0358 - Bestien der Nebelwelt
holen.
Eigentlich wäre es ihr jetzt ein leichtes, Zamorra zu töten. Aber noch verzichtete sie darauf. Ihr Experiment, wie weit man einen Menschen treiben konnte, war viel interessanter. Zumal Zamorra ebenfalls durch seine moralischen Grundsätze gehandicapt war. Er würde Manolito nicht töten. Er konnte es nicht. Aber er würde es unter Umständen tun müssen, wenn Manolito so hart wurde, wie Sara es sich wünschte. Vor allem so hartnäckig…
Sie lächelte kalt, als Manolito sich unauffällig seinem Säbel näherte.
***
Manolito zeigte sich höchst überrascht, als er die Frau neben Zamorra sah. Im ersten Moment des Erwachens glaubte er, Susan Hayworth zu sehen. Beide trugen das Haar ziemlich lang und dunkelblond. Aber dann sah er, daß sie unterschiedliche Gesichter hatten.
»Hallo, Manolito«, sagte die junge Frau. »Ich bin Nicole. Wie wäre es, wenn du uns ein wenig über dich und Sara Moon erzählen würdest? Warum gehorchst du ihr? Warum versuchst du etwas zu tun, was du ohnehin nicht kannst? Du wirst Zamorra nicht töten können, und ich bin sicher, daß du das sehr genau weißt.«
Manolito seufzte. Er mußte erst einmal damit fertig werden, daß da noch jemand war. Er erinnerte sich an Susan Hayworth. Vielleicht war sie schon tot. Dann war alles zu spät. Vielleicht gab es aber noch eine Chance. Diese Sara Moon las seine Gedanken. Und gedanklich verriet er ihr nun seine Absicht, daß er seinen Auftrag nach wie vor erfüllen wolle - wenn dafür Susan überlebte.
Er hoffte, daß Sara Moon seine Gedanken aufnahm und ihm glaubte.
Er schielte nach dem Säbel.
Das Problem hatte sich nun verdoppelt. Wenn er Zamorra umbrachte, würde er auch die Frau töten müssen. Sie war eine Zeugin! Und wohin auch immer er in die Welt zurückkehren würde - immer mußte er damit rechnen, daß diese Zeugin ihn irgendwann fand und vor Gericht brachte.
Er zwang sich, jedes Gefühl auszuschalten.
»Du tust das doch nicht aus dir heraus«, sagte Zamorra jetzt. »Was ist der Grund? Du kennst mich doch nicht. Du hast es nicht nötig, mich zu hassen. Also… was steckt dahinter? Hat Sara Moon dich hypnotisiert?«
»Nein«, sagte er. Er machte so unauffällig wie möglich einen weiteren Schritt zu seinem Säbel. Die Verletzung, die Zamorra ihm beigebracht hatte, schmerzte. Aber er wußte, daß er den Säbel trotzdem würde führen können.
Jetzt war er nahe genug. Mit einem Sprung warf er sich auf die Waffe, ergriff sie und schnellte sich wieder hoch. Er ließ die Klinge kreisen und schlug nach Zamorra.
Und dann begriff er nicht, wie Zamorra es wiederum geschafft hatte, ihn blitzschnell zu entwaffnen und zu Boden zu werfen. Zamorra überreichte den Säbel Nicole. Kopfschüttelnd sah er auf Manolito hinunter.
»Du willst es wohl nie aufgeben, wie? Du hast doch nicht die geringste Chance, Amigo. Ich könnte dich jederzeit umbringen, wenn ich wollte. Du kannst es bei mir aber nicht. Du ersparst dir eine Menge langweiliger Niederlagen, wenn du endlich mit diesem Unsinn aufhörst.«
Er verzog dabei das Gesicht. Seine Armwunde schien stark zu schmerzen. Die Kampfbewegung war nicht gerade der Heilung zuträglich gewesen.
»Verdammt, ich muß es tun«, sagte Manolito keuchend. »Sie zwingt mich dazu. Entweder ich bringe dich um, oder die Bestien fressen Susan. Und ich… sie ist so hilflos.«
»Das ist natürlich ein tolles Argument«, sagte Zamorra spöttisch. »Hast du schon mal daran gedacht, mit uns zusammenzuarbeiten gegen Sara Moon? Wir können dieser Susan garantiert helfen, und dafür brauchst du deine Seele nicht dem Teufel zu schenken, indem du tötest.«
Manolito verzog das Gesicht. Er schilderte den beiden die Situation, in der sich Susan und somit auch er selbst befand. »Aber möglicherweise ist sie ohnehin schon tot. Ich habe zu viel Zeit verloren«, schloß er.
»Daraus solltest du folgern, daß Sara Moon ihr Versprechen nicht unbedingt halten will. Sie hat die Zeit zu knapp kalkuliert. Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder es war ein Bluff, oder Susan stirbt ohnehin.«
»Das darf nicht geschehen«, sagte Manolito. Er ballte die Fäuste. Wieder schätzte er seine Chancen ab. Aber er hatte keine. Er mußte einsehen, daß Zamorra ihm weit überlegen war.
Was sollte er tun?
Sich wirklich mit Zamorra verbünden, wie dieser es ihm vorgeschlagen hatte? »Aber welche Möglichkeiten hast du, mir zu helfen? Wie kannst du Susan retten? Du weißt ja nicht einmal, wo sie sich befindet.«
»Du etwa?«
»In dem
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