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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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das Château erreichte und den R5 im Innenhof fand. Der Wagen konnte gerade erst gekommen sein, denn die Motorhaube war warm, und die Maschine kühlte knackend und knisternd ab. Raffael hatte das Gebäude betreten und den Lichtschimmer im Personaltrakt gesehen. Er pirschte sich an und beobachtete, daß eine blonde Frau in seine Unterkunft einzudringen versuchte.
    Aber die Tür war abgeschlossen, und so gab die Frau es wieder auf.
    Was wollte sie von ihm, daß sie so zielstrebig dorthin gegangen war?
    Raffael wartete in der Dunkelheit der Eingangshalle und überrumpelte die Blonde. Aber außer ihrem Namen gab sie nichts preis. Da war draußen ein weiterer Automotor, Stimmen erklangen, und Raffael mußte die Blonde niederschlagen, damit sie nicht um Hilfe schrie.
    Jetzt kauerte er in der Dunkelheit. Niemand konnte ihn sehen. Er nahm die Pistole zur Hand.
    Wer war gekommen? Zamorra? Aber es war nicht Zamorras Wagen.
    Dessen Motor war fast nicht zu hören. Immerhin mußte der ganze Trubel mit Zamorras Nähe zusammenhängen. Es war wie immer, dachte Raffael finster.
    Wo auch immer Zamorra war, war etwas los. Es wurde Zeit, daß dieser Unruhestifter unschädlich gemacht wurde.
    Raffael sah gegen den Nachthimmel eine Gestalt im Eingang erscheinen.
    Eine Frau. Er erkannte die Silhouette sofort. Das war Nicole Duval.
    Also war Zamorra doch zum Château zurückgekommen?
    Raffael hob die Pistole und zielte. Aber dann senkte er die Waffe wieder.
    Nicole war bestimmt nicht allein hier. Wenn Zamorra den Schuß hörte, war er wieder gewarnt. Aber Raffael wollte ihn überraschen.
    Er mußte Nicole also lautlos unschädlich machen.
    Sie trat ein. In ihrer Hand blitzte eine Feuerzeugflamme auf. Sie verbreitete einen mäßigen Schein. Raffael hielt den Atem an. Er hockte so neben dem kleinen Marmortisch, daß er trotz der Flamme nicht sofort erkannt werden konnte.
    Nicole kam näher.
    Plötzlich stutzte sie. Sie sah die bewußtlose Frau auf dem Boden liegen.
    Mit ein paar Schritten war sie bei ihr, kauerte sich neben sie und leuchtete mit dem Feuerzeug ihr Gesicht aus.
    Raffael zielte sorgfältig. Dann warf er die Pistole mit aller Kraft.
    Sie beschrieb fast eine Gerade in der Luft, so viel Schwung steckte dahinter.
    Nicole wurde getroffen und brach über der anderen Frau zusammen.
    Bevor die Feuerzeugflamme erlosch, berührte sie den ausgelegten Teppich.
    Der hatte die Wasserschäden, verursacht durch Löscharbeiten, längst verkraftet und war wieder zundertrocken.
    Laut Herstellerfirma sollte er nur schwer entflammbar sein. Da war man aber offenbar einem Irrtum unterlegen. Das Feuer sprang nach sekundenlangem Glimmen fast sofort auf.
    Im Château Montagne brannte es zum zweitenmal!
    ***
    Zamorra sah die Straße hinunter. So, wie er sich postiert hatte, mußte er Raffael sehen, sobald der auftauchte. Es sei denn, er schlug sich seitwärts durch die Büsche und überstieg weiter oben am Hang die Mauer.
    Das aber traute Zamorra ihm nicht zu.
    Er nahm ohnehin an, daß Raffael noch unten im Dorf auf seine Chance wartete. Vielleicht würde es bis zum Morgengrauen dauern, bis er endlich kam. Zamorra richtete sich schon mal auf eine längere Wartezeit ein.
    Da war es schon interessanter, wer diesen Renault fuhr. Zamorra wandte sich um.
    Da sah er den Feuerschein.
    »Das darf nicht wahr sein!« stieß er erschrocken hervor. Flammen in der Eingangshalle! Es brannte im Château!
    Wie konnte das geschehen?
    »Nicole«, murmelte Zamorra. Sie war doch hineingegangen! Aber sie würde kaum den Brand gelegt haben. War ihr etwas zugestoßen?
    Zamorra wollte auf das Gebäude zu laufen.
    Da huschte eine schattenhafte Gestalt vor dem Feuerschein nach draußen.
    Im gleichen Moment krachte ein Schuß, und die Kugel zupfte an Zamorras Jackettkragen.
    ***
    Das Privileg eines Dienstautos stand André Vaultier nicht zu. Früher hatte er sich mit einem Fahrrad abstrampeln müssen, aber irgendwann hatten seine Vorgesetzten in Feurs eingesehen, daß sich damit im hügeligen Land nicht viel erreichen ließ. Seitdem besaß Vaultier ein Mofa, mit dem er jetzt hangaufwärts knatterte. In stillschweigender Übereinkunft hatte Pascal Lafitte ihm das Motörchen ein wenig frisiert, so daß das Mofa etwas mehr Leistung erbrachte, als erlaubt war, aber darum machte sich Vaultier weniger Gewissensbisse. Immerhin mußte er als Polizist notfalls schneller sein als andere, um sie wenigstens einholen zu können.
    So stellte ihn die Steigung vor keine sonderlichen Probleme. Und

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