0353 - Brutstation im Pararaum
Erde, und zwar in lunarer Distanz. Das Oberkommando der Solaren Raumflotte rechnete stündlich mit einer zweiten Großoffensive der Zweitkonditionierten.
Etwas hilflos zuckte der schlanke Mann in der kleidsamen Uniformkombi die Schultern.
„Was sollen wir tun? Die Erde entblößen? Dabei ist OLD MAN nicht einmal voll einsatzfähig, obwohl wir die Stammbesatzung inzwischen auf fünfzigtausend Mann erhöhen konnten. Es fehlen jedoch noch Leute zur Bemannung der Ultraschlachtschiffe; erst dann kann ich für eine aktive Verteidigung des Sonnensystems garantieren."
„Ich weiß Bescheid", erklärte ich. „Zusätzlich zu der Besatzung benötigen Sie für die Ultraschlachtschiffe von OLD MAN ja auch noch Korvetten und Moskito-Jäger, die erst von den solaren Werften produziert werden müssen. Von den Kompaktkalups ganz zu schweigen, mit denen die Schiffe ursprünglich ausgerüstet werden sollten. Soviel ich informiert bin, hat Staatsmarschall Bull die betreffenden Umrüstungsarbeiten gestoppt...?"
„Schlagartig, Oberst." Ferenczy lachte heiser. „Die Imperiumsflotte und ihre Zulieferbetriebe befinden sich in der Lage von Männern, die mit Mühe und Not gerade noch die Löcher stopfen können, die die Sturmflut immer wieder in den Deich reißt. - Aber sobald der Sturm sich verstärkt, wird der Deich hinweggefegt werden..."
Ich schluckte. Aus seiner Stimme hatte Bitterkeit geklungen. General Ferenczy war kein Mann, der unter Depressionen zu leiden pflegte. Wenn er die Lage so skeptisch sah, dann war sie es auch.
„Die Ratten verlassen bereits das sinkende Schiff", fügte er seinen Ausführungen noch hinzu. „Die Akonen, Arkoniden, Springer und Aras ziehen ihre Botschaften, Handels- und Militärmissionen seit einer Woche von den Imperiumswelten zurück und weisen unser Personal von ihren Welten aus. Man meidet uns Terraner wie Aussätzige, mein lieber Mokart."
Ich ballte die Fäuste und starrte mit brennenden Augen zu der kleinen Scheibe des Mondes, der sich links aus dem Erdschatten ins Sonnenlicht schob.
Wie lange würde dieses friedliche Bild noch zu sehen sein?
Was hatte die Menschheit verbrochen, daß sie vom Schicksal so schwer geschlagen wurde?
Erst nach einigen Minuten bemerkte ich, daß General Ferenczy mich an den Schultern rüttelte.
„Ja, was ist...?" fragte ich, während ich aus dem Strudel meiner Gedanken auftauchte.
Ferenczy stöhnte.
„Mann, haben Sie mich eben erschreckt! Sie hätten Ihr Gesicht sehen sollen, Oberst Mokart. Woran dachten Sie vorhin?"
Ich verzog ironisch die Lippen. Mit meinen Gedanken war ich bereits halb in der Schalthalle der großen Positronik des OLD MAN.
„Daran, daß wir endlich aus der Defensive heraus müssen, General", antwortete ich rauh. „Wir müssen das Übel an der Wurzel packen - dort, woher die Zweitkonditionierten mit ihren Dolans kommen!"
Ich salutierte und verließ die Kommandozentrale des Riesenroboters. Unter dem Schott wandte ich mich noch einmal um. General Ferenczys Gesicht war bleich geworden. Offenbar ahnte er, was ich vorhatte - er schien sich jedoch nichts davon zu versprechen.
Ich machte eine vielsagende Handbewegung, die den Riesenroboter einschloß. Dann ging ich.
*
Nach neun Stunden angestrengter Arbeit, in deren Verlauf ich eine hektische Debatte mit der Positronik geführt hatte, befand ich mich praktisch wieder da, wo ich begonnen hatte.
Es gab einfach keine erkennbare Lösung. Und diejenige, die mir vorschwebte, ließ sich mit den vorhandenen Mitteln nicht verwirklichen.
Ich rief General Ferenczy über Interkom an und bat ihn, mir kurzfristig für einige Stunden eine Moskito-Jet zur Verfügung zu stellen, mit der ich zum Mond fliegen wollte.
Er sah mich einige Sekunden lang nachdenklich an. Anscheinend überlegte er, ob es Zweck hatte, mich nach dem Grund meiner Bitte zu fragen. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Da stimmte er zu.
General Ferenczy wußte genau, daß ich von der Admiralität der USO mit einem Sonderauftrag abgestellt worden war und Staatsmarschall Bull mir einen roten Ausweis gegeben hatte, der mich dazu berechtigte, von allen Dienststellen des Solaren Imperiums vollste Unterstützung zu fordern. Wenn ich nicht reden wollte, dann würde auch er kein Wort aus mir herausbringen.
Ich schwieg jedoch nicht, weil ich dem General etwa nicht traute, sondern weil ich mir selbst noch nicht völlig über den einzuschlagenden Weg im klaren war.
Wenige Minuten später saß ich im Pilotensitz eines der kleinen,
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