0356 - Ein Zeitpolizist desertiert
begonnene Überlegung zu Ende führen.
Voller Furcht fragte er sich, ob das der Beginn vollkommenen Wahnsinns sein konnte. Er hatte den Eindruck, als würde das halutische Kampfschiff still im Raum stehen.
In welchem Raum?
Bysiphere vernahm ein seltsames Wimmern. Mühsam drehte er seinen Kopf nach der anderen Seite.
Er sah, daß Tronar Woolver seinen Platz verlassen hatte. Der Wellensprinter schien vollkommen schwerelos zu sein, er ähnelte mehr einem vom Wind aufgeblähten Tuch als einem Menschen.
Bysiphere zwang sich dazu, die Augen eine gewisse Zeit zu schließen, obwohl das seine Ängste noch vertiefte. Als er sie wieder öffnete, hatte sich nichts verändert, und Tronar Woolver hatte im Höchstfall einen Meter zurückgelegt. Der Wissenschaftler war überzeugt davon, daß sie sich im Hyperraum befanden. Bei den Hyperraumsprüngen mit den alten Transitionstriebwerken waren die terranischen Schiffe jedesmal vollkommen entstofflicht, und kein Besatzungsmitglied hatte eine konkrete Erinnerung an die Geschehnisse in der übergelagerten Dimension.
Bysiphere hätte es nicht für möglich gehalten, daß ein Flug, wie sie ihn jetzt erlebten, überhaupt möglich war. Das hieß - flogen sie überhaupt? Oder konnte er seinem Gefühl trauen, daß sie vollkommen stillstanden?
Wie lange dauerte dieser eigenartige Zustand?
Er hob den Arm und starrte auf seine Uhr. Der Sekundenzeiger bewegte sich so langsam, als wollte er stehenbleiben. Bysipheres Magen krampfte sich zusammen.
Hisso Rillos und Pinar Alto saßen bewegungslos vor den Kontrollen Ob sie ahnten, was mit dem Schiff geschah?
Bysiphere erinnerte sich an das Fragmentschiff. War es noch bei ihnen? Zum erstenmal dachte er daran einen Blick auf die Bildschirme zu werfen. Er mußte sich zur Seite beugen, um an Pinar Alto vorbei auf die Geräte zu blicken.
Die Bildschirme zeigten einen tiefrot leuchtenden Raum, der aus einer zähflüssigen Emulsion zu bestehen schien.
Was ist das? dachte Bysiphere entsetzt. Dann verwirrten sich seine Gedanken erneut, und er vergaß, womit er sich beschäftigt hatte. Seine nächste Überlegung galt wieder Major Tronar Woolver, der noch immer einem unbekannten Ziel zustrebte. Was hatte der Mutant vor? Wußte er überhaupt, daß er seinen Platz verlassen hatte?
„Major!" rief Bysiphere.
Er erschrak über den hohlen Klang seiner Stimme. Das ausgerufene Wort schien überall ein Echo zu finden Es wurde zu einem Dröhnen, als schlüge jemand auf eine gewaltige Trommel.
Woolver reagierte nicht, sondern setzte mit verbissenem Gesichtsausdruck seinen Weg fort.
Der Schüttelkrampf, der Bysiphere befallen hatte, ließ allmählich nach. An seine Stelle trat eine Übelkeit, wie der Hyperphysiker sie bisher nicht gekannt hatte. Es war ein Schwindelgefühl, verbunden mit heftigem Brechreiz. Er glaubte, vollkommen schwerelos zu sein, und war sich gleichzeitig seines Körpers auf schmerzhafte Weise bewußt.
Jemand sagte etwas, aber die Stimme wurde zu einem langanhaltenden Donnern, und die ausgesprochenen Worte ergaben keinen Sinn.
Wir sind alle wahnsinnig! dachte Bysiphere verzweifelt.
Tronar Woolver befand sich jetzt unmittelbar hinter Bysipheres Sessel, aber er nahm keine Notiz von dem Hyperphysiker.
Blitzartig fiel Bysiphere wieder ein, daß er die Bildschirme beobachten wollte. Diesmal sah er nicht nur die rotleuchtende Emulsion, sondern gewaltige Körper, die in dieser Masse herumschwammen. Die Gebilde waren kugelförmig und erinnerten Bysiphere an monströse Tiere, die sich am Boden wälzten.
Was ist das? fragte er sich wieder.
Tief in seinem Innern war die Antwort, aber er kämpfte dagegen an, daß sie an die Oberfläche seines Bewußtseins gelangen konnte. Seine Augen waren weit geöffnet, als übten die Bildschirme eine hypnotische Kraft aus. Sein Verstand sagte ihm, daß sich das halutische Schiff bewegte, wenn es auch gefühlsmäßig so aussah, als würden sich die gigantischen Körper innerhalb der roten Masse bewegen.
Dann ließ sich die Erkenntnis nicht mehr aufhalten, und sie drang mit schmerzhafter Deutlichkeit in Bysipheres Gehirn. Er krümmte sich im Sitz zusammen.
Es sind Universen! hämmerten seine Gedanken. Jedes dieser Riesenmoleküle ist ein Universum.
Er wollte aufhören zu atmen, weil er sich seiner Bedeutungslosigkeit mit erschreckender Klarheit bewußt wurde. Es war, als hätte man ihm einen Stoß versetzt und ihn von allen Dingen verdrängt, die ihm gefielen und die ihm etwas bedeuteten. Er sehnte sich nach
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