0354 - Experimente mit der Zeit
nichts mehr. Deshalb kamen sie nicht zurück. Vielleicht wären sie zurückgekehrt, wenn wir sie nur zehn Jahre in die Zukunft geschickt hätten."
Falcon schien nicht überzeugt zu sein.
„Ich weiß nicht, ob ich Ihnen zustimmen soll. Ein Gegenstand, der von dem Zeittransmitter in die Vergangenheit oder in die Zukunft geschickt wird, hält sich im Absoluten Nullfeld auf.
Dieses Nullfeld läßt sie erst dann los, wenn die Vergangenheit oder die Zukunft Jetztzeit wird.
Eine Zukunft, die es nicht gibt, kann nicht Jetztzeit werden. Also wird das Nullfeld den von uns in die Zukunft geschickten Gegenstand nicht loslassen. Warum sollte er dann nicht zurückkehren?"
Kelmar schien verärgert, daß man seine Theorie nicht anerkannte.
„Die Antwort ist sehr einfach, Falcon. In dem Augenblick, in dem unser Absolutes Nullfeld in die Zukunft gelangt, existiert es ebenfalls nicht mehr. Und weil es nicht mehr existiert, kann es auch nicht mit dem ihm anvertrauten Gegenstand in die Gegenwart zurückkehren."
Plötzlich hellte sich Falcons Gesicht auf. Ihm schien eine Idee gekommen zu sein. Er sah Kelmar forschend an, dann sagte er: „Vielleicht haben Sie recht, Kelmar. Dann müßte es doch eine ausgezeichnete Gelegenheit sein, die Terraner, wenn wir angegriffen werden, in ein Absolutes Nullfeld zu hüllen und in die Zukunft zu schicken. Damit wären wir sie doch für immer los?"
Kelmar sah Falcon verdutzt an, dann nickte er.
„Natürlich - so müßte es sein! Aber die Sache hat einen Haken. Wir wissen nicht, ob meine Theorie stimmt. Und wir haben keinen wissenschaftlichen Beweis dafür. Wenn wir also die Terraner in die Zukunft schicken, könnten wir ihnen eines Tages wieder begegnen - falls ich unrecht habe. Sie werden sich vorstellen können, daß der Empfang nicht gerade freundlich sein wird. Ich würde also trotz allem raten, sie in die Vergangenheit zu schicken. Ohne einen Zeittransmitter ist es für sie unmöglich, uns wieder einzuholen. Wenn für sie eine Stunde vergeht, vergeht auch für uns eine Stunde. Der Vorsprung wird immer gleich bleiben. Und sie können sich nicht beeilen, da sie ja nicht schneller leben können."
Es war eine Diskussion, wie sie wahnwitziger nicht mehr sein konnte. Im Verlauf von sechs Jahren hatten die Akonen noch nicht so viel Erfahrung mit Zeitexperimenten gesammelt, um völlig sicher zu sein. Aber Falcon sah die Argumente Kelmars ein.
„Sie haben völlig recht. Wenn wir einen Gegner verschwinden lassen wollen, schicken wir ihn in die Vergangenheit. Aber Sie wissen selbst, daß wir den Zwischenzeit-Transmitter noch nicht völlig beherrschen. Es können immer wieder Fehler auftauchen. Vielleicht ist es auch gar nicht nötig, ihn einzusetzen. Es kann durchaus sein, daß die Thermoflammer mit den Terranern fertigwerden, ohne daß wir einzugreifen brauchen. Und wenn ein oder zwei entkommen, wissen sie noch immer nicht, wer wir sind. Wir bleiben auf alle Fälle unentdeckt."
Kelmar lief aufgeregt im Konferenzsaal hin und her. Plötzlich blieb er stehen.
„Natürlich werden wir nicht diese lächerlichen zweihundert Terraner in die Vergangenheit schicken. Wenn wir schon ein Zeitexperiment durchführen, das einem praktischen Zweck dienen soll, dann werden wir gleich die ganze Flotte verschwinden lassen. Das wäre ein Experiment!"
Falcon sah ihn entsetzt an.
„Was ich an Ihnen immer bewundert habe, Kelmar, ist Ihr wissenschaftlicher Wagemut. Die Flotte der Terraner in die Vergangenheit schleudern... welch ein Gedanke!" Er schüttelte plötzlich den Kopf. Wir werden es nicht tun. Wir werden es nicht tun, weil in der Vergangenheit niemals eine Flotte der Terraner aufgetaucht ist. Das müßten wir doch wissen."
Kelmar nahm seine Wanderung wieder vor.
„Das hat überhaupt nichts zu besagen. Wenn wir sie wirklich in die Vergangenheit bringen, so wissen wir nicht, wo sie herauskommen. Der Zeittransmitter versetzt nicht nur in die Zeit, sondern auch im Raum. Sie können im Herzen einer Nova materialisieren - dann wäre es kein Wunder, wenn sie verschollen blieben. Sie sehen also, Falcon, vielleicht führen wir das Experiment doch durch. Es gibt für alles eine Erklärung."
Falcon zuckte mit den Achseln. Er schritt auf die Tür zu.
„Kommen Sie mit, Kelmar. Wir werden die Geschehnisse beobachten. Inzwischen müßten die Thermoflammer angegriffen haben..."
*
Im Verlauf der Jahrzehntausende hatten sich die Thermoflammer zu feuerspeienden und schreckenerregenden Ungeheuern
Weitere Kostenlose Bücher