0362 - Der Mann mit der eisernen Faust
nicht Flobert, der Boxer Flobert?«
»Genau«, bestätigte Flobert, froh, dass der Driver keine Schwierigkeiten machte.
Flobert warf noch mal einen Blick nach hinten. Er sah keinen Polizeiwagen aufkreuzen und war beruhigt.
Plötzlich gab der Fahrer noch mehr Gas und bog mit quietschenden Bremsen in eine Nebenstraße ein.
»Was ist denn los?«, erkundigte sich Flobert »Ich will doch zum Washington Square.«
»Weiß ich«, brummte der Driver und starrte in den Außenspiegel. »Aber da ist die ganze Zeit ein Wagen hinter uns. Es sieht so aus, als würde er uns verfolgen.«
»Was für’n Wagen?«, fuhr Flobert erschrocken auf.
»Ich glaub’, es war ein Studebaker«, antwortete der Fahrer und erhöhte das Tempo noch mehr. »Es war so ein hellblauer Schlitten. Eigentlich müsste er längst hinter uns sein.«
»Sehen Sie«, sagte Flobert erleichtert, »Sie haben sich geirrt. Wer soll mich schon verfolgen?«
»Ich glaub jetzt auch, dass ich Gespenster gesehen habe«, murmelte der Fahrer und bog an der nächsten Ecke wieder links ab, um auf die Straße zum Washington Square zu kommen.
Flobert ließ sich ein Stück vor seiner Wohnung absetzen. Der Fahrer sträubte sich, als er ihm den dreifachen Fahrpreis in die Hand drückte, aber Flobert war mit einem Satz aus dem Wagen. Er ging zum Kiosk hinüber, um sich eine Zeitung zu kaufen.
Der Verkäufer erkannte den Boxer und wollte ein Gespräch mit ihm beginnen. Flobert hatte es brandeilig und machte, dass er sein Wechselgeld bekam.
Er trat rasch auf die Straße, um auf die andere Seite zu dem Haus zu kommen, in dem er wohnte.
Das Aufheulen eines starken Motors ließ Flobert herumfahren.
Der Wagen kam genau auf ihn zugerast.
Einen Augenblick war Flobert wie erstarrt. Regungslos blieb er stehen.
Der Wagen war noch zehn Yards von ihm entfernt.
Mit hohem Tempo raste er genau auf den Boxer zu.
Noch drei Yards!
Da kam Bewegung in den Mann.
Mit einem riesigen Satz wich Flobert zurück, doch konnte er nicht verhindern, dass ein Kotflügel ihn erwischte. Flobert wurde weggeschleudert und knallte hart auf das Pflaster.
Der Wagen raste mit hoher Ge- schwindigkeit weiter.
Es ging alles so schnell, dass Flobert nicht einmal das Nummernschild sehen konnte.
Der Boxer lag einen Augenblick wie betäubt auf dem Boden. Dann starrte er dem Wagen nach.
Es war ein hellblauer Studebaker.
***
Mit zwei Sätzen war ich vor der Bettstelle. Ich beugte mich über die Frau. Sie war gefesselt und ein Knebel erschwerte ihr das Atmen.
Es war Eve Tirana, das Mädchen, das mir bei meinem ersten Besuch in diesem Haus die Tür geöffnet hatte.
Mit einem Messer fetzte ich die Stricke durch, dann befreite ich das junge Mädchen von dem Knebel.
Sie starrte mich aus angsterfüllten Augen an, als sie mich erkannte. Sobald die Fesseln herunter waren, sprang sie auf und rieb sich die erstarrten Glieder.
»Was soll das bedeuten? Wer hat Sie hier eingesperrt?«, fragte ich und klappte das Messer wieder zusammen.
»Ich…«, begann Eve Tirana, brach aber sofort ab.
»Warum haben Ihre Leute Sie hier in dem Keller eingesperrt?«, fragte ich scharf. »Sie brauchen keine Angst zu haben.«
»Nein… nein!«, schrie das Mädchen verzweifelt, ohne dass ich ihr Ursache dazu bot.
Sie wich ängstlich bis zur Wand zurück.
»Miss Tirana«, sagte ich beruhigend. »Ich bin Cotton vom FBI. Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben. Sie verraten, mir auch nichts, wenn Sie mir sagen, dass Sie die Gefangene Ihrer eigenen Familie sind. Ihr Vater und Ihre Brüder wollten uns nämlich absolut nicht in den Keller lassen. Aber Sie brauchen keine Angst vor Ihren Leuten zu haben.«
»Nein«, sagte sie leise. »Es ist nichts. Mir will keiner etwas tun.«
»Warum hat man Sie hier unten eingesperrt?«, fragte ich.
Sie antwortete nicht, sondern starrte mich nur aus angstgeweiteten Augen an. Fröstelnd zog sie die dünne Wolljacke zusammen.
Ich drehte mich um und ging aus dem Kellerraum. Eve folgte mir.
Als ich die Treppe raufkam, machte mir Phil ein Zeichen, dass alles Okay sei.
Die Gesichter der drei Männer, die noch immer an der Wand standen, waren unbeweglich und wie aus Stein gemeißelt.
Der alte Tirana verkniff nur den Mund ein bisschen, als seine Tochter erschien.
Ich wandte mich an ihn.
»Wir haben hier in den Staaten sehr strenge Gesetze«, sagte ich scharf. »Vielleicht wissen Sie das noch nicht, weil Sie noch nicht lange Bürger dieses Landes sind. Ganz besonders streng ist man hier, wenn die
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