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0356 - Die Tarot-Hexe

0356 - Die Tarot-Hexe

Titel: 0356 - Die Tarot-Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wir hätten mit Raffael Bois den falschen Mann inhaftiert.«
    Alzards Mund öffnete sich. Die Pfeife fiel. Reaktionsschnell fing der Kommissar sie auf.
    »Ist das ein Komplott?«
    Er sah Zamorra und Nicole an. »Kennen Sie diesen Deville?«
    »Nein…«
    »Das klingt nicht so auswendig gelernt wie Ihre anderen Aussagen. Also gut… ich darf Sie bitten, sich beide ans Fenster zu begeben und nach draußen zu sehen, ja? Wir haben da wunderschöne Parkanlagen mit Vögeln und Katzen und anderem Getier. Blumen gibt’s auch. Also bitte… umdrehen nur auf meine Aufforderung hin. Sind Sie einverstanden?«
    »Nein«, sagte Zamorra trocken.
    »Tun Sie mir den Gefallen bitte trotzdem, ja? Es könnte wichtig sein.«
    »Sie trauen mir nicht«, behauptete Zamorra.
    »Ich traue niemandem, nicht einmal mir selbst, aber den Spruch haben Sie ja bestimmt schon oft genug von anderen gehört. Ich möchte etwas herausfinden. Also, bitte… wir verlieren nur unnötig Zeit.«
    Seufzend erhob sich Zamorra und nickte Nicole zu. Sie gingen zum Fenster. Die Anlage draußen war tatsächlich erstaunlich geschmackvoll dekoriert. Rasenflächen, breite bunte Blumenbänke, Bäume…
    »Lassen Sie Deville eintreten«, ordnete Alzard derweil an.
    Jemand betrat das Büro des Kommissars.
    »Sie sind Alzard? Einen guten Tag, Kommissar. Bois können Sie ruhig freilassen. Er ist weder Mörder noch Brandstifter.«
    Zamorra lauschte auf die Stimme, aber er kannte sie nicht. Sie war ihm vollkommen fremd.
    »Sie sind sich Ihrer Sache ja ganz schön sicher«, sagte Alzard. »Sie leben in der Nähe, im Dorf, in einem Einzelgehöft… ?«
    »Nein«, sagte der Fremde. »Wer sind die beiden Personen da am Fenster? Gehören sie zu Ihnen? Dann erzählen Sie ihnen, daß sie für ihre sündhaft hohen Beamtengehälter anderes tun könnten als aus dem Fenster zu sehen…«
    »Bitte, drehen Sie sich um…«, bat Alzard.
    Zamorra und Nicole taten ihm den Gefallen.
    Sie sahen einen mittelgroßen Mann mit dunklem Haar und grauen Augen.
    Zamorra war sicher, ihn noch nie gesehen zu haben. Aber in den Augen des Fremden zuckte es leicht. Er grinste.
    »Daß Sie, Professor, Monsieur Deville nicht kennen, habe ich jetzt gesehen. Ihre Reaktion ist wohl echt«, sagte Alzard. »Aber Deville kennt Sie.«
    »Natürlich«, sagte Deville. »Deshalb rede ich Ihnen doch schon die ganze Zeit über zu, daß Sie Bois freilassen sollen. Er ist nicht der Täter. Weder so, noch so.«
    Der Mann muß verrückt sein, dachte Zamorra. Er hatte Raffael doch gesehen, hatte mit ihm gekämpft. Auch wenn er dazu offiziell kein Wort sagte, um Raffael nicht zu belasten. Der war doch nur ein Werkzeug, das vielleicht wieder befreit werden konnte. Er hatte nichts aus eigenem Antrieb getan. Und dafür sollte er bestraft werden? Er hatte unter Leonardos Einfluß ja nicht einmal eine Chance gehabt, sich gegen den Mordbefehl zu sträuben!
    Und nun erschien hier ein Fremder und sprach für Raffael. Welchen Grund sollte er haben? Der Fremde log!
    Aber angesichts Zamorras log er schlecht. Er mußte sich doch denken, daß Zamorra vielleicht ganz anders reagierte, daß er aufgrund des Mordversuches sogar froh war, wenn Raffael eingesperrt wurde. Zamorras Aussage, die der Fremde nicht kannte, konnte Devilles Lügengebäude, das er aufzurichten im Begriff war, doch schon in der Rohbauphase zum Einsturz bringen!
    »Und wer sollte Ihrer Meinung nach der Täter sein? Ein Doppelgänger?«
    François Deville schüttelte den Kopf. »Haben Sie eigentlich die Pistole, mit der Bois angeblich geschossen haben soll?«
    »Nein«, sagte Alzard. »Noch nicht. Wir suchen die Waffe noch. Bois muß sie versteckt haben. Aber wir werden sie finden.«
    »Nur mit meiner Hilfe«, sagte Deville und griff in die Tasche. »Weil ich sie nämlich habe.«
    In einer blitzschnellen Bewegung zog er die Pistole aus der Tasche und richtete sie auf Zamorra. Die Waffe war entsichert. Deville betätigte den Abzug.
    ***
    Mit einer Flinkheit, die ihm kaum jemand zugetraut hätte, flankte der Kommissar über seinen Schreibtisch. Daß dabei Aktenkörbe, Kugelschreiber und fast das Telefon von der Platte gefegt wurden, interessierte ihn erst viel später. Er landete vor Deville und schlug ihm den Arm nach unten. Aber trotz seiner Schnelligkeit kam er zu spät. Deville hatte bereits abgedrückt.
    Der Beamte, der am Fenstertisch saß, war entsetzt aufgesprungen und zur Salzsäule erstarrt. Eine durchaus falsche Reaktion, wie Zamorra hinterher bemerkte. Zamorra

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