0353 - Flucht vor dem Grauen
wie durch starken Wasserdruck.
Sie entließen ihre Flüssigkeit, die sie raketenartig in alle Richtungen spritzte, die Tentakel trafen und zwischen sie hindurchglitten.
Es war ein phänomenales Schauspiel, das der kleine Magier geboten bekam.
Er fürchtete sich auch nicht. Nur einen innerlichen Triumph verspürte er und dachte daran, daß er es damals, vor mehr als 10 Jahren, genau richtig gemacht und sich nicht auf die Seite der Großen Alten gestellt hatte.
Zwar hatte er in der Zwischenzeit oft genug daran gedacht, den Kampf zu verlieren, wenn er das aber hier sah, mußte er es als triumphalen Sieg bezeichnen.
Myxin wollte zusehen, wie eine Legende starb.
Er kam nicht dazu, denn etwas lenkte ihn ab.
Es waren zwei Dinge.
Ein wilder Schrei und ein hell klingendes Geräusch, das entstand, als zwei Schwerter gegeneinanderhieben.
Myxin drehte sich um.
Sein Blick fiel auf die beiden Engel.
Und sie fighteten auf Biegen oder Brechen. Denn einer von ihnen war zuviel…
***
Auch ich hätte am liebsten weggeschaut, aber ich gehörte zu den Menschen, die genau sehen wollten, was eine starke Waffe schaffte, wenn sie aktiviert wurde.
Hier erkannte ich es.
Die Wand brach auf.
Es begann mit einem durch Mark und Bein gehenden Knirschen, als würden selbst dicke Steine reißen. Dem war auch so, denn ich entdeckte in dem Gemäuer einige Spalten und Risse, so daß mir ein Durchblick gestattet wurde.
Und dann sah ich die Toten.
Sie lagen im Stein.
Körper, die zumeist verwest waren. Arme von Beinen getrennt.
Skelettierte Schädel, mal blank, mal mit Haaren bedeckt. Mir wurde bewußt, daß dieser Turm des Grauens tatsächlich von Menschen oder Menschenseelen zusammengehalten wurde, und wir hatten sein Gefüge zerstört.
Seltsam durchsichtig waren die sonst so dunklen Steine geworden. Direkt vor mir entdeckte ich einen Totenschädel, aus dessen Maul eine widerliche Spinne kroch. Sie war sehr schnell, und Leona, die in diesem Augeblick ihre Hände sinken ließ, starrte die Spinne an und begann zu schreien. Es war eine natürliche Reaktion.
Sie schrie sogar noch, als die Spinne sich abstieß und auf ihren Unterarm sprang.
Blitzschnell schlug ich sie zur Seite. Sie fiel auf den Rücken, ich hob den Fuß und drückte anschließend mit der Hacke auf den zuckenden Spinnenkörper.
Am Knacken hörte ich, daß das Tier nicht überlebt hatte.
Die Auflösung des magisch geladenen Gesteins ging weiter. Das über uns entstehende Knirschen und Knacken zeigte uns an, daß es eigentlich Zeit für uns gewesen wäre, die Flucht zu ergreifen. Stellte sich die Frage, wohin wir sollten?
Zurück konnten wir nicht, denn hinter uns hörten wir ebenfalls das Knirschen und Brechen.
Dennoch wollten wir es versuchen.
Auf meinen Ruf hin drehten wir uns um und zuckten im gleichen Augenblick wieder zurück, denn über und jetzt auch vor uns, löste sich ein Teil der Decke.
Wir blieben geduckt stehen. Ich hatte meinen freien Arm nach hinten gedrückt, um den anderen zu zeigen, daß sie sich nicht vom Fleck rühren sollten.
Es begann mit einer von der Decke herabstürzenden Staubwolke, die uns entgegentrieb. In ihr verlor sich fast der Strahl meiner Lampe. Aber nur fast, denn wir konnten erkennen, daß sich innerhalb der Wolke etwas bewegte. Ruckartig sogar, und diese Bewegung hatte an der Decke ihren Ursprung gefunden.
Eine Lücke war dort entstanden.
Intervallweise einem Schub Tribut zollend, erschien dort eine alte Leiche.
Zunächst sahen wir nur die Arme. Sie fielen zusammen mit einigen Gesteinsbrocken. Dann erschien der Kopf und die Schultern, wobei der Schädel genau zwischen den Armen baumelte.
Auch die Arme schwangen, und ich, durch die Wolke sehbehindert, reagierte zu spät, so daß mich eine vorschwingende Skeletthand noch an der Wange streifte.
Angewidert zuckte ich zurück. Noch schlimmer sah das Gesicht aus. Nicht alles war verwest, und ein fürchterlicher Geruch wehte uns entgegen.
Wir sahen den Unterkörper, die Fetzen der Kleidung, nur den größten Teil der Beine entdeckten wir nicht, weil sie, zusammen mit den Füßen, in einem Gesteinsspalt festklemmten.
Leona verlor allmählich die Nerven. Sie rüttelte an meiner Schulter. »Verdammt, John, können wir denn nicht wieder den gleichen Weg zurück?«
»Und dann?«
»Egal.«
Ja, sie hatte recht. Es war alles egal. »Okay«, stimmte ich ihr zu.
»Dann folgt mir.«
Ali ging als letzter, und ich drückte mich zuerst an der hängenden Leiche vorbei.
Wieder wurde ich
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