0354 - Mordmotiv nach Maß geschneidert
Phil und dem jungen Chad Pelham, der frisch von der FBI-Akademie zu uns gekommen war und sich seine ersten Sporen verdienen wollte, wieder in Teddys Zimmer.
Systematisch nahmen wir alles auseinander, wir drehten alles um, stellten es wieder an seinen Platz und fanden keine brauchbaren Tathinweise.
Wir weckten ein Hausmädchen, das uns ungefähr sagen konnte, was Teddy anhatte, nachdem sie gesehen hatte, was von seiner Garderobe fehlte.
Die Reifenspuren des Kidnapper-Wagens waren längst von den Schritten der Gesellschaft zerstört, die Marie-Lous Eltern mit nach Hause gebracht hatte.
In dem gegenüberliegenden Gebäude sah ich zwei Mann auf Beobachtungsposten stehen. Mit ihrem scharfen Nachtglas hatten die beiden mich erspäht, sie signalisierten mir die vereinbarten Blinkzeichen herüber, ich antwortete mit meiner Taschenlampe und kehrte ins Haus zurück.
Wir verhörten das Personal, aber niemand schien etwas zu wissen. Ich bat Chad Pelham, ein Auge auf den Chauffeur zu haben, der reichlich nervös schien für einen unbescholtenen Bürger.
Phil und ich wollten gerade gehen, um einen heißen und starken Kaffee zu trinken, als uns unser Fingerabdruckspezialist zurückholte und erklärte, auf dem Treppengeländer einen brauchbaren Abdruck eines linken Daumes gefunden zu haben, der von keiner der anwesenden Personen stamme.
»Dann ist er bestimmt von Teddys Vater oder Teddy selbst«, knurrte Phil, der schlechter Laune war. Auch meine Stimmung war nicht eben rosig, denn eine durchgearbeitete Nacht und keine Erfolge drücken auf die Nieren.
»Teddys Abdrücke werden wir uns vom Raubdezernat der City Police geben lassen, und Bill McGuirs Dienststelle hat bestimmt von jedem Angestellten einen ganzen Fingerabdrucksatz.«
Wenige Stunden später waren wir klüger.
Der Fingerabdruck auf dem Treppengeländer war der erste direkte Hinweis auf einen der Kidnapper.
Mit dem Schnellfotoübermittler schickten wir ihn an das Archiv unseres Erkennungsdienstes in Washington, wo sich die Fingerabdrücke von etwa 30 Millionen Amerikanern befinden.
Beim Erkennungsdienst wird Tag und Nacht gearbeitet, dort gibt es weder Pause, noch Betriebsferien. Wenn wir Glück hatten, kannten wir schon bald den Namen des Mannes, der so freundlich gewesen war, bei der Entführung Teddy McGuirs seine Visitenkarte auf dem Treppengeländer zu hinterlassen.
***
Obwohl Phil und ich todmüde waren, knöpften wir uns sofort nach unserer Rückkehr ins Districtgebäude Rudy Oats, den kleinen Ganoven, vor.
Für 10 Uhr waren wir zu Mr. High zur Berichterstattung bestellt. Ich hatte es mir in den Kopf gesetzt, mit einem ersten Ergebnis zu ihm zu kommen.
Die Kidnapper hatten noch immer nichts von sich hören lassen. In den nächsten vierundzwanzig Stunden würden fünfundzwanzig FBI-Agents damit beschäftigt sein, das Privatleben aller Leute mit der Lupe zu untersuchen, die mit den Seabrooks oder den McGuirs in Verbindung standen.
Phil kam herein und brachte Rudy Oats mit. Obwohl die »Ratte«, wie man ihn nannte, verlangend nach einer Zigarette schielte, zündete ich mir in Gemütsruhe eine an, ohne ihm die Packung hinzuhalten.
»Kannst dir eine Zigarette verdienen, Rudy«, sagte ich. »Wenn du auspackst und mir erzählst, was ich gern wissen möchte, schenke ich dir die ganze Packung.«
Er zuckte die Achseln.
»Verzichte«, spielte er sich auf, »in spätestens einer Stunde kann ich mir so viel Zigaretten kaufen wie ich will. Und meine Marke.« Nervös fuhr er sich mit beiden Händen durch sein schütteres, farblos wirkendes Haar und schloss dabei einen Augenblick die Augen.
Diese Geste verriet mir, dass ihm bei den großen Tönen, die er redete, selbst nicht wohl war. Aber als er dann sagte: »Ich möchte meinen Anwalt sprechen«, glaubte ich, nicht recht gehört zu haben. Diese Platte legten gewöhnlich nur Gangster größeren Formats auf, die gerissen genug waren, mit Hilfe ihrer Advokaten durch die Maschen des Gesetzes zu schlüpfen.
»Hör mal, Rudy«, sagte ich, »lass uns einmal reden wie vernünftige Männer. Wer hat dir den Auftrag gegeben, Teddy McGuir zu erpressen? Oder ist es jetzt deine neue Masche, Zwanzigjährigen hundert Dollar abzuknöpfen?«
Sein Gesicht wurde leer, er starrte mich ausdruckslos an.
»Was sagen Sie da, G-man? Erpressung? Ich? Aber hören Sie mal!«
Es war ein langes und zähes Verhör. Phil und ich kämpften mit dem kleinen Gauner um jeden Fußbreit Boden, aber er gab nichts zu.
Phil las vor, was Teddy mir
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