ihnen erpressen wollen, dürfen sie Sie nicht vorher töten. Es muß sich um zwei getrennte Fälle handeln. Haben Sie Feinde?«
»Natürlich!« gab Murray sofort zu. »Als Geschäftsmann hat man die immer. Aber ich wüßte niemanden, der es auf mein Leben abgesehen hätte. Und mit der Höllenmaschine wäre ich ja nicht allein umgekommen.«
»Verbrecher kennen da keine Skrupel!« meinte ich. »Aber eine andere Frage: Wer erbt Ihr Vermögen, wenn Sie mit Ihrer Gattin und den Zwillingen nicht mehr leben würden?«
Der Hotelmillionär blickte mich mit offenem Münde an und begriff nur langsam.
»Sie wollen damit doch nicht sagen, daß…?«
Er sprach den Verdacht nicht aus, den ich ihm nahegelegt hatte.
Ich nickte nur stumm, worauf er einigermaßen blaß wurde. Immerhin war er realistisch genug, jetzt über meine Frage nachzudenken.
»Da wäre eigentlich nur mein Cousin Robert Duncan«, sagte er schließlich. »Aber das' ist doch unmöglich — obwohl…!«
Er stockte so auffällig, daß Phil und ich ihn fast gleichzeitig anspornten, weiterzusprechen. Da faßte er sich wieder und fuhr fort:
»Obwohl er mit Catherin Mosley sehr befreundet ist!«
Wir schauten ihn beide fragend an. Darum erklärte Murray:
»Sie ist unser Kindermädchen, das unsere Zwillinge beaufsichtigen mußte.«
Mit Mühe hielt ich meine Überraschung zurück, trotzdem es so aussah, als hätten wir nun die Verbindung zwischen dem Anschlag im Düsenklipper und der Kidnapping-Geschichte gefunden. Aber etwas stimmte nicht.
Wenn dieser Cousin tatsächlich mit Hilfe seiner Freundin die Kinder beiseite gebracht und den Murrays eine Bombe ins Gepäck geschmuggelt hatte, warum war dann der Erpresserbrief gekommen? War es geschehen, weil der Hotelmillionär mit seiner Frau den Flug unversehrt überstanden hatte
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