0354 - Experimente mit der Zeit
der Raum nur fünf Meter hoch war und Aser Kin nur mit beiden Armen nach oben greifen mußte, um ihn von der Decke zu holen. Aber zum Glück kam Aser Kin nicht dazu. Er hatte genug mit dem vermeintlichen Haluter zu tun, den er als seinen Todfeind ansah.
Vom Konferenzraum aus beobachteten Bully, Julian Tifflor und Mercant den Kampf der Giganten.
Schon nach einer Minute erkannten sie, daß ihr Gefangener keine Chance gegen den Spezialroboter hatte. Aber darum allein ging es nicht. Es ging darum, ihn von seinem Symboflexpartner zu befreien - und das war der schwierigste Teil des Unternehmens Aser Kin riskierte einen Ausfall und stürzte über den blitzschnell ausgestreckten Fuß von Paladin I. Es war als hätte ihn ein stählerner Hammer getroffen. Er krachte zu Boden, und ehe er sich wieder erheben konnte war der Roboter über ihm. Mit den beiden Knien hielt Paladin Idie Füße seines Gegners am Boden. Mit je einer Hand hielt er die vier Arme des Gefangenen nieder. Die gesamten Kraftreserven des Roboters reichten spielend aus, Aser Kin unbeweglich am Boden zu halten. Sie reichten sogar aus, ihn auf den Bauch zu drehen so daß der Symboflexpartner ungeschützt im Schein der Lampen schimmerte.
Das war das Zeichen für Jumpy.
In seinen Händen hielt er das Vibratormesser. Es war die einzige Waffe, mit der ein Symboflexpartner von einem Zweitkonditionierten entfernt und getötet werden konnte ohne den Gastkörper zu verletzen.
Jumpy landete wohlbehalten auf dem Boden. Mit einem triumphierenden Quietschen stürzte er sich auf den gefällten Riesen und begann vorsichtig, den Symboflexpartner von Aser Kins Hals abzulösen. Das war natürlich nicht ganz so einfach wie er sich das vorgestellt hatte. Der bis dahin farblose, wurstähnliche Körper begann sich zu verfärben. Er wurde zuerst rosa, und dann dunkelrot. Jumpy löste ihn stückweise, und er kümmerte sich nicht um das fürchterliche Gebrüll, das Aser Kin plötzlich ausstieß. Der Zweitkonditionierte mußte Schmerzen verspüren und er versuchte mit aller Macht sich von der Umklammerung des Roboters zu befreien. Jumpy war schneller.
Als er das letzte Stück des Symboflexpartners ablöste, gab Aser Kin seinen wütenden Widerstand auf. Er lag plötzlich ganz still da und gab stöhnende Laute von sich. Die Blutlache auf dem Boden der Zelle wurde zusehends größer. Aser Kin schien schwer verletzt zu sein. Jumpy sah zur Decke hoch, wo die Optik der Fernseh-Beobachtungskamera seinen Bewegungen gefolgt war.
„Die Ärzte!" rief er.
Sekunden später öffnete sich die Tür und die Leute des Spezialkommandos liefen in die Zelle.
Sie konnten das ohne Risiko tun, denn Aser Kin schien bewußtlos geworden zu sein. Paladin Iveränderte seine Stellung nur wenig, um jede Sekunde eingreifen zu können. Die Ärzte begannen mit der Untersuchung. Sie stellten fest, daß sich ihre Befürchtungen bestätigten. Der Symboflexpartner war fest mit dem Körper des Zweitkonditionierten verbunden gewesen. Jumpy hatte, medizinisch gesehen, dem Zweitkonditionierten bei vollem Bewußtsein ein Stück aus seinem Körper geschnitten. Die Ärzte stillten die Blutung mit einem Spezialplasma, das sie auf die Wunde sprühten. Aber dann geschah etwas, mit dem sie nicht gerechnet hatten.
Mit dem letzten Rest seines biochemisch programmierten Gefühlsverstandes gelang es dem Symboflexpartner, ein tödliches Gift in den Blutkreislauf Aser Kins abströmen zu lassen. Das geschah, obwohl der Symboflexpartner zerstückelt und so gut wie tot am Boden der Zelle lag. Die winzigen Reste, die Jumpy übersehen hatte, töteten Aser Kin.
Aber der Zweitkonditionierte starb nur langsam.
Bully und Tifflor waren im Konferenzraum geblieben, während Allan D. Mercant, so schnell er konnte, zur Unterstützung der Ärzte herbeieilte. Er war es auch, der die erste Frage an Aser Kin richtete: „Aser Kin, wir haben versucht, Sie von Ihrem Unterdrücker zu befreien. Es ist uns gelungen, aber leider konnten wir nicht verhindern, daß er Sie vergiftete. Ich hoffe, Sie verstehen unsere Motive und verzeihen uns. Warum weigerten Sie sich so hartnäckig, Kontakt mit uns aufzunehmen, obwohl wir Ihnen doch deutlich genug zu verstehen gaben, daß wir einen solchen Kontakt herbeiführen wollten? Wir haben Ihnen oft genug gesagt, daß Sie auf der falschen Spur sind, wenn Sie in uns die Zeitverbrecher vermuten. Ich versichere Ihnen jetzt noch einmal, daß wir unschuldig sind. Warum sollten wir Sie jetzt noch belügen?"
Aser Kin
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