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036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch

036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch

Titel: 036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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mit
zwei schmalen Trägern an den Schultern gehalten wurde.
    Sven rollte sich blitzschnell herum. Er verfügte über eine
erstaunliche Wendigkeit. Seine Armstummel zuckten, als er den Körper ein wenig
in eine andere Richtung zu drehen versuchte. Es gelang ihm. Er fand sich in der
Dunkelheit, die ihn seit der Geburt umgab, sicher zurecht. Und passieren konnte
ihm nichts. Selbst wenn er dem Bettrand einmal zu nahe kommen sollte, war da
das befestigte Gitter, das einen Sturz verhindern würde.
    Dies hier war Svens Welt! Aber sie war noch viel kleiner als der
Raum, der ihm zur Verfügung stand. Seine Welt war die Fläche des ungewöhnlich
breiten Bettes, das extra für ihn geschaffen worden war. Larry hatte Anita Täle
im Verdacht, daß sie selbst es gewesen war, die dieses Bett für ihren
behinderten Sohn gezimmert hatte.
    Svens kleine Welt hatte die Größe von etwa zwei mal zwei Metern.
    »Kann ich irgend etwas für dich tun, Sven?«
    Anita Täle ging ganz dicht an das Bettgitter heran.
    »Nein, überhaupt nichts, Mutter. Wenn ich Durst habe, dann kann
ich mich ja selbst versorgen.«
    Sven drehte den Kopf und schnappte mit dem Mund nach einer der
Schnüre, die längs an seinem Bett herunterhingen. Jede Schnur war mit einem
Mundstück versehen. Wenn er daran saugte, kam die Flüssigkeit, die er gerade
mochte. Auf einem erhöhten Regal standen in einer Reihe nebeneinander insgesamt
fünf gesondert befestigte Flaschen. Sven konnte zwischen Mineralwasser, drei
verschiedenen Fruchtsäften und Bier wählen.
    Not macht erfinderisch, ging es Larry durch den Kopf. Anita Täle
hatte, was ihren behinderten Sohn anbelangte, hier ein kleines Paradies für
diesen Menschen geschaffen. Alle Hektik, alle Unruhe und Unzufriedenheit der
Welt wurden von ihm ferngehalten.
    Am Fußende stand eine Stereoanlage. Es gab ein Radiogerät, einen
Plattenspieler und sogar ein Tonband. Die Mikrofonschnur lag über einem
Drahtgestell am Fußende. Alle Geräte waren so aufgestellt, daß sie von Sven
selbst bedient werden konnten.
    »Soll ich dir neue Platten auflegen?« fragte Anita Täle, als sie
sah, daß der Zehnplattenwechsler Stillstand. Die Platten zu wechseln - dazu
hatte Sven keine Möglichkeit. »Oder soll ich dir etwas vorlesen?« Unwillkürlich
warf Larry einen Blick zum Tisch, wo das aufgeschlagene Buch lag. Er konnte den
Titel nicht erkennen, aber am Druckspiegel der Seite konnte er doch sehen, daß
es sich offenbar um ein wissenschaftliches Buch handelte. Die Seiten waren
übersät mit Formeln und Berechnungsbeispielen.
    »Ich muß das letzte Kapitel, das du mir vorgelesen hast, noch mal
hören. Das hatten wir ja auf Band aufgenommen. Einstein macht da ein paar
Bemerkungen über die mögliche Form des Weltalls, über die ich mir noch nicht
ganz im Klaren bin. Ich muß darüber noch intensiver nachdenken. Aber vielen
Dank für dein Angebot. Im Übrigen wundere ich mich darüber, daß du um diese
Zeit hier unten bist. Das tust du doch sonst nie?«
    Brent war erstaunt über die Reaktion Sven Täles. Es gab keine Uhr
in diesem Raum, die er sehen konnte. Und selbst wenn eine vorhanden gewesen
wäre: Sven hätte sie nicht sehen können. Der Behinderte trug auch keine
Blindenuhr am Armgelenk, die er hätte abtasten können.
    Sven Täles Tagesablauf verlief in so genau geregelten Bahnen, daß
er eine Art innerer Uhr entwickelt oder vervollkommnet hatte. Wenn etwas
anderes eintrat, wenn jemand außer der Reihe unten auftauchte, dann fiel ihm
diese Unregelmäßigkeit sofort auf.
    »Es war nur so eine Idee von mir«, beeilte sich Anita Täle zu
sagen. Mit raschem Blick gab sie Larry Brent zu verstehen, sich völlig passiv
zu verhalten. Offenbar sollte Sven nicht davon unterrichtet werden, daß außer
seinem Bruder Björn und seiner Mutter noch jemand hier unten weilte.
    Anita Täle und Björn unterhielten sich minutenlang mit dem jungen
Mann im Bett. Larry war erstaunt über die Klarheit der Gedanken, die Sven Täle
entwickelte, sowie über die gepflegte Sprache, mit der er sich auszudrücken
verstand. An diesem Menschen war etwas Großes verlorengegangen. Was er hier in
seiner kleinen Welt gelernt hatte, war beachtlich. Tonbänder, Schallplatten und
Funksendungen waren seine einzigen Lehrmeister gewesen.
    Nach einem Aufenthalt von etwa einer Viertelstunde verließen die
drei Besucher das stille und einsame Reich Svens, der nicht einmal genau wußte,
wie seine Umwelt aussah. Für ihn bestand sie nur aus Geräuschen. Aber aus den
Gesprächen, die

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