0359 - Ich stieß auf eine heiße Spur
dem Gebiet von New York erstattet wurden, Tuckery«, sagte ich, als wir uns abends von ihm verabschiedeten. »Wenn wir damit durch sind, sehen wir uns die Leute in New York an, gegen die Debaldos eine Anzeige geschrieben hat. Dann melden wir uns wieder bei Ihnen.«
»Okay. Ich habe heute früh die beiden Kugeln an die FBI-Zentrale nach Washington geschickt. Vielleicht ist mit derselben Waffe schon einmal jemand erschossen worden.«
»Sie meinen die Kugeln im Fall Quash? Machen Sie sich da keine allzu großen Hoffnungen. Also dann bis morgen, Sheriff! Rufen Sie uns aber an, wenn sich irgendetwas rührt.«
»Mach ich!«
Wir kehrten nach New York zurück und nahmen uns noch am selben Abend die ersten beiden Personen vor, die auf einem Highway in New Jersey in den vergangenen vier Wochen wegen verkehrswidrigen Verhaltens von Tony Debaldos angezeigt worden waren.
Der eine war ein sechzigjähriger Sonntagsfahrer, der andere war zwanzig Jahre jünger, und somit schieden sie beide aus.
Wir hatten elf Personen aus dem Raum New York zu überprüfen, und wir fingen am Mittwoch früh mit den restlichen neun an. Als wir nach dem vierten Verhör zurück an den Jaguar kamen, deutete Phil auf das Ruflämpchen des Sprechfunkgerätes. Es flackerte rhythmisch und zeigte an, dass unsere Funkleitstelle uns zu sprechen wünschte.
Phil ergriff den Hörer und lauschte mit einem Gesichtsausdruck, der zusehends gespannter wurde. Als er das Gespräch beendet hatte, wandte er sich mit einem grimmigen Grinsen zu mir.
»Dreh um, Jerry. Zurück zum Distriktgebäude. In der Halle sitzt ein Cop der Stadtpolizei. Er ist extra aus der Bronx heruntergekommen.«
»Und was will er?«
»Uns zu einer Bande von jungen Burschen führen, die sich Rote Wölfe nennt.«
***
Der Cop war mittelgroß, aber breit und wuchtig wie ein Preisringer aus dem Catcherzelt von Coney Island. Sein Gesicht war rund und rosig, aber die stahlblauen wachen Augen verrieten Härte. Er saß in der Halle auf einer der Bänke. Seine Haltung war so kerzengerade, als ob er zu den Kadetten von West Point gehörte. Als wir auf ihn zugingen, sprang er auf und riss sich die dunkelblaue Schirmmütze mit dem glänzenden Dienstwappen der New Yorker Stadtpolizei vom Kopf.
»Hallo«, sagte ich. »Das ist Phil Decker, ich bin Jerry Cotton. Man sagte uns, Sie wüssten etwas über die Roten Wölfe?«
»Ja, Sir«, erwiderte er stramm. »Ich bin Patrolman Henry Mudderf air vom 111. Revier in der Bronx.«
»Okay, Mudderfair, kommen Sie mit rauf in unser Office.«
»Gern, Sir.«
Der Eindruck von West Point verstärkte sich, als er auf dem Weg zum Lift genau einen halben Schritt hinter uns blieb. Ich konnte ein flüchtiges Grinsen nicht verbeißen.
Auf meinem Schreibtisch lag ein Zettel, der mit einem Rotstift so auffällig markiert worden war, dass er mir beim Betreten unseres Büros förmlich ins Auge sprang. Ich deutete auf einen Stuhl, während ich den Zettel aufhob. Patrolman Henry Mudderfair setzte sich und verfiel prompt wieder in seine steife Haltung. Ich hielt Phil den Zettel hin.
General Life Insurance Company in Sachen Moll Quash anrufen, Nebenapparat 232 verlangen, stand darauf.
»Später«, sagte Phil. »Auf ein paar Minuten wird es wohl nicht ankommen.«
Ich nickte, legte den Zettel neben das Telefon und setzte mich auf die Schreibtischkante.
»Nur der Ordnung halber, Mudderfair«, sagte ich, »gibt es eine Erklärung dafür, warum Sie sich erst heute bei uns melden, während unsere Anfrage von Montag stammt?«
Er wurde krebsrot und beeilte sich mit seiner Antwort: »Sir, ich bitte um Entschuldigung, aber ich bin erst heute Morgen aus dem Urlaub zurückgekommen.«
Ich grinste beruhigend.
»Wer nicht da ist, kann auch unsere Anfragen nicht lesen. Okay, Mudderfair, schießen Sie los. Was wissen Sie von den Roten Wölfen ?«
»Ich kenne einen Burschen, der offenbar zu dieser Bande gehört. Eine üble Type, Sir, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten. Er heißt Brick Mansfield.«
»Wie alt ist er?«
»Vor ein paar Wochen zweiundzwanzig geworden.«
»Wie kommen Sie darauf, dass er zu dieser Bande gehören müsste?«
»Er hatte Ärger in einem Drugstore verursacht, Sir, als ich ihn zum ersten Mal sah. Der Besitzer wollte ihn raushaben, das war alles. Er legte keinen Wert darauf, den Burschen anzuzeigen wegen Hausfriedensbruchs, und deshalb habe ich damals auch keine Anzeige geschrieben. Ich habe ihn nur an die Luft gesetzt. Das kostete mich genug Nerven, denn der
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