0353 - Flucht vor dem Grauen
zu können, da sie wie trübes Milchglas wirkte.
Auch Krol war nicht zu erkennen. Damit meinte Myxin das Gesicht des Monsterkraken.
Er wußte, daß er seine Gestalt verändern konnte. Mal war er groß wie ein Haus, dann wieder klein, fast winzig im Vergleich, und auch jetzt sah Myxin weit über sich nur mehr zwei dicke, verschwommene Punkte.
Die Augen!
Krol beobachtete ihn also. Er wollte sehen, wie sein Feind allmählich verging. An dessen Qualen konnte sich der Krake ergötzen, denn das, was von dem kleinen Magier übrigblieb, würde von dem Monsterkraken eiskalt verschluckt werden.
»Merkst du, wie du stirbst?« Es waren hämische Worte, die Myxin erreichten, eine Antwort bekam Krol nicht.
Der Magier war einfach zu schwach. Es gelang ihm auch nicht, sich zu konzentrieren, da der körperliche Druck zu stark war.
Bis zu dem Augenblick, als plötzlich ein so heftiges Zucken durch die Masse lief, daß selbst der eingeschlossene Myxin davon erfaßt und herumgewirbelt wurde.
Zunächst hatte er keine Erklärung. Er sah nur die Augen verschwimmen und spürte, daß sich der Druck auch löste.
Was war geschehen?
Gern hätte Myxin das gewußt, aber er pfiff auf die Lösung und fand sich mit den Tatsachen ab.
Sie waren für ihn sehr günstig gewesen, so daß Myxin wieder daran denken konnte, seine eigenen Kräfte einzusetzen.
Teleportation hieß das Gebot der Stunde! Der kleine Magier wollte sich selbst wegschaffen, raus aus diesem Inferno immenser Gewalt, und das schaffte er.
Er hatte seine gesamte Gedankenkraft auf die Oberfläche konzentriert, spürte den plötzlichen Schwindel und hatte das Gefühl, als würde um ihn herum etwas zerreißen.
Frei!
Wir ein Schlagwort peitschte das Wort durch Myxins Sinn. Ja, er war frei. Nichts hinderte ihn mehr, er schwebte plötzlich wieder über der Masse, schaute sich um, und seine Augen weiteten sich, als er Kara und den echten Engel erkannte.
Gorgos hatte es nicht geschafft!
***
Der Eiserne und Kara hätten jubeln können. Das taten sie nicht, denn beide erkannten sehr schnell, daß sie gewissermaßen vom Regen in die Traufe geraten waren.
Gorgos Welt war zerstört worden, eine andere hatte sie dafür erwischt.
Die Krakenmagie des Großen Alten Krol!
Beide kannten aus ihrer atlantischen Zeit die Gefahr, in der sie schwebten. Sie wußten, wie mächtig Krol war, und sie hatten unter sich die unzähligen, haushohen Krakenarme gesehen, die sich wie Pendel im Wind bewegten.
Sie stachen aus einer großen grauschleimigen Masse hervor, die den Untergrund dieser Welt bedeckte.
Sie verständigten sich kurz.
»Wir müssen die Tentakel zerstören!«
Kara nickte. »Zusammen?«
»Ja.«
Der Eiserne wollte schon anfangen, als er zufällig einen Blick zur Seite und auch in die Höhe warf.
Hoch über seinem Kopf sah er die Gestalt mit schlagbereitem Schwert lauern.
Es war sein Zwillingsbruder!
Der Eiserne zögerte einen Moment, schaute wieder auf Kara und warf seinen Plan um. »Kämpfe du gegen die verfluchten Tentakel. Ich muß mich mit ihm beschäftigen!«
Erst jetzt entdeckte auch die Schöne aus dem Totenreich die andere Figur. »Ist gut!« meldete sie sich.
Und der echte Engel flog weg.
Kara aber wandte sich dem Kraken zu. Ihr Schwert hielt sie mit beiden Händen gefaßt und sah, daß sich die ersten Arme wie gewaltige fleischfressende Stengel senkten und sie bedrohten.
Kara schlug um sich.
In diesen und den nächsten Augenblicken bewies die Schöne aus dem Totenreich, wozu sie fähig war. Sie gehörte zu den Wesen, die die Kraft des alten Atlantis in sich spürten und diese auch noch konserviert hatte. So einfach machte man sie nicht fertig.
Kara räumte auf.
Eine Technik setzte sie nur insofern ein, daß sie von links nach rechts schlug, mal wechselte und in Gegenrichtung weiterhämmerte.
Nun bewies auch das Schwert mit der goldenen Klinge, welch eine magische Kraft in ihm steckte. Die Krakenarme wurden zerteilt, als wären sie Streichhölzer. Die gefährlichen Tentakel, manchmal dick wie Elefantenbeine, hatten den wuchtig geführten Schlägen nichts entgegenzusetzen. Sie kippten einfach weg, verfaulten und fielen wie völlig tote Materie vor Karas Füße, die ihren Weg unbeirrt weiterging.
Sie wollte alles vernichten.
Manchmal mußten sie sich ducken, damit die fauligen Reste nicht auf ihren Körper klatschten, und schon sehr bald stellte sie fest, daß die Tentakel einen Befehl bekommen hatten, nicht mehr so wild anzugreifen. Sie zogen sich ein wenig
Weitere Kostenlose Bücher