0354 - Toteninsel Teneriffa
Deckhands.
»Aber er ist doch keiner von uns! Er trägt kein Grau… und er hat uns auch nicht als Reguas-Anhänger erkannt…«
»Er ist also jemand, der hinter Reguas oder hinter uns allen her ist«, raunte Garcia. »Auf jeden Fall ein Feind. Seht ihr die Silberscheibe, die er ständig anstarrt? Ich glaube, er peilt die Insel irgendwie magisch an.«
»Wenn er ein Feind ist, müssen wir ihn ausschalten«, sagte Manuel.
»Bevor er uns allen gefährlich werden kann. Wenn Valdez erreichbar wäre, könnte er uns sagen, was wir tun sollen…«
»Wir tun es auch so«, entschied Garcia. »Wir machen ihn fertig und bringen ihn zur Insel. Aber in Fesseln. Dann soll Valdez heute abend entscheiden, was mit ihm geschehen soll.«
Sie nickten sich zu.
Während der dritte Mann das Ruder hielt, näherten sich Manuel und Garcia wie beiläufig Zamorra. Beide taten so, als hätten sie gerade zufällig in der Nähe seines Sitzplatzes zu tun. Schließlich trat Garcia auf den Parapsychologen zu.
»Señor Zamorra… ?«
Zamorra sah auf. »Der Kurs bleibt vorerst«, sagte er. »Oder sind Sie gekommen, um noch eine Gefahrenzulage zu kassieren, weil irgendwo die Rückenflosse eines Haifisches aufgetaucht ist?«
»Mitnichten«, sagte Garcia. »Wir sind jetzt weit genug. Das Spiel ist aus.«
Er warf sich auf Zamorra.
Damit hatte der nun wirklich nicht mehr gerechnet. Er hätte vielleicht Verdacht geschöpft, wenn er sich nicht so auf das Amulett und die Richtung, die es ihm wie ein Kompaß wies, konzentriert hätte. Aber noch während er reflexartig zur Seite sprang und dabei die Faust vorstieß, mit der er Garcia immerhin erwischte, warf sich von der anderen Seite Manuel auf ihn, mit dem er schon nicht mehr gerechnet hatte. Manuel ließ ihm keine Chance. Der Fausthieb betäubte Zamorra sofort.
Garcia rieb sich die schmerzende Stelle, wo Zamorra ihn getroffen hatte. Gemeinsam fesselten sie den Parapsychologen und ließen ihn auf dem Deck liegen, wo sie ihn unter ständiger Beobachtung hatten.
Wenig später erreichte sie der Ruf des Meisters von der Insel…
***
Nicole hatte derweil versucht, mit Hilfe des Dhyarra-Kristalls ein wenig mehr über ihre Umgebung zu erfahren. Aber während sie sich noch darauf konzentrierte, »rutschte« sie irgendwie in das Gespräch der beiden Reguas-Anhänger hinein. Plötzlich konnte sie deren Unterhaltung über den Dämon, den Schädel und die anderen Zusammenhänge mithören, ohne selbst in der Nähe zu sein. Der Dhyarra verstärkte die Stimmen der beiden Männer so, daß Nicole sie in der Kajüte immerhin verstehen konnte. Er filterte sogar die anderen Geräusche aus, die normalerweise mit verstärkt worden wären und dafür gesorgt hätten, daß Nicole in einem Lärm-Orkan taub geworden wäre.
Aber nachdem sie einmal die Unterhaltung erfaßt hatte, konzentrierte sie sich darauf, den Dhyarra so zu steuern, daß er alles Überflüssige fernhielt.
Es war für sie eine völlig neue Erfahrung. Sie hatte den Kristall noch nie in dieser Form eingesetzt – sie hatte ihn überhaupt noch lange nicht so oft benutzt, wie Zamorra das tat. Aber immerhin erfuhr sie so alles das, was sowohl Zamorra als auch ihr in diesem Fall ein Rätsel gewesen war.
Daher wehte also der Wind…
Und erst Merlin und später Gryf hatten es also schon mit Reguas zu tun gehabt, dessen Namen sie plötzlich durchschaute. Sie war sicher, daß es nicht sein richtiger Name war. Man hatte ihm diesen Namen nur gegeben, seiner unheimlichen Fähigkeit wegen, Lebenskraft aus seinen Opfern zu holen, sie in sich aufzusaugen.
Reguas – Sauger! Eine einfache Umkehrung des Wortes…
Die Maschinen der Yacht verstummten ebenso wie die Unterhaltung der beiden Reguas-Anhänger. Valdez zog sich in sich selbst zurück, um einen magischen Ruf auszusenden und weitere Anhänger zur Insel zu rufen.
Nicole schätzte die Zeit ab, die sie gefahren waren – etwas mehr als eine halbe Stunde mit hoher Geschwindigkeit. Gesetzt den Fall, andere Boote waren nicht so schnell, so blieb ihr maximal eine Stunde Zeit, bis die Beschwörung beginnen würde, anläßlich derer sie ihr Leben geben sollte, damit Reguas, der Sauger, endgültig wiederbelebt werden konnte.
Sie hatte nicht die Absicht, sich das gefallen zu lassen. Sie ahnte, daß Zamorra den Dhyarra anpeilte, aber sie wußte nicht, wie schnell er hier sein konnte. Sie durfte sich nicht darauf verlassen.
Sie nahm hinter der Kajütentür Aufstellung, als sie Schritte vernahm.
Wenn einer der beiden
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