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0354 - Experimente mit der Zeit

Titel: 0354 - Experimente mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Funktionieren des Zeittransmitters berücksichtigte der Computer die Individualimpulse der vielen tausend Terraner auf dem Schiff. Er ordnete sie in das örtliche Raum-Zeit-Gefüge ein. So kam es, daß die WASHINGTON durch Raum und Zeit versetzt, aus dem Wega-System geschleudert wurde.
    Sie materialisierte zur Zeit des zweiten Weltkrieges, im Jahr 1943, über dem heißumkämpften Kessel von Stalingrad.
    Reginald Bull war der einzige Mensch an Bord der WASHINGTON, der zur Zeit der Schlacht um Stalingrad bereits geboren war. Er war damals allerdings noch viel zu jung gewesen, um das Geschehen zu begreifen. Und heute, in der relativen Gegenwart, war er wiederum der einzige Mensch an Bord des Riesenschiffes, der das Geschehen und die Art der Ereignisse begreifen konnte.
    Auf dem Panoramaschirm konnte man Einzelheiten erkennen.
    Die Dämmerung wurde durch Hunderte von Leuchtkugeln erhellt, die überall entlang der Front zitternd in den Himmel stiegen und langsam wieder auf den weißen Boden zurücksanken. Gepanzerte Fahrzeuge rollten vor, die aus allen Geschützen feuerten. Leuchtspuren der Geschosse zogen ihre Bahnen durch die Nacht. Menschen sprangen aus ihren Deckungslöchern und liefen auf die Panzer zu. Sie schossen raketenähnliche Projektile ab, konnten einige der angreifenden Panzer vernichten und wurden dann selbst von den nachfolgenden überrollt. In der Nähe der brennenden Stadt waren Kämpfe von Mann zu Mann zu beobachten. Mit unverständlicher Grausamkeit und mit der blanken Waffe in der Hand wurde um jeden Fußbreit Boden gerungen.
    Alle diese Ereignisse waren aus der menschlichen Geschichte bekannt. Aber jene, die in der WASHINGTON vor dem Panoramaschirm saßen und es nun miterlebten, waren nicht nur Menschen. Sie waren Terraner, die keine Grenzen und keine Nationen mehr kannten. Ihre Einstellung zu diesen Dingen mußte anders sein, denn wenn es für sie einen Gegner gab, so war er nicht auf der Erde geboren worden.
    „Menschen töten sich gegenseitig!" stöhnte Oberst Hirendelle. „Es ist unfaßbar!"
    Bully konnte verstehen, was in dem Kommandanten vorging. Er nickte.
    „Dieser Krieg war zugleich der letzte große Krieg der Menschheit. Es folgten noch viele kleine Auseinandersetzungen, bis wir durch das Erscheinen der uns technisch weit überlegenen Arkoniden vereint wurden. Ohne dieses Ereignis hätte es vielleicht noch ein - oder zweihundert Jahre gedauert, bis eine solche Verständigung zustande gekommen wäre. Aber der Krieg dort unten... „, er deutete auf den Bildschirm, „... war einer der grausamsten, den es jemals gegeben hat. Ich glaube, daß es auch der sinnloseste war. Sie werden dieses Gemetzel nur dann verstehen, Oberst, wenn Sie die Situation der damaligen Menschheit verstehen könnten. Damals war selbst der Gedanke an ein vereinigtes Europa absurd."
    Weiter im Osten war das Aufblitzen von Geschützen zu erkennen. Etwa zehn Sekunden später detonierten die Geschosse in Vierergruppen in der Nähe der WASHINGTON. Man hatte sie also entdeckt. Da der grüne Schutzschirm eingeschaltet war, bestand keinerlei Gefahr. Interessant war nur, daß das Schiff auch von der Gegenseite unter Feuer genommen wurde. Jeder hielt das Schiff für eine neue und geheimnisvolle Waffe des Gegners.
    Hirendelle sah noch eine Weile auf den Bildschirm, dann schlug er plötzlich die Hände vor das Gesicht. Er drehte sich um und sagte: „Können wir denn gar nichts tun? Ich bin davon überzeugt, daß uns die Akonen nicht ewig in der Vergangenheit festhalten können, aber sollten wir die Zeit nicht nützen? Können wir diesen wahnwitzigen Krieg nicht beenden?"
    Bully schüttelte den Kopf.
    „Wir selbst merken es nicht, aber wir existieren nur in einem halbstofflichen Zustand. Aber selbst dann, wenn es uns möglich wäre, in die Geschehnisse der Vergangenheit einzugreifen, so dürften wir es nicht tun. Wir würden die Zukunft verändern. Millionen Menschen würden nicht sterben, und in fünfhundert Jahren gäbe es einige Milliarden Terraner mehr. Aber nicht nur das: Wir würden vielleicht eine Parallelwelt schaffen, und unser Solares Imperium hörte auf zu existieren. Nein, Oberst, wir können nichts tun. Wir können nur zusehen und lernen. Und wir können nur hoffen, daß wir bald in die Gegenwart zurückkehren."
    Einer der Offiziere, die auf den Panoramaschirm starrten und das schreckliche Gemetzel beobachteten, sprang plötzlich auf. Bully bemerkte sofort, daß in seinen Augen ein fast irrer Glanz leuchtete. Der

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