0357 - Die Bestie mit den Mandelaugen
nicht die für mich erlösende Handbewegung zum Ra.dio.
Allmählich begann mein Rücken zu schmerzen, aber ich wagte nicht, meine Stellung zu verändern. Die kleinste Bewegung hätte mich schon verraten können.
Aus dem Fond war absolut nichts zu hören.
Der Wagen war gerade wieder in eine Kurve gebogen, als sich die Hand des Fahrers dem Radio näherte.
Musik- und Wortfetzen wechselten sich im Lautsprecher ab. Schließlich war die Stimme eines Sportkommentators zu hören, und der Fahrer nahm seine Hand von der Skala. Das war für mich das erwartete Zeichen.
Ich straffte alle Muskeln meines Körpers und schnellte nach oben. In der Rechten hielt ich meine schussbereite Smith & Wesson 38er Special. Ich hatte mir, als Dorothy dem Fahrer das Fahrziel genannt hatte, gemerkt, in welchem Sitz ich sie vermuten konnte. Meine Überlegungen erwiesen sich als richtig.
Als ich mich über die Lehne in den Fond beugte, befand sich Dorothy einen halben Yard vor mir.
»Keine Bewegung, Dorothy.« Ich hielt die Mündung meiner Pistole nur wenige Zoll von ihrem Gesicht entfernt.
Die Explosion einer Atombombe hätte keine größere Wirkung erzielen können. Dorothy wurde einen Moment totenbleich im Gesicht. Ihre Hände krampften sich zusammen, sie zitterte am ganzen Körper. Die Überraschung war vollkommen.
Als sie versuchte, langsam eine Hand in die Manteltasche zu schieben, lächelte ich sie an.
»Das wollen wir lieber unterlassen, Dorothy. Nun bin ich nämlich wieder am Drücker, und das wirklich im buchstäblichen Sinne. Dein Spiel ist nun endgültig aus, also finde dich damit ab.«
Sie ließ zögernd die Hand wieder in den Schoß zurücksinken.
»Elender Schnüffler«, zischte sie, »ich könnte mich jetzt noch ohrfeigen, dass ich damals so blöde war, deinen Tod herauszuschieben.«
»Ich bin Ihnen dafür sehr dankbar. Und das FBI sicher auch.«
Ich ließ die Frau nicht einen Moment aus den Augen, als ich dem Fahrer Anweisung gab, auf schnellstem Weg zum FBI-Distriktgebäude zu fahren. Ich würde erst dann beruhigt sein, wenn ich Dorothy in einer unserer Zellen wusste.
Der Wagen setzte sich in Bewegung. Durch das Rückfenster sah ich, wie uns ein anderes Yellow-Cab folgte. Als es näher kam, erkannte ich Phil. Er musste unser Manöver beobachtet haben und wissen, dass Dorothy Simmons ausgespielt hatte.
Die Fahrt bis zum FBI-Distriktgebäude dauerte etwa zwanzig Minuten. Dorothys Unruhe wuchs mit jedem Yard, mit dem wir uns unserem Ziel näherten. So langsam kam ihr wohl zu Bewusstsein, was diese Fahrt für sie bedeutete.
Mrs. Bullborough saß in der anderen Ecke des Wagens. Sie brachte noch immer kein Wort von ihren Lippen. Auf ihren Wangen glänzten ein paar Tränen. Die letzten Stunden hatten ihre Nerven bis an die Grenze des Erträglichen strapaziert.
Ich versuchte, ihr durch ein paar beruhigende Worte die Spannung zu nehmen, als ich plötzlich eine blitzschnelle Reaktion von Dorothy Simmons sah.
Sie versuchte, ihren Arm hochzureißen. Ich packte ihn und hielt ihn eisern fest.
Sie sah auf den zierlichen Ring an ihrer Hand.
»Mrs. Bullborough«, bat ich die alte Dame, »ziehen Sie doch bitte den Ring der Dame vom Finger. Ich möchte ihn mir gern etwas näher ansehen.«
Mit zögernden Bewegungen versuchte Mrs. Bullborough, den Ring von Dorothys Finger zu streifen. Ich sah mir den Ring genau an. Ich drückte vorsichtig auf den Rubin. An dem Ringbauch löste sich pfeilschnell ein winziger Dorn. Sicherlich würde er mit einem Gift getränkt sein. Dorothy wollte ihrem irdischen Richter entgehen.
Ich wollte den Ring gerade in die Tasche stecken, als Dorothy mich ansprang. Ihre Finger krallten sich um meinen Hals.
Ich ließ meine 38er in die Tasche gleiten und befreite mich mit einem einzigen Griff aus der Umklammerung. Dann riss ich ihre Handgelenke nach unten. Schnell packte ich ihre Hände zusammen, nachdem ich mich auf den Sitz gekniet hatte.
»Nun hören Sie gut zu, Dorothy. Wir werden jetzt aussteigen, und Sie werden es unterlassen, dumme Tricks bei mir anzubringen. Sie sollten sich damit abfinden, das Spiel verloren zu haben.«
Mit einer kurzen Handbewegung forderte ich sie zum Aussteigen auf.
Inzwischen war auch Phil angekommen. Er entlohnte die beiden Fahrer und nahm dann Mrs. Bullborough am Arm. Gemeinsam betraten wir das Distriktgebäude.
Um Mrs. Bullborough sollte sich zunächst erst einmal eine Kollegin kümmern. Wir hielten es nicht für ratsam, sie in diesem Zustand nach Haus zu bringen.
Phil
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