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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schon bald sah Vaultier, was zu sehen er befürchtet hatte.
    Der schwere Audi 100 lag in der Kurve halb im Graben und saß fest.
    Und daneben lehnte ein Mann, der dem nahenden Gendarmen mißtrauisch entgegensah. Vaultier hielt neben ihm an und stellte den Motor ab.
    »So habe ich mir das gedacht, Doktor Graque«, sagte er. »Sie sind im trunkenen Zustand gefahren und haben einen Unfall verursacht. Darf ich um Ihren Führerschein bitten?«
    »Ich bin nicht betrunken!« protestierte Graque. »Ich bin…«
    »Dann hauchen Sie mich doch mal freundlicherweise an, ja?«
    Graque wich einen Schritt zurück. »Was soll das? Ich bin abgedrängt worden und deshalb in den Graben gerutscht! Wie kommen Sie dazu…«
    »Hören Sie«, sagte Vaultier sanft. »Ich war doch auch bei Pierre. Ich habe doch gesehen, wieviel Sie getrunken haben. Nüchtern sind Sie auf keinen Fall. Und der Unfall hier spricht Bände. So wie der Wagen da liegt, haben Sie doch nicht mal ansatzweise versucht, die Kurve zu nehmen… lassen Sie’s doch sein.«
    »Das stimmt doch alles nicht!« protestierte Graque.
    »Halten Sie mich für blind? Ich hatte gehofft, Sie vielleicht stoppen zu können, bevor etwas passiert wäre. Sie hätten mir den Fahrzeugschlüssel gegeben, und ich hätte Sie wieder ins Dorf zurückgefahren. Aber so… da werden wir wohl nicht um eine Anzeige herumkommen. Die Werkstatt wird den Schaden bezahlt haben wollen, Ihre Firma will wissen, wie das passiert ist, und Sie… nun ja. Ich glaube kaum, daß Monsieur Mostache Ihretwegen eine Falschaussage macht.«
    »Aber ich bin abgedrängt worden«, beharrte Graque unruhig. »Wenn ich nicht in den Graben ausgewichen wäre, hätte es einen Zusammenstoß gegeben…«
    »Wer hat Sie denn abgedrängt? Außer Professor Zamorra und Ihnen ist hier niemand gefahren. Das weiß ich. Hat Zamorra Sie abgedrängt? Möchten Sie Anzeige gegen ihn erstatten?«
    Graque biß sich auf die Lippen. So weit wollte er auch wieder nicht gehen. Er hatte schon genug Ärger mit diesem Professor.
    »Also, was ist nun…«
    »Aber ich mußte doch hinauf«, murmelte Graque verdrossen. »Es ist die einmalige Chance, den Brandstifter zu erwischen…«
    »Ach nein. Haben Sie Zamorra immer noch im Verdacht? Oder wer ist es jetzt?«
    »Ich…«
    Er verstummte. Trotz seines Angetrunkenseins hatte er ebenso wie Vaultier den Schuß gehört. Der kam von oben, vom Château. Vaultier spürte, wie ihm unwohl wurde.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig. Er mußte hinauf. Das war wichtiger.
    »Wir sprechen uns noch, Monsieur«, rief er Graque zu und brachte sein Mofa in Gang. Graque ruderte wild mit den Armen. »Das ist der Brandstifter«, rief er. »Verflixt, Sie können mich doch nicht hier zurücklassen wir müssen ihn kriegen…«
    Und ehe sich’s Vaultier versah, hockte Graque schon mit auf dem kleinen Gefährt. Das bekam mit der doppelten Last jetzt doch etwas Probleme an der Steigung.
    »Nun gut«, schrie Vaultier. »Auf Ihre Verantwortung, Monsieur…«
    Er hatte keine Lust, Graque vom Mofa zu stoßen. Wenn der sich dabei dummerweise verletzte, war hinterher Vaultier wegen fahrlässiger Körperverletzung dran. Auch wenn er manche Dinge nicht ganz so tierisch ernst sah wie beförderungsinteressierte Kollegen, achtete er doch darauf, keine Schäden zu verursachen, sei es an Mensch, Tier oder Gegenstand.
    Zum anderen hatte er keine Zeit, eine lange Diskussion mit dem Versicherungsmann zu führen. Oben am Château krachte es schon wieder.
    Und noch einmal…
    ***
    Zamorra ließ sich instinktiv fallen. Der nächste Schuß pfiff haarscharf über ihn hinweg. Zamorra rollte sich über den Boden hinter die Fahrzeuge in Deckung. Er versuchte den Schützen zu erkennen, sah ihn aber nicht. Der Mann war in der Finsternis untergetaucht.
    Raffael! Wie konnte er schon hier oben sein und warten? Das war doch unmöglich! Oder war es gar nicht Raffael, sondern nur ein bezahlter Killer, der in Raffaels Auftrag handelte?
    Und was war mit Nicole?
    Angst um die geliebte Gefährtin packte Zamorra. Sie mußte sich doch drinnen befinden, und dort brannte es! Warum kam sie nicht ins Freie?
    Zamorra schob sich seitwärts hinter dem Peugeot hervor. Prompt knallte wieder ein Schuß. Die Kugel schrammte an der Wagenflanke entlang und riß den Lack auf.
    Pierre erschlägt mich, wenn ich ihm den Wagen so demoliert zurückbringe! dachte Zamorra erschrocken.
    Aber er hatte das Mündungsfeuer gesehen. Der Schütze kauerte bei den ehemaligen Stallungen, die seit

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