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0353 - Flucht vor dem Grauen

0353 - Flucht vor dem Grauen

Titel: 0353 - Flucht vor dem Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ging. Dabei fiel sie gegen die Gangwand.
    Nur für einen Moment fand sie dort Halt, dann begannen ihre Knie zu zittern, und Leona, die so lange in dieser Welt überlebt hatte, rutschte zu Boden.
    Auf den Rücken fiel sie, und als Tote blieb sie auch liegen.
    Ich hörte Alis abgehackt klingende Worte und sein Schluchzen.
    »Verdammt, John, ist sie jetzt tot?«
    »Ich glaube schon.«
    Ali begann zu weinen. Diesmal floß der Tränenstrom. Man durfte nicht vergessen, daß er noch ein Halbwüchsiger war, fast noch ein Kind, dem diese Strapazen zugemutet wurden, auch wenn er in den Straßen von Tanger gelernt hatte, zu überleben.
    Mir war auch mehr nach Heulen zumute, aber ich mußte den harten Mann mimen, um Ali zu schützen und einen Ausweg aus dieser Misere zu suchen.
    Die Spinnen griffen uns nicht an. Sie krabbelten noch über den reglosen Körper der Frau, und ich traute mich nicht, auf sie zuzugehen und sie anzufassen.
    Ali tastete nach meiner Hand. Ich spürte, daß er mich von dem Ort des Schreckens wegziehen wollte. Es wurde auch Zeit, zudem verloren die Spinnen das Interesse an der Toten. Sie verließen den Körper und bewegten sich auf ihren gespreizten Beinen hastig voran, ausgerechnet in unsere Richtung.
    Drei Spinnen zertrat ich voller Wut, auch Ali schaffte eine, dann mußten wir uns zurückziehen.
    Das glich einer Flucht, wobei sich die Frage stellte, wohin? Dieser Turm barg tausend Gefahren, und dort, wo wir hergekommen waren, konnten wir nicht mehr hinlaufen. Die Galerie, die zwei Turmseiten miteinander verband, war hinter uns eingekracht.
    Es blieb einzig und allein der Weg durch eines der lukenartigen Fenster an der Außenmauer.
    Zunächst liefen wir den Gang zurück. Es gab dort mehrere Nischen, die von ihm abführten und mich an Eingänge in düstere Keller erinnerten, wenn ich gegen sie schaute.
    Wir nahmen bei unserer weiteren Flucht eine Nische, die auf der anderen Seite des Ganges lag.
    Dort drückte ich Ali hinein.
    Mit einem sehr engen Gang hatten wir gerechnet und wurden angenehm enttäuscht, als der kleine Stollen breiter wurde und dort endete, wo eine Treppe in die Höhe führte.
    Ali war stehengeblieben. Er schaute dem schmalen Lichtstrahl nach, den ich über die mit Spinnweben bedeckten Stufen geschickt hatte. »Sollen wir da hochgehen?«
    Ich entschied mich schnell und nickte.
    »Und dann?«
    »Sehen wir weiter.«
    Ali ging vor. Gern ließ ich ihn nicht laufen, aber ich wollte ihm den Rücken decken. Bevor ich die Stufen hochging, leuchtete ich noch einmal zurück.
    Im scharfen Lichtfinger der Lampe erschienen plötzlich die zahlreichen, über den Boden krabbelnden Körper. Es waren die Spinnen, die auch schon Leona getötet hatten und noch mehr Opfer haben wollten.
    Da sie uns folgten, hatten sie uns auch den Rückweg versperrt, so daß es nur noch die Flucht nach vorn gab.
    Die Luft innerhalb des Gemäuers war schlimm. Ich konnte sie kaum atmen. Sie schmeckte nach Moder, Staub und Verwesung. Zudem hingen an einigen Stellen die Spinnweben dicht wie Netze von der Decke oder klebten an der Wand. Mehr als einmal wurden wir von dem Zeug berührt, das mich an Geisterfinger erinnerte, wenn es über unsere Gesichter strich.
    Ali sagte ich nichts von den Spinnen. Ich folgte ihm, sah ihn geduckt höhergehen und hörte sein Flüstern. »Hier ist eine Klappe oder Luke, John.«
    »Drück sie auf!«
    »Ist zu schwer.«
    »Warte.« Ich war schnell bei ihm und reichte ihm die Lampe, damit er mir leuchten konnte. Wenn ich die verdammte Luke nicht aufbekam und wir wieder zurück mußten, sah es böse für uns aus, dann konnten die Spinnen triumphieren.
    Eine alte, mit Netzen und Spinnweben besetzte Klappe versperrte uns den weiteren Weg. Mit der Schulter stemmte ich sie hoch.
    »Mann, John, du bist gut«, lobte mich mein junger Freund. »Du bist echt Klasse…« Es war die Nervosität, die ihn so reden ließ. Ich vernahm das Schlagen der Klappe auf der anderen Seite und hatte freie Bahn. Bevor ich meinen Kopf durch das Rechteck steckte, nahm ich Ali die Lampe ab und leuchtete in die Runde.
    Nur Staub sahen wir, sonst nichts. Keine Spinnen oder andere Monstren. Ich kletterte durch, zog Ali nach, der neben mir stehenblieb und dann mit mir zusammen die Klappe nach unten fallen ließ. Jetzt war den Spinnen zunächst einmal der Weg versperrt.
    »Mann, haben wir ein Glück!« flüsterte Ali.
    »Wieso?«
    »Sieh dich mal um. Das ist doch stark. Hier sind mehrere Fenster.«
    Da hatte der Junge nicht gelogen. In

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