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0353 - Ein Toter zuviel

0353 - Ein Toter zuviel

Titel: 0353 - Ein Toter zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein Toter zuviel
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weigerte.
    Der Wirt bedachte uns mit giftigen Blicken, und auch ich kam dabei nicht zu kurz. Er mußte mich für den Spießgesellen seiner Blutsauger halten. Daß ich ein G-man war, der nur deshalb mitkam, um den Burschen das Handwerk zu legen, konnte der Wirt nicht ahnen. Zum Schluß goß Slim noch zwei Gin in sich hinein.
    In der nächsten Schenke spulte sich der gleiche Film ab.
    Die Leute zahlten, ohne viele Worte zu machen. Und überall boten uns die Wirte auch noch Schnaps an. Ich lehnte jedesmal ab: »Morgens trinke ich nie etwas«, erklärte ich Slim Brooks, der mich mit ungläubigen Augen anstarrte.
    Im Rahsegel, so hieß die Kaschemme, stand ein junger Bursche hinter der Theke. Slim lehnte sich mit dem ganzen Oberkörper über die Theke.
    »Wo ist Papa, Baby?«
    »Krank«, knurrte der Junge, »ich vertrete ihn.«
    »Wir wollten aber deinen Vater sprechen«, beharrte Slim.
    »Sag ihm, er soll sich die Nachtmütze von den Ohren ziehen und uns seine Aufwartung machen. Ich verhandle nicht mit einem grünen Jungen!«
    »Ich sagte, daß ich meinen Vater vertrete. Wenn ihr einen Hinauswurf erleben wollt, kann ich das genausogut besorgen!«
    Der Gangster trat einen Schritt zurück. Sein Lächeln hatte einen boshaften Zug bekommen.
    »Du rückst sofort die Bucks raus, Kid«, befahl er. »Sonst war das hier die längste Zeit ein nettes Lokal, in dem man sich aufhalten konnte.«
    »Ich habe keine Angst vor euch«, gab der Junge zurück. »Zum letztenmal! Verschwindet endlich — ich habe mir eure Visagen lange genug angesehen.«
    »Paß mal auf, was ich mit dem Gesöff hier mache«, sagte Slim, und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, marschierte er um die Theke herum.
    Der Junge wurde vor Wut bleich wie ein Bettlaken.
    Dann packte er eine Flasche um den Hals.
    »Stop!« brüllte ich. Gegen Brooks hatte der Junge keine Chance. Aber er war nicht mehr zu halten. Wie ein Tiger sprang er den Gangster an, die hoch erhobene Flasche wie eine Keule schwingend.
    Slim trat geschickt einen Schritt zur Seite, um den anstürmenden Jungen an sich vorbeizulassen. Obwohl Slim schon viel getankt hatte, war sein Reaktionsvermögen noch sehr groß. Mit meinem Bein hatte er allerdings nicht gerechnet, ich hatte es unauffällig etwas nach rechts gehoben. Brooks ruderte mit den Armen in der Luft und suchte nach einem Halt, dann stürzte er hintenüber.
    Jetzt mußte ich eingreifen. Der Gangsterkoloß hätte sonst dem Jungen alle Knochen im Leibe zerschlagen. Ich suchte nach einer Möglichkeit, das zu verhüten, ohne meine Rolle als Gangster schon aufgeben zu müssen. Brooks durfte also nicht merken, daß ich ihm die ,Tour vermasselt hatte.
    Ich nahm dem tapferen Kämpfer die Flasche aus der Hand. Slim saß noch auf dem Boden und rieb sich den schmerzenden Hinterkopf.
    Der Wirtssohn war hinter die Theke zurückgewichen. Er riß eine Schublade auf und holte einen großkalibrigen Revolver heraus.
    »Ich zähle bis drei«, keuchte er mit einer Stimme, die sich vor Wut überschlug. »Wenn ihr dann noch nicht auf der Straße seid, knallt‘s!«
    Es wäre keine ernste Gefahr für Slim und mich gewesen, dazu war der Junge zu unerfahren und aufgeregt. Aber die Drohung mit dem Colt kam gelegen. Ich zog Brooks vom Boden hoch und schleppte ihn auf die Tür zu. Als ich Slim über die Schwelle zerrte, zersplitterte krachend eine Flasche neben mir am Türstock. Ich zog rasch die Tür zu.
    Wir besuchten an diesem Vormittag noch drei Lokale, aber es ging alles reibungslos. Niemand hatte so viel Mut wie der junge Wirtssohn.
    Slim kaute schwer an unserer Niederlage.
    »Wenn ich nicht so benommen gewesen wäre, hätte er zehn Kanonen in der Hand haben dürfen. Du bist ein bißchen zu weich für dieses Geschäft, Jeff. In dieser Branche mußt du hart wie ein Eichenknüppel sein. Wenin diese Bierpanscher einmal eine Schwäche merken, ist es aus. Was ist denn schon dabei, wenn du einem von ihnen einmal ein paar Flaschen zertöpperst? Die anderen spuren dann um so besser!«
    »Stimmt«, sagte ich, »aber ich denke, es war besser so. So ein Boy kriegt das Reißen in den Gliedern und macht den Finger krumm, ehe du dich versiebst, aus lauter Angst. Und daß der Junge nicht von Pappe ist, merkst du an deinem Kopf.«
    Brooks setzte sich brummend hinter das Steuer seines Mercury. Wenn er gemerkt hätte, daß ich es war, der ihm das Bein gestellt hatte, konnte ich mich auf einiges gefaßt machen. Aber er schien keinen Verdacht geschöpft zu haben.
    Ich bemühte mich,

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