0354 - Experimente mit der Zeit
bleiben möge.
Und ihr Gebet wurde erhört.
Als es wieder ruhig wurde, streckten sie sich und sahen wieder hinaus ins Niemandsland. Es war noch dunkler geworden, und nur die in unregelmäßigen Abständen abgeschossenen Leuchtkugeln gaben etwas Licht. Es war ein ungewisses, grelles und irritierendes Licht. Jeder Baumstumpf und jeder Zaun wurde zu einem sich bewegenden Schatten, der an den Nerven der Männer riß. Aber die beiden Soldaten kannten das. Sie ließen sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen.
„Jetzt könnten die Idioten aber endlich kommen", knurrte Herbert. „Ich habe Kohldampf."
„Wir können von Glück reden, wenn wir ein Kochgeschirr Wassersuppe kriegen. Und wir haben noch mehr Glück, wenn sie wenigstens Von rechts näherten sich Schritte. Endlich! Die Ablösung!
Aber es war nicht die Ablösung. Es war Unteroffizier Gelbert, der Zugführer. Er teilte Obergefreiten Paul und Gefreiten Herbert mit, daß es für diese Nacht keine Ablösung gab.
Höchste Alarmstufe. Ein Angriff der Russen stand unmittelbar bevor.
Als Unteroffizier Gelbert weitergegangen war, sagte Herbert aus vollem Herzen: „Scheiße!"
Diesmal stimmte Paul ihm zu.
Sie schliefen abwechselnd, obwohl das verboten war. Wenn man sie erwischte, kamen sie vors Kriegsgericht.
Gegen Mitternacht weckte Herbert Paul auf.
„Schon wieder soweit?" murmelte Paul verschlafen.
„Zwölf Uhr, Paul, du bist dran."
„Was passiert?"
Woher denn. So ruhig wie immer. Drüben in der Stadt geht's ganz schön rund. Der Kampf um die Ruinen hat begonnen. Ist nicht unser Abschnitt, geht uns nichts an. Möchte bloß wissen, wann die endlich ihre Geheimwaffen einsetzen."
Paul legte die Hand auf seinen knurrenden Magen.
„Geheimwaffen!" Es klang verächtlich, mit einer winzigen Spur verzweifelter Hoffnung. „Das glaubst du doch selbst nicht! Wenn ich das schon höre. Geheimwaffen! Die gibt es doch nur in der Phantasie einiger Leute."
Herbert war anderer Meinung.
„Würde ich nicht so laut sagen, ganz abgesehen davon, daß sie dich umlegen, wenn sie dich so reden hören. Aber irgend etwas muß doch da sein. Denke doch an die Dinger, die sie nach England schicken. Das sind doch ganz schöne Brocken, und noch dazu ferngesteuert. Man arbeitet also an Geheimwaffen."
„Ja, man arbeitet daran. Aber wann wird man damit fertig? Wenn der Krieg vorbei ist, nehme ich an."
Herbert sah einer Leuchtkugel nach, die an einem winzigen Fallschirm ins Niemandsland hinabsank. Aber dann erkannte er aus den Augenwinkeln ein anderes Leuchten, das von oben kam.
Und zwar von einer größeren Höhe, als er es von Leuchtkugeln gewöhnt war. Inzwischen hatten sich die Wolken verzogen, und es war sternenklar geworden. Und mitten im Himmel stand eine grünlich schimmernde Kugel unbeweglich über der Front.
„Was ist denn das?"
„Keine Ahnung, Herbert, so was habe ich noch nie gesehen. Das ist kein Flugzeug, denn es bewegt sich nicht. Steht einfach da und leuchtet. Da haben wir uns eben über Geheimwaffen unterhalten..."
„Meinst du, das wäre eine? Warum steht das Ding so einfach am Himmel und tut nichts?"
„Abwarten", meinte Paul. „Abwarten..."
*
Die Terraner konnten fünfhundert Meter vordringen, ehe sie erneut auf Widerstand stießen.
Diesmal handelte es sich um ein gutes Dutzend modernster Kampfroboter, die die Akonen dem Gegner entgegengeschickt hatten.
Mit dem Vorstoß nach Norden war man auch tiefer unter die Oberfläche von Pigell gelangt.
Wuriu Sengu schätzte, daß jetzt etwa dreihundert Meter Fels über ihnen waren. Er konnte riesige Hohlräume erkennen, die mit schweren Maschinen angefüllt waren. Fünfzig Meter höher war die Transmitter-Station.
Sie hatten es Fellmer Lloyd zu verdanken, daß sie von dem Angriff der Roboter nicht überrascht wurden. Er konnte sie rechtzeitig orten. Aber auch Betty Toufry, die Telepathin, trug ihren Teil zur Verteidigung bei.
„Es sind nicht nur Roboter, Fellmer. Es sind auch Akonen dabei. Ich kann ihre Gedankenimpulse deutlich empfangen. Sie wissen genau daß wir bereits in die Station eingedrungen sind und wie viele wir sind. Sie beobachteten uns von dem Augenblick an, in dem wir landeten. Sie hofften, daß wir die Station nicht finden würden. Von einem gewissen Borgas haben sie den Befehl erhalten, mindestens die Hälfte von uns zu töten. Borgas scheint ihr Befehlshaber zu sein. Er möchte mit einigen von uns sprechen."
Harl Dephin sorgte dafür, daß sein Roboter Paladin Idie Männer in
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