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0354 - Toteninsel Teneriffa

0354 - Toteninsel Teneriffa

Titel: 0354 - Toteninsel Teneriffa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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also nicht weiter.
    Aber jetzt, da sie sich in der Kajüte hin und her bewegen konnte, konnte sie etwas anderes tun. Die Overall-Tasche, in der sich der Dhyarra-Kristall befand, war nicht geschlossen. Nicole begann, sich an der Tischkante zu reiben, bis der Dhyarra aus der Tasche gedrückt wurde und auf den weichen Teppichboden fiel. Sofort kniete sie sich über ihn und berührte ihn mit der Stirn.
    Ein leichter Fingerkontakt hätte auch genügt, aber so war es optimaler.
    Der Kristall war zweiter Ordnung und damit von ihr beherrschbar. Ein stärkerer Dhyarra – es gab insgesamt dreizehn Abstufungen – hätte ihr das Gehirn und das Leben ausgebrannt. Aber ihre schwachen Para-Fähigkeiten reichten aus. Zamorra war in der Lage, einen Kristall dritter Ordnung zu kontrollieren.
    Der Dhyarra glomm bläulich auf. In seiner Tiefe begann es zu irisieren und zu funkeln. Nicole drehte sich, wand sich auf dem Boden hin und her, bis ihre Handfesseln den Kristall berührten. Dann erteilte sie dem Dhyarra einen gedanklichen Befehl; sie stellte sich konzentriert vor, wie seine Magie die Fesseln auflöste.
    Wenig später zerbröckelte das Material und zerfiel zu Staub, genau ihrer Vorstellung entsprechend.
    Nicole atmete erleichtert auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Der Dhyarra vermochte starke Energien freizusetzen, die er im Gegensatz zu jeder anderen Form der Magie nicht dem Magier entzog, sondern aus kosmischen Sphären holte, die noch unerforscht waren. Aber allein die Vorstellung, die den Dhyarra zur Arbeit zwang, war schweißtreibend.
    Der Kristall tat nur das, was ihm aufgetragen wurde, und die geistige Vorstellungskraft mußte dazu außerordentlich präzise funktionieren.
    Selbst dann, wenn es nur um das Zerstören von Fesseln ging.
    Nicole zog die Stiefel wieder an und legte sich auf das Bett zurück, nachdem sie festgestellt hatte, daß ein Entkommen aus der Kajüte auf normalem Wege unmöglich war. Sie hätte sich natürlich mit dem Dhyarra den Weg freibrennen können. Aber damit wäre noch nicht viel gewonnen gewesen.
    Sie war sicher, daß die »Montego«, zu jener Insel fuhr, von der Rafaela gesprochen hatte und auf der sich auch der riesige Schädel befand. Deshalb ließ Nicole den Kristall aktiviert. Zamorra würde seine Ausstrahlung mit dem Amulett anmessen können. Einen sicheren Peilsender als den Dhyarra konnte es gar nicht geben.
    Nicole wartete ab. Sie war gespannt darauf, was sich am Ziel ereignen würde.
    ***
    Valdez und Ramirez sahen die Insel auftauchen, die sich nur Eingeweihten zeigte oder Menschen, die sich bereits in ihrer unmittelbarsten Nähe befanden. Valdez sah seinen Begleiter nachdenklich an.
    »Ist dir oder Alvarez eigentlich heute morgen etwas aufgefallen?« fragte er nach einer Weile.
    »Wie meinst du das, Jefe?«
    »In puncto Kleidung«, sagte Valdez trocken.
    Ramirez riß die Augen weit auf. »Wie – wie kommst du darauf?« stieß er erregt hervor. »Woher weißt du das?«
    »Dir ist sie also auch zu groß geworden«, stellte Valdez beunruhigt fest. »Hast du dich auf die Waage gestellt oder deine Körperlänge gemessen?«
    »Nein… aber was soll das bedeuten? Was willst du sagen?«
    »Wir schrumpfen, Ramirez«, sagte Valdez. »Ich habe von gestern auf heute drei Kilo Gewicht und drei Zentimeter Länge verloren. Und ich hege die dumpfe Befürchtung, daß dieses Schrumpfen in den letzten Stunden weitergegangen ist.«
    Ramirez riß die Augen weit auf. »Das kann doch nicht wahr sein, Jefe. Sag, daß das nicht wahr ist.«
    »Leider doch, Amigo.«
    »Aber – aber warum?« keuchte Ramirez. »Wie ist das möglich? Macht Reguas das?«
    Valdez nickte.
    »Ja«, sagte er. »Wenn ich auch nicht weiß, warum er es auch bei uns macht. Bei den anderen würde ich es für normal halten.«
    »Was soll das bedeuten?« Ramirez war aufgesprungen. Kreidebleich schaute er den Meister an. »Du weißt mehr, als du uns allen jemals gesagt hast, Jefe, nicht wahr? Was hast du uns verschwiegen?«
    Valdez lehnte sich zurück und schloß die Augen.
    »Erinnerst du dich, daß ich Alvarez und dir gestern abend etwas über meinen geplanten Machtverzicht erzählt habe?« sagte er. »Ich begnüge mich damit, daß Reguas mir den Schatz zeigen wird, sobald er körperlich zurückgekehrt ist – oder uns; es ist auf jeden Fall genug da, daß wir alle bis an unser Lebensende reich und zufrieden sein können.«
    »Ja«, sagte Ramirez. »Obgleich ich das nicht verstehe. Wir alle wollen doch die Macht, oder? Wir

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