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0363 - Der Werwolf von Alaska

0363 - Der Werwolf von Alaska

Titel: 0363 - Der Werwolf von Alaska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der Bühne und tanzte durch den Raum, geschickt und prompt sich vortastenden Händen der Männer ausweichend. Es kam zu keiner einzigen Berührung. Alana näherte sich Zamorras Tisch, umrundete ihn einmal und lächelte Zamorra und Nicole seltsam zu. Zamorra glaubte, in ihren Augen etwas glühen zu sehen. Alana tanzte einige Takte, wobei sie die Art ihrer Bewegungen änderte. Dann kehrte sie zur Bühne zurück, sprang wieder auf die Bretter hinauf und machte weiter, als sei nichts geschehen.
    Zamorra wandte den Blick zu Nicole.
    »Für ein paar Augenblicke glaubte ich, eine Raubkatze zu sehen«, sagte er.
    Nicole nickte. Vielleicht, weil ich ein Raubtier bin, hatte Alana zu ihr gesagt. In der Tat schien sie in den wenigen Momenten, in denen sie hier unten vor dem Tisch tanzte, zu einem geschmeidigen Raubtier geworden zu sein. Nicole stimmte Zamorras Beobachtung zu. Alana war ein Raubtier.
    Die Musik endete. Alana wirbelte einmal um die eigene Achse und verschwand hinter der kleinen Bühne. Sie würde noch ein paar Auftritte haben an diesem Abend, und in der Zwischenzeit war es für sie unklug, sich vorn zu zeigen.
    »Was denkst du?« fragte Zamorra.
    »Ich denke, daß wir uns im Kreis bewegen«, sagte Nicole. »Aber irgendwie spüre ich, daß in dieser Nacht etwas geschehen wird.«
    Zamorra hörte das Hecheln wieder, und ein verhaltenes Knurren. Es erklang direkt unter dem Tisch!
    Ruckartig schnellte er sich mitsamt dem Stuhl zurück und sah nach unten.
    Aber dort war nichts.
    Verdrossen rückte Zamorra seinen Stuhl wieder zurecht. Kaum saß er wieder dicht am Tisch, als er abermals das leise Knurren hörte. Wieder schaute er nach unten. Er bewegte vorsichtig die Füße, fand aber kein Hindernis. Dort war tatsächlich nichts!
    »Der Werwolf hängt mir förmlich im Nacken«, sagte er unbehaglioh. »Du hast recht. In dieser Nacht geschieht etwas. Es spitzt sich zu.«
    ***
    MacNell hatte endlich auch Feierabend gemacht. Cay Yonkins Tod machte ihm zu schaffen. Der Tote war aus dem Bungalow gebracht worden, der Bungalow versiegelt. MacNell fragte sich, warum Yonkin hatte sterben müssen. Immerhin gehörte er nicht zu den Ingenieuren.
    Und dieser Fremde, Zamorra, hatten den Toten gefunden! Das gab MacNell erheblich zu denken. Seit Zamorra im Camp war, spitzten sich die Ereignisse langsam, aber sicher zu. Der blaue Kristall in der Schreibtischschublade… wer mochte ihn da hineingelegt haben? Daß er, MacNell, in Mißkredit gebracht werden sollte, war klar. Aber weshalb?
    Yonkin mußte etwas gewußt haben. Und der Mörder hatte ihn mundtot gemacht! Es gab keine andere, bessere Lösung.
    MacNell seufzte. Er wünschte sich, es wäre alles vorbei. Noch ließ sich die Arbeit aufrecht erhalten. Aber es gab längst Schwierigkeiten. Er konnte das nicht mehr lange durchhalten. Er mußte Houston informieren, daß…
    Wieder vernebelte etwas sein Bewußtsein, lenkte ihn ab. Er schluckte, versuchte sich zu erinnern, woran er gerade noch gedacht hatte. Er näherte sich dem Saloon. Ein paar Whisky trinken, dann schlafen. Morgen begann ein neuer Tag, der nicht weniger nervenzermürbend sein würde. MacNell haßte nicht nur dieses kalte Land, das dem Winter entgegenging, er haßte auch das Camp und die Schwierigkeiten, die er hier hatte. Wie sollte er mit noch einem Ingenieur die Arbeiten vorantreiben? Es war abzusehen, wann die Baustelle stillgelegt werden mußte.
    Er stieß die Tür auf, prallte mit einem Mann zusammen, der nach draußen wollte. Der wich seinem Boß aus.
    »War Alana schon da?« fragte MacNell.
    »Ist gerade wieder von der Bühne. Sie kommen ein paar Minuten zu spät, Boß«, sagte der Arbeiter. MacNell zuckte mit den Schultern. Pech. Vielleicht würde er warten, bis sie wieder auftrat. Er sah sie gern tanzten, mit ihren geschmeidigen, aufreizenden Bewegungen, die alles versprachen und trotzdem mitteilten, daß das Versprochene nicht von ihr selbst zu erhalten war.
    Sein Blick fiel auf den Tisch mit Zamorra und Nicole, und sein Blick verdüsterte sich weiter. Dieser verdammte Geisterj äger, der nichts anderes zu tun hatte, als ihn, MacNell, zu verdächtigen, nur weil ihm einer diesen Kristall in den Schreibtisch gelegt hatte… Der Mann hatte ihm gerade noch gefehlt. Den ganzen Nachmittag über hatte MacNell vor ihm Ruhe gehabt.
    MacNell gab sich einen Ruck und kämpfte sich bis zur Theke vor, zwängte sich zwischen zwei Männer, die ihn erkannten und ein wenig zur Seite rückten. Er stürzte den Whisky wie Wasser

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