0353 - Brutstation im Pararaum
entkommen, aus freien Stücken einer möglicherweise noch größeren Gefahr in den Rachen liefen.
*
Entgegen aller Erwartungen stellte sich uns innerhalb der Stadt im Hyperraum niemand entgegen.
Fast eine Stunde lang waren wir durch ein Labyrinth von Gängen geirrt, ohne einem einzigen Symbionten oder einer Robotraupe zu begegnen. Das beruhigte uns allerdings keineswegs. Wir fühlten uns eher wie hilflose Opfer, die nur deshalb nicht behelligt wurden, weil ihre Handlungen mit den Plänen ihrer Verfolger übereinstimmten.
Dennoch wäre es vorläufig Wahnsinn gewesen, sich erneut zum Kampf zu stellen. Upper Kisca hatte sich noch nicht von dem Symbiontenüberfall erholt. Er tappte geistesabwesend in unserer Kolonne mit und sprach kein Wort. Wenn man ihn anredete, erhielt man völlig sinnlose Antworten. Ich selbst litt von Zeit zu Zeit an Schwindelanfällen. Die kurzfristige Übernahme meines Bewußtseins schien meinen Gleichgewichtssinn gestört zu haben. Und Pinar Alto war ebenfalls noch nicht wieder der Alte.
Deshalb riet Fellmer Lloyd zu einer Ruhepause, nachdem wir wieder einmal in eine Verteilerhalle gekommen waren, von der ein gutes Dutzend Gänge abzweigten.
„Wir müssen außerdem überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen", setzte der Mutant hinzu. „Bisher haben wir planlos gehandelt. Unsere Aufgabe jedoch ist es die Parabasis der Zweitkonditionierten zu zerstören."
„Wobei dies nicht einmal die Parabasis ist, die wir eigentlich aufsuchen wollten" fügte Hisso Rillos hinzu. „Schön, auch die Brutstation scheint von Wichtigkeit für unsere Feinde zu sein, aber wir wissen viel zuwenig darüber, um beurteilen zu können, welche Folgen die Vernichtung der Plattform hätte."
Wir ließen uns im Kreis nieder, unmittelbar vor einer Gangmündung, damit wir im Notfall schnell entkommen konnten.
Einige Minuten lang lehnte ich mich gegen die Wandung der Halle und schloß die Augen. Die Gleichgewichtsstörungen hatten nachgelassen. Allmählich fühlte ich meinen Unternehmungsgeist zurückkehren.
„Ich schlage folgendes vor", sagte ich leise. „Wir suchen uns ein gutes Versteck, eine Basis, die nach Möglichkeit in der Nähe von Energieaggregaten liegen sollte, um die Anpeilung der Streustrahlung unserer Anzugaggregate zu vermeiden. Dort sollten Upper Kisca und noch zwei Leute zurückbleiben.
Die anderen stoßen auf direktem Wege zur Oberfläche vor und versuchen, einen der Raupenroboter zu fangen. Wenn es uns gelingt, sein Positronengehirn oder das Äquivalent davon, das er sicher enthält, abzutasten, könnten wir eventuell Informationen über das Sicherungssystem der Plattform erhalten."
Dieser Vorschlag wurde eine Viertelstunde lang diskutiert. Schließlich einigten wir uns darauf, daß wir ein Versteck suchen wollten. Dort sollten dann Kisca, Cornyn, Lloyd und Rillos zurückbleiben und sich passiv verhalten, während ich mit Pinar Alto zur Oberfläche vorstoßen sollte.
Mit Hilfe unserer Energietaster gelang es uns, innerhalb der nächsten dreißig Minuten ein Energieaggregat zu finden. Es schien sich um eine komplizierte Maschine zur Erzeugung differenzierter Hochenergie-Überlagerungsfelder zu handeln. Welchem Zweck die betreffenden Felder dienten, ließ sich mit unserer Ausrüstung nicht feststellen. Aber sie erzeugten eine so hervorragende Abschirmung gegen jegliche Ortungsimpulse, daß wir das Versteck als absolut sicher ansahen.
Hisso Rillos, der etwas von Medizin verstand, errichtete ein Plastikzelt, fühlte es mit einer Atmosphäre aus seinem Rückentornister und öffnete Kiscas Raumanzug, um seinen Kameraden zu behandeln.
Fellmer Lloyd winkte mir zum Abschied zu.
„Seien Sie vorsichtig, Mokart", mahnte er ernst.
Ich nickte.
Ganz sicher würden Alto - und ich auf der Hut sein. Ob das bei einem solchen Risikoeinsatz viel nützte, war eine andere Frage. Fellmer Lloyd hatte es da etwas leichter. Er würde die Annäherung fremder Lebewesen sofort erkennen. Im Notfall mußte er uns über Hyperkom herbeirufen.
Im Laufschritt eilten Pinar Alto und ich den Weg zurück. Unterwegs hatten wir einen Liftschacht entdeckt. Ihn wollten wir für unseren Vorstoß nach oben benutzen.
5.
Die Falle war so raffiniert gewesen, daß wir sie erst bemerkten, als sie längst zugeschnappt war.
Eben noch schien sich der Liftschacht über uns mindestens hundert Meter hinzuziehen - und in der folgenden Sekunde prallten wir hart gegen feste Materie.
Die Illusion erlosch erst eine Sekunde
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