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036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch

036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch

Titel: 036 - Der Wolfsmensch im Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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weiß niemand etwas, egal, was auch
immer für Vermutungen ausgesprochen wurden. Aber nun sollen wir einen Fremden
einweihen?«
    »Es ist das beste, Mutter!«
    Die Alte musterte den Agenten von Kopf bis Fuß. Ihre Stimme war
kaum zu hören, als sie fortfuhr: »Sie sollen ihn sehen - Sven! Aber Sie sollen
dieses Geheimnis für sich behalten. Wie Doktor Banson das tat. Ja, es stimmt
was die Leute sagen: Der Knabe, dem ich vor dreißig Jahren das Leben schenkte,
lebt immer noch! Und das habe ich Doktor Banson zu verdanken. Er stellte einen
Totenschein aus, denn er verstand mich. Vielleicht auch, um die
Entwicklungsstufen selbst verfolgen zu können. Für Banson war es ein
Experiment, vielleicht auch für die Natur. Für mich als Mutter jedoch war es
eine Verpflichtung und eine Aufgabe. Und nun kommen Sie, sehen Sie sich Sven
selbst an! Bilden Sie sich Ihr Urteil! Und bitte denken Sie daran: Was immer
Sie auch zu sehen bekommen, es hat nichts mit dem Werwolf zu tun. Wenn Sie das
erkennen sollten, werden Sie uns nie wieder belästigen, nicht wahr?«
    Larry Brent nickte. »Ja«, sagte er. »Das verspreche ich Ihnen.«
    »Gut.« Die Alte löste sich von ihrem Sohn, ging an Larry Brent
vorbei und durchquerte das Wohnzimmer. Wortlos folgten ihr Larry Brent und
Björn Täle. Der Amerikaner hatte nicht die geringste Vorstellung davon, was ihm
eigentlich gezeigt werden sollte und warum das Kind, das die Alte Sven getauft
hatte, unverständlicherweise im Verborgenen großgeworden war.
    Vom Wohnzimmer aus gab es eine Verbindungstür zu einem kleineren
Raum, in dem Björn Täle zu schlafen pflegte, wenn er zu Besuch weilte. Täle
unterhielt in Falun eine kleine Dachwohnung, ähnlich wie Dalquist. Nur selten
kam er in das Haus auf der anderen Seite des Sees.
    Die Alte bückte sich und klappte einen handgewebten Läufer zurück.
Im Dielenboden war deutlich eine Falltür zu erkennen. Anita Täle griff nach dem
in einer Kerbe liegenden Eisenbügel. Björn Täle war ihr dabei behilflich, die
Klappe nach oben zu ziehen.
    Ein fast quadratischer Schacht gähnte ihnen entgegen. Die Stufen
nach unten waren steil und schmal. Die Alte ging voran. Dann folgte Larry, und
den Abschluß bildete Björn Täle.
    X-RAY-3 war äußerst wachsam. Das alles konnte eine Falle sein.
    An der untersten Stufe tastete die Alte an der rohen Kellerwand
entlang und fand schließlich den Lichtschalter. Eine schwache Birne spendete
einen gerade erträglichen Schein, um die Kellerumgebung wahrzunehmen.
    Ein schmaler Gang, nur etwa fünf Meter lang, dehnte sich vor ihnen
aus. Am Ende dieses Ganges war eine normale Holztür, wie sie innerhalb eines
Hauses verwendet wurde - nicht für Keller.
    Die Tür war nicht verschlossen.
    Anita Täle legte ihre Hand auf die Klinke und drückte die Tür auf.
Sie öffnete die Tür weit, so daß Larry sofort den gesamten Raum überblicken
konnte.
    Es war ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer, kein Kellerraum,
wie man ihn hier erwartet hätte.
    Auf dem Boden lagen dicke Teppiche. Gleich rechts stand ein hoher
Schrank, der bis an die Decke reichte. Davor war ein Tisch mit einer gestärkten
Tischdecke. Ein bequemer Korbstuhl stand auch dort. Auf dem Tisch lag ein
aufgeschlagenes Buch, direkt neben einer schmiedeeisernen Stehlampe, die durch
einen Schalter neben der Tür betätigt wurde.
    Links in einer Nische stand ein breites Bett, gesichert durch ein
etwa dreißig Zentimeter hohes Holzgitter.
    Von dort kam eine Stimme. »Bist du es, Mutter?«
    Das Organ eines erwachsenen Mannes. Dunkel und tief, wohlklingend.
    »Ja, Sven«, sagte Anita Täle. Sie lächelte, als sie sprach.
    Dann trat sie weiter in den Raum hinein.
    »Aber da ist noch jemand bei dir«, sagte Sven.
    »Es ist Björn.«
    »Ah! Ich war mir doch sicher, noch mehr Schritte draußen auf dem
Gang gehört zu haben. Sonst niemand?«
    »Nein, sonst niemand«, entgegnete Anita Täle. Sie gab Larry ein
Zeichen. Der PSA-Agent kam lautlos wie ein Schatten um die Schwedin herum.
    Wortlos starrte er auf die Gestalt, die in dem breiten Bett lag.
Er war der erste Außenstehende, der Sven zu Gesicht bekam.
     
    ●
     
    Larry Brent sah das Weiße des Augapfels und begriff, daß Sven sie
nicht sehen konnte. Er war blind und lebte in vollkommener Dunkelheit.
    Auf einem schmalen Körper saß ein ausgewachsener Kopf. An den
Schultern befanden sich nur Armstummel. Die Beine fehlten völlig. Sven war so
zur Welt gekommen.
    Der Leib steckte in einem blaugrauen, sackähnlichen Gebilde, das

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