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0353 - Die Vampirkutsche

0353 - Die Vampirkutsche

Titel: 0353 - Die Vampirkutsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hindurch in den dahinterliegenden Raum, in dem eine blakende, rußende Fackel für mäßige Helligkeit sorgte. Der Vampir schloß die Tür wieder, versperrte sie sorgfältig und kehrte dann um.
    In den Kellerräumen wurde es still.
    Das entführte Mädchen stand da wie eine Säule.
    ***
    Zamorra und Nicole räumten eine Ecke des Zimmers frei, rollten den Teppich zurück, und Zamorra zeichnete mit der magischen Kreide einen Drudenfuß und einen Schutzkreis auf den Fußboden. Er umgab ihn mit Beschwörungssymbolen. Dann setzte er sich mit dem Amulett in diesen Drudenfuß. Nicole, die außerhalb blieb, schützte sich ebenfalls mit einem Kreis. Man konnte nie wissen, welche Kräfte bei einer Beschwörung frei wurden. Es konnte immer geschehen, daß etwas außer Kontrolle geriet, und mit Magie war nicht zu scherzen.
    Auch wenn Zamorra nur sich selbst erforschen wollte…
    Er aktivierte das Amulett, diese silbrige, handtellergroße Scheibe mit den eigenartigen Schriftzügen und dem Drudenfuß im Zentrum, der bei Versuchen dieser Art meist wie ein winziger Fernsehschirm arbeitete. Dann sprach er leise die Worte der nötigen Beschwörungsformeln und wiederholte sie zweimal.
    Er konzentrierte sich auf das Traumbild, versuchte es zurückzuholen. Irgendwie versank er in sich selbst, kehrte in die Vergangenheit zurück. Und da sah er plötzlich das düstere Gemäuer im Wald.
    Von einer Kutsche war nichts zu sehen.
    Ringsum ragten die Bäume am Berghang empor, hohe Tannen, kein Unterholz. Lange Schatten auf nadelübersätem Boden, hier und da etwas Gras und Moos, aufragende schroffe Felsbrocken, die aus dem sanft ansteigenden Hang hervorragten. Und dann das verfallene, düstere Gemäuer. Rauhe, bemooste Steine, ein halb vermodertes Tor in der Einfriedungsmauer. Dahinter ein unkrautüberwucherter Hof, niedergebrannte Stallungen, ein Steinbau, und dann das Schloß an sich. Das Mauerwerk zeigte deutliche Brandspuren, die aber schon uralt sein mußten. Die Fenster waren leere Öffnungen. Teilweise fehlte das Dach, an anderen Stellen waren angekohlte Balken und Dachschindeln. Alles war tot, verfallen, ausgestorben. Vor langer Zeit verlassen.
    Dann verlosch das Bild wieder.
    Übergangslos erwachte Zamorra aus seiner Konzentration, so wie er vorhin aus dem Traum der lautlos dahinjagenden Kutsche erwacht war. Verwirrt betrachtete er das Amulett, das ihm keine Bilder gezeigt hatte. Sie waren direkt in seinem Bewußtsein entstanden.
    »Was hast du gesehen?« fragte Nicole.
    Zamorra erzählte es ihr. »Damit können wir allerdings auch nichts anfangen«, schloß er. »Schloßruinen gibt es tausende auf der Welt, und auch der bewaldete Berghang bringt uns nicht viel weiter.«
    »Laß es mich mal ausprobieren«, bat Nicole. »Vielleicht sehe ich etwas anderes, oder vielleicht sehe ich mehr als du, weil ich alles aus einer anderen Perspektive betrachte.«
    Zamorra nickte. Er tauschte seinen Platz mit Nicole, die nun im Drudenfuß Platz nahm und ihrerseits mit der Beschwörung begann. Nach einer Weile verstummte sie, und irgendwie richtete sich ihr Blick »nach innen«. Zamorra spürte deutlich, daß sie etwas sah, aber die Schwingungen sprangen nicht völlig auf ihn über.
    Schließlich hob sie den Kopf und verließ den Drudenfuß.
    »Manchmal ist dieser Hauch von Magie, den ich noch immer in mir trage, doch zu etwas nützlich«, sagte sie. Sie spielte darauf an, daß sie vor geraumer Zeit einmal kurzzeitig schwarzes Dämonenblut in den Adern getragen hatte. Seitdem war sie für magische Erscheinungen äußerst empfänglich.
    »Das Schloß ist verflucht«, sagte sie. »Es ist vor immerhin rund 170 Jahren niedergebrannt worden, aber der Hauch des Bösen steckt immer noch in den Mauern. Und innen drin… lebt etwas. Etwas nicht Menschliches… und ich hörte Seelen weinen.«
    Zamorra hob die Brauen. In der Tat muße Nicole erheblich mehr erfahren haben, als es ihm möglich gewesen war.
    »Gefangene, glaube ich«, sagte Nicole leise. »Verzweifelt und in Angst. Der Tod nah… nein. Nicht der Tod. Es ist etwas anderes. Aber ich konnte nicht mehr erkennen.«
    »Und wo steht dieses verfluchte Schloß?«
    »Roatec«, sagte Nicole. »Es trägt oder trug den Namen ›Roatec‹. Mehr weiß ich nicht. Aber vielleicht können wir damit schon etwas anfangen.«
    Zamorra nagte an seiner Unterlippe. Der Name sagte ihm nichts. Aber er klang östlich. Ungarn, Tschechoslowakei, Rumänien, Jugoslawien… irgendwo im Balkan-Raum mußte es sein. Zumindest klang

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