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0362 - Der Irre und der Tote

Titel: 0362 - Der Irre und der Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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deutete er auf einen freien Platz auf der anderen Seite der Halle. Rhodan begab sich mit den beiden Offizieren dorthin, um zu warten. Die Okefenokees blieben vollkommen still. Niemand bewegte sich, so daß sich den Terranern ein unheimliches Bild bot.
    Jedesmal, wenn die Musik anschwoll, verstärkte der Kristall seine Leuchtkraft. Die Zeitabstände, in denen der Kristall heller wurde und wieder verblaßte, wurden immer kürzer, so daß er bald heftig pulsierte.
    Dann öffnete sich eine kleine Seitentür. Die Musik brach abrupt ab. Der Kristall wurde dunkel. Im ungewissen Licht erkannte Rhodan vier Okefenokees, die einen Transmittersarg hereintrugen. Der Deckel des Sarges war offen. Scanlon Ocachee lag im Sarg. Er war so gekleidet, daß man nichts von seinen Verletzungen sehen konnte. Er lag auf dem Rücken. Im Halbdunkel ähnelte sein häßliches Gesicht einer Maske.
    Die vier Zwerge blieben einen Augenblick vor dem Sockel stehen. Die Stille wirkte fast schmerzhaft.
    Rhodan glaubte zu spüren, wie sich die Gedanken der Zwerge auf dieses tote Wesen im Sarg konzentrierten. Während eines kurzen Zeitraums bildeten die Versammelten eine geistige Einheit, aus der nur Rhodan und seine beiden Begleiter ausgeschlossen blieben.
    Unvermittelt setzte die Musik wieder ein, und der Kristall flammte auf.
    Rhodan zuckte zusammen.
    Die vier Träger setzten den Sarg auf dem Sockel ab. Sie verharrten einen Augenblick und hoben die Arme.
    Die Trauerfeier, die man für Ocachee abhielt, unterschied sich erheblich von jener, die man für die im Kampf gegen die Moogh-Bestien gefallenen Zwerge inszeniert hatte. Das bewies die hohe Wertschätzung, die man auf Kliban und Pompeo Posar für den Dreidenker empfunden hatte.
    Wie auf ein geheimes Signal verließen die Trauernden plötzlich ihre Plätze und strömten den Ausgängen entgegen. Rhodan blickte sich unschlüssig um. Er wußte nicht, was er jetzt tun sollte.
    Screecher erlöste ihn aus seiner Unsicherheit.
    „Die Feier ist beendet", sagte der Zwerg. „Sie können jetzt sprechen."
    „Eine kurze Feier", bemerkte Major Hegmar.
    „Ja", stimmte Screecher zu, der offenbar nicht gewillt war, das Zeremoniell irgendwie zu kommentieren.
    Die drei Männer folgten Screecher zum Ausgang. Bevor er die Halle verließ, blieb Rhodan stehen und blickte zurück. Verlassen stand der Transmittersarg auf dem Sockel. Seine blanken Teile reflektierten das Licht des Kristalls. Der Deckel war jetzt geschlossen. Bald würde Scanlon Ocachee seine geheimnisvolle Reise antreten.
    Wohin flogen die Zwerge?
    Rhodan hoffte, daß er darauf von den Besatzungsmitgliedern der KC-1 eine Antwort erhalten würde.
    „Kommen Sie", sagte Screecher ruhig. „Wir müssen die Halle jetzt verlassen."
    „Wann fliegt er los?" fragte Rhodan.
    Der Zwerg verstand sofort, was Rhodan meinte.
    „Noch in dieser Nacht", antwortete er.
    Vor der Halle blieb Screecher noch einmal stehen.
    „Haben Sie sich überlegt, ob Sie unser Angebot annehmen und auf Kliban und Pompeo Posar leben wollen?" fragte er.
    „Eine solche Entscheidung kann man nicht in wenigen Stunden treffen", antwortete Rhodan ausweichend. „Dazu braucht man Tage."
    Screecher war mit dieser Antwort offenbar zufrieden, denn er verabschiedete sich und verschwand mit einem Teleportersprung. Rhodan und die beiden Offiziere gingen zum Wagen. Als Rhodan losfuhr, blickte er zur Totenhalle hinüber. Aus den Eingängen drang das grünblaue Leuchten des Riesenkristalls, und die Luft war erfüllt von schwermütiger Musik.
    „An diesen Planeten könnte ich mich nie gewöhnen", sagte Major Drave Hegmar.
    Rhodan warf dem Zweiten Offizier der CREST IV einen schnellen Blick zu.
    „Vergessen Sie, was Sie von Screecher gehört haben", sagte er. „Die Besatzung soll davon noch nichts erfahren." Er wandte sich an Leutnant Berliter. „Das gilt auch für Sie."
    Der Wagen bog auf die Straße ein und raste in Richtung der CREST IV davon.
     
    2.
     
    Dr. Jean Beriot.
    Das war sein Name, aber er erinnerte sich nicht daran.
    Chefphysiker der CREST.
    Das war sein Beruf, aber er erinnerte sich nicht daran.
    Er erinnerte sich an nichts. Die Denkvorgänge in seinem Gehirn, dem Gehirn eines Genies, waren von erschreckender Primitivität. Er war Empfindungen ausgesetzt, über die er früher, hätte er sie an anderen Menschen beobachtet, gelächelt hätte.
    Jetzt konnte er nicht einmal mehr lächeln.
    Er ähnelte einem stumpfsinnigen Tier. Und doch war auch er in einem gewissen Bereich äußeren

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