0363 - Nacht zwischen den Sonnen

Titel: 0363 - Nacht zwischen den Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt

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Schimmern des Gallertklumpens verwandelte sich in intensives Strahlen, als hätte Jonatan die Worte des Terraners verstanden und wollte ihm auf seine Weise eine Antwort geben.
    „Sind Sie sicher, daß Sie die Bedingungen der biophysikalischen Hyperregenerierung vollständig nachahmen konnten, Armond?" fragte Beriot zaghaft.
    Armond Bysiphere lächelte, wurde aber sofort wieder ernst. „Das wird sich hoffentlich — herausstellen, mein lieber Jean", antwortete er. „Ich muß mich natürlich nach den Daten richten, die wir und die Meßgeräte der Expedition sammeln konnten."
    Er schaltete wieder sein „Notizbuch" ein.
    Wir beginnen mit dem Reaktionstest auf optische Reflexionen psychischer Inhalte."
    Etwas verlegen wandte er sich an Professor Dr. Tschu Piao-Teh, den Chefpsychologen der CREST IV.
    „Würden Sie bitte beginnen, Professor !"
    Tschu, der bisher reglos in einem niedrigen Gliedersessel gehockt und an seiner erkalteten Pfeife gezogen hatte, erhob sich. Er schien dabei ins Unendliche wachsen zu wollen. Die Körpergröße von 2,05 Meter des Psychologen wirkte immer wieder von neuem frappierend, wenn er sich aus einem niedrigen Sitzmöbel erhob und zu voller Größe streckte. Dazu kam, daß sein schmallippiger Mund stets ein wenig offen stand. Das erweckte den Eindruck von Stupidität; doch pflegte dieser Eindruck selten lange anzuhalten.
    Tschu Piao-Teh räusperte sich und strich sich geistesabwesend über das schüttere graue Haar.
    Seine Augen schlossen sich zu schmalen Schlitzen und verliehen dem braunhäutigen Gesicht etwas vom trägen Blinzeln einer großen Katze.
    „Weshalb so viele unnötige Worte", sagte der Kosmopsychologe wegwerfend. „Eine Hypnoselampe dürfte Ihnen nicht bekannt sein."
    In leicht vorgeneigter Haltung, wie sie allen großgewachsenen Männern eigen ist, trat er zu einem Tisch und nahm einen Gegenstand, der wie ein kleiner Handscheinwerfer aussah zwischen den übrigen Geräten heraus. Anschließend wandte er sich zu Jonatan um. Die funkelnde Scheibe der Lampe wies genau auf den faustgroßen Gallertklumpen.
    Als die ersten zuckenden Lichtimpulse Jonatan trafen, begann der seltsame Körper zu vibrieren.
    Seine Form veränderte sich, wurde zu einer Spindel. Tschu murmelte etwas vor sich hin. Er schien unzufrieden mit dem bisherigen Ergebnis des Tests zu sein. Seine schmalen Finger huschten schneller über die Tasten des Hypnosescheinwerfers. Immer schneller wechselten die Lichtimpulse.
    Plötzlich drehte sich die Spindel, wobei sie rhythmisch auf- und niedersank. Es sah aus, als ob das Gebilde zu einer optischen Melodie tanzte. Der Tanz wurde schneller. Die Konturen der Spindel verwischten sich. Das violette Strahlen Jonatans wanderte aus dem Körper heraus und bildete eine gespenstische Aureole um das Wesen aus materialisierter Hyperenergie.
    Mit einem gellenden Schrei griff sich Dr. Jean Beriot an die Schläfen und sank zu Boden. Armond Bysiphere starrte einige Herzschläge lang fassungslos auf den Chefphysiker, dann preßte er seine Hände ebenfalls an seinen Schädel.
    Professor Tschu zeigte ein verkrampftes Lächeln. Noch immer huschten seine Finger über die Tasten des Hypnosescheinwerfers. Eine steile Falte bildete sich auf der hohen Stirn. In seinen glänzenden schwarzen Augen entstand das Bild des tanzenden Jonatan. Der Versuchsraum füllte sich mit dem violetten Leuchten, das von dem Gebilde ausging. In diesem Leuchten lösten sich die Einrichtungsgegenstände auf; die Wände verschwanden - aber hinter ihnen wurde nicht das erkennbar, was eigentlich hätte dort sein müssen. Ein unendlicher, von schwingenden Impulsen durchdrungener Raum tat sich vor Tschus Blicken auf.
    Der Kosmopsychologe mußte sich gewaltsam zusammenreißen, um nicht dem geheimnisumwitterten und gleichzeitig abstoßenden Zauber dieses von Impulsen erfüllten Raums zu verfallen. Sein Geist vernahm lockende Rufe aus unbekannten Dimensionen und verlor allmählich seine Widerstandskraft.
    Endlich gelang es Tschu, die verkrampften Hände zu lösen. Die Hypnoselampe stürzte zu Boden und erlosch. Im gleichen Augenblick stürmten die bislang unsichtbaren Grenzen des fremden Raums heran und schlugen gleich schwarzen Wogen über Tschu, Beriot und Bysiphere zusammen ...

    *

    Tschu Piao-Teh erwachte davon, daß etwas Kaltes über seine Stirn strich. Er öffnete die Augen und starrte blicklos in ein bildschönes Gesicht, das von einer schimmernden Haarfülle umrahmt war.
    Eine Injektionspistole fauchte. Ein