0357 - Wenn Sparks Dämonen jagt
stehen. Außerdem ist es noch zu früh.«
»Die Flasche ist halbieer«, korrigierte Donaghue enttäuscht. »Aber so seid ihr Engländer nun mal. Und uns Schotten werft ihr Geiz vor. Es muß wirklich wieder ein Schotte auf den Thron, da hat der alte Potter ganz recht.«
Er trollte sich. In Sparks’ Augen glitzerte es zufrieden.
»Daß McThruberry nicht mehr spukt, ist hervorragend«, raunte er Othmarsen zu. »Dann gibt es wenigstens keinen Streit unter den Gespenstern, weil einer sich den anderen als Burgherr überlegen fühlt. Dann sind sie alle gleich. Lyle, wir nehmen diese Burg. Und wir werden sie berühmt machen. Weltberühmt.«
***
Solange Château Montagne im romantischen und von Weinbergen eingerahmten Loire-Tal eine halbe Ruine war, konnte sich Professor Zamorra darin nicht wohl fühlen. Aber bis die Restaurierungsarbeiten beginnen konnten, würde wohl noch einige Zeit vergehen. Der Streit mit der Versicherung war inzwischen geklärt, aber das war nur eines der vielen Probleme.
Während der alte Diener Raffael Bois, vom Bannfluch des Fürsten der Finsternis befreit, nach wie vor in seiner Wohnung in den nicht vom Großbrand heimgesuchten Teilen des Châteaus lebte, hatten sich Zamorra und seine Gefährtin Nicole Duval vorübergehend in Pierre Mostaches Gasthaus unten im Dorf einquartiert. Dort war es auch, wo Zamorras Dhyarra-Kristall schwach zu glühen begann.
Der Parapsychologe und Dämonenjäger hatte den blaufunkelnden Sternenstein in der Innentasche seiner Anzugjacke vestaut. Der Dhyarra war klein genug, um nicht sonderlich aufzufallen.
Zamorras Hand löste sich vom Rotweinglas, an dem er gerade nippen wollte. Er spürte, daß etwas mit dem Kristall geschah. Unwillkürlich griff er in die Tasche und zog den Dhyarra halb hervor. Er sah ihn hell leuchten.
Der Kristall war aktiviert worden. Aber nicht von Zamorra. Jemand hatte ihn von außen berührt.
Dieser jemand mußte zu den wenigen gehören, die wußten, daß Zamorra einen Dhyarra besaß. Damit schied der Großteil der DYNASTIE DER EWIGEN aus. Blieben nur wenige Bekannte.
Ted Ewigk… ?
Zamorra nickte Nicole zu, die ihm gegenüber am kleinen Fenstertisch saß. »Dhyarra«, flüsterte er ihr zu. »Ich gehe nach oben.«
Sie nickte. Ein wenig beunruhigt sah sie ihn an, aber er lächelte ihr zu. Er wußte, daß sie ihm folgen würde, wenn er nach einem gewissen Zeitraum nicht wieder unten in der Schankstube auftauchte.
Was immer den Dhyarra zum Leuchten gebracht hatte - er wollte es allein erforschen, nicht unten in der Wirtschaft. Mostaches Gäste kannten ihn zwar, sie wußten, mit welchen Dingen er sich befaßte, aber das hieß nicht, daß er jedes magische Experiment in aller Öffentlichkeit vornahm. Abgesehen davon, daß es die anderen nicht zu interessieren hatte, was mit dem Kristall geschah, konnte im Extremfall sogar eine Gefährdung eintreten. Dann nämlich, wenn der fremde Kontaktier feindlich gesonnen war…
Zamorra ging durch die Seitentür und über die Treppe nach oben, wo das zur Straße gelegene, aber trotzdem ruhige Zimmer sich befand. Ruhig deshalb, weil in diesem kleinen Dorf kaum etwas los war. Der Durchgangsverkehr wurde über die große Umgehungs-Schnellstraße geleitet und kam erst gar nicht ins Dorf hinein.
Zamorra setzte sich an den kleinen Tisch und legte den Dhyarra auf die freie Platte. Mit einem Stück Kreide zeichnete er einen Kreis um den Kristall und versah ihn mit Schutzzeichen. Eine Vorsichtsmaßnahme, die ihn vor Erlebnissen schützen sollte, wie sie Ted Ewigk hatte erleiden müssen. Damals, als eine Dhyarra-Bombe in seinem Wagen explodierte und er monatelang gelähmt gewesen war…
Dann konzentrierte sich Zamorra auf den Kristall 2. Ordnung. Er berührte ihn mit den Fingern beider Hände und versuchte, seinen Geist mit der kosmischen Energie des Kristalls zu verschmelzen. Plötzlich entstanden Bilder.
Er konnte nicht unterscheiden, ob er sie sah, ob sie in seinem Bewußtsein entstanden oder ob sie in der Tiefe des Kristalls funkelten, der für seine Augen jetzt riesengroß geworden war.
Er sah vor nachtschwarzem Hintergrund das stilisierte Emblem einer goldenen Galaxisspirale, darin eine blaufunkelnde liegende Acht - das Zeichen für Unendlichkeit, Ewigkeit. Das Symbol der DYNASTIE DER EWIGEN. Der ERHABENE ruft dich, Freund, klangen bildhafte Worte in ihm auf, als seien es seine eigenen Gedanken. Kannst du mich verstehen?
»Ja«, murmelte Zamorra undeutlich. Er glaubte laut zu sprechen, aber es war
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