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0363 - Nacht zwischen den Sonnen

Titel: 0363 - Nacht zwischen den Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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rein intellektuelle Freundschaft.
    „Sie scheinen mehr über Rois Herkunft zu wissen, als Sie verraten wollen, Sir...?"
    Der Psychologe zuckte die Schultern.
    „Es gibt Dinge, die man instinktiv erfaßt. Aber Sie müssen es selber herausfinden, wenn die Erkenntnis Wert besitzen soll."
    Brüsk wandte er sich um und eilte zu Jean Beriot. Der Chefphysiker des terranischen Flaggschiffs hatte gestöhnt. Er warf den Kopf unruhig von einer Seite zur anderen. In seinen großen Augen schimmerte helles Entsetzen.
    Tschu packte Beriot bei den Schultern und schüttelte ihn leicht.
    „Was ist los, Jean? Können Sie sprechen? Wenn ja, dann reden Sie!"
    Beriots Mund öffnete sich. Die Lippen bebten, und die Zunge schien Worte formen zu wollen. Aber die Kehle und die Stimmbänder schienen dem Physiker nicht zu gehorchen. Er brachte nur ein Krächzen zuwege.
    Der Professor stieß einen harten Schrei aus. Beriot erstarrte förmlich. Sein Blick verschleierte sich.
    Unruhig rutschten die Pupillen hin und her, bis Tschu sie schließlich unter den Bann seines Blickes zwang.
    „Vergessen Sie, Jean! Vergessen Sie, was Sie in Jonatans Dimensionen erlebten. Konzentrieren Sie sich ganz auf meine Stimme. Sie hören mich gut. Sie verstehen alles, was ich sage, und Sie gehorchen mir bedingungslos ...!"
    Schweißperlen traten auf Tschu Piao-Tehs Stirn. Eine solche Schnellhypnose, die auf dem Schock des Patienten beruhte - einem Schock, der beliebig durch einen lauten Schrei, einen harten Schlag oder eine starke optische Reizwirkung ausgelöst werden konnte - war leicht herbeizuführen, aber außerordentlich schwer zu lenken. Bevor es fundierte Erkenntnisse darüber gegeben hatte, waren von Laien schwere psychische Schäden bei ihren Opfern hervorgerufen worden, denn nur ein geschulter Psychologe - und auch er nicht immer - vermochte die Schockhypnose anschließend wieder restlos aufzulösen.
    Jean Beriot beruhigte sich jedoch außerordentlich rasch. Die suggestive Kraft Tschus befreite sein Gedächtnis von quälenden Erinnerungen und führte seinen Geist zuerst durch bedingungslosen Gehorsam und danach mit Hilfe einer relativ freien Selbstkontrolle zur Normalisierung seiner Tätigkeit zurück.
    Unterdessen war Dr. Armond Bysiphere aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht. Mit der Kaltblütigkeit eines Mannes, der sich gänzlich der Wissenschaft verschworen hat, betrachtete er das veränderte Produkt seines Experiments. Schließlich nahm er das diskusförmige Gebilde in beide Hände. Es leistete ihm keinerlei Widerstand, wies aber eine Eigenschaft auf, die dem Hyperphysiker einen Ruf der Überraschung entlockte.
    Dr. Beriot, der sich mit Hilfe Tschus und Eileens erhoben hatte, musterte Jonatan mit düsterem Lächeln.
    „Wir sollten ihn vernichten!" stieß er plötzlich hervor. Seine großen Augen drückten Furcht aus.
    Bysiphere schüttelte den Kopf.
    „Wie könnte man ein so wunderbares Geschöpf vernichten!" entgegnete er vorwurfsvoll.
    „Geschöpf...?" fragte Eileen gedehnt.
    Der Hyperphysiker wiegte den Kopf, warf Jonatan in die Luft und verzog seine Lippen, als das Gebilde dicht unterhalb der Decke bewegungslos verharrte.
    „Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, Miß Dacran. Natürlich ist Jonatan kein Geschöpf im Sinne biologisch aktiven Lebens unseres Kontinuums. Vielleicht lebt er überhaupt nicht. Aber zumindest stellt er ein interessantes Phänomen dar, dessen Beobachtung mir mehr Aufschlüsse über die Struktur und das Wesen des sogenannten Hyperkontinuums geben kann, als ich mit konventionellen Forschungsmethoden erreichen dürfte."
    Er wischte sich über die Augen, als verscheuche er die Erinnerung an das rätselhafte Erlebnis, das er beim Test mit Jonatan gehabt hatte.
    „Zuerst war er ein Gallertklumpen aus materialisierter Energie, jetzt erweckt er den Eindruck, als bestünde er aus Metall. Doch er hat kein Gewicht." Nachdenklich starrte er auf den Boden. „Er erinnert mich an einen Bericht Perish Mokarts über die Projektion des Hyperwesens Nex. Aber davon wissen Sie natürlich nichts."
    „Ich entsinne mich, daß Sie über eine Aktion gegen eine Brutstation gesprochen haben", erklärte Jean Beriot leise. „Die Station soll sich im Pararaum befunden haben."
    „So ist es. Und vielleicht führt Jonatan mich eines Tages auch in den Pararaum." Dr. Armond Bysiphere gab sich einen Ruck. Sein Fuß stieß gegen die Hypnoselampe Tschus. Er bückte sich und betrachtete die zersprungene Scheibe. „Der nächste Versuch soll uns

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