0363 - Nacht zwischen den Sonnen

hinein.
    „Schöpfen Sie einmal aus einem leeren Gefäß, Leibel!" Er lachte trocken.
    Leibel tat erstaunt.
    „Wollen Sie andeuten, daß es bei Ihrer Rasse Individuen gibt, die nur über eine unzureichende Gehirnkapazität verfügen ...?"
    Jan blieb vor einem glühenden Schmelzfleck inmitten der Trümmerwüste stehen und sah sich um Dabei erblickte er die massige Gestalt Melbar Kasoms. Der Ertruser stapfte mit monotonem Gleichmaß auf die CREST zu. Er hielt etwas in beiden Händen und führte es regelmäßig zum Mund. Offensichtlich hatte er sich von irgendwoher eine kleine Zusatzration „organisiert".
    „Natürlich dürfen Sie meinen Vergleich mit den ,leeren Gefäßen' nicht wörtlich nehmen, Leibel", erwiderte er mit ironischem Lächeln. „Ein großer Teil der Menschheit verfügt sogar über eine beachtliche Gehirnkapazität, Unterschiede bestehen hauptsächlich in der Art ihrer Anwendung ..."
    „Das geht über mein Begriffsvermögen hinaus", gab der Okefenokee unumwunden zu.
    Jan Snider seufzte.
    „Wissen Sie, mein lieber Leibel, es ist außerordentlich schwierig, einem Wesen wie Ihnen derartige Dinge klar zu machen. Sie alle leben und arbeiten für positive Ziele, seien es nun wissenschaftlicher Fortschritt, Erkenntnisbereicherung oder sonst etwas. Deshalb beispielsweise brauchen Sie auch nicht zu lügen. Die meisten meiner Rassegenossen hätten kaum freimütig zugegeben, daß etwas über ihr Begriffsvermögen hinausginge. Anstatt sich um die Erweiterung ihres Horizontes zu bemühen, würden sie ihre geistige Kapazität zur Verschleierung ihrer Unkenntnis benutzen. Das ist unser wunder Punkt.
    Wir Menschen mißbrauchen den größten Teil unserer Gehirne dazu, Listen zur Erlangung persönlicher Vorteile auszusinnen Tatsachen zu verschleiern und dies alles wiederum mit logischen Gründen und edlen Motiven zu versehen. Es gibt wahre Meister auf diesem Gebiet ..."
    Der Zwerg schüttelte den großen Kopf.
    „Sie übertreiben, Jan. Ich hatte Gelegenheit, einige Menschen aus Ihrem Schiff kennenzulernen, mit ihnen zu sprechen und sie geistig zu durchleuchten. Das Ergebnis widerspricht Ihrer eben geäußerten Behauptung."
    Professor Snider lachte.
    „Sie haben vergessen, daß sich in der CREST die Elite der Menschheit befindet - unter anderem.
    Dort gibt es tatsächlich zahlreiche Menschen die ihre Gehirnkapazität in den Dienst positiver Aufgaben stellen."
    Er wölbte verärgert die Brauen, als zwischen ihm und dem Okefenokee die unverkennbare Gestalt Guckys materialisierte.
    „Hallo!" rief der Mausbiber. „Ein Glück, daß Sie so intensiv gedacht haben, Meisterdenker Jan. So konnte ich Sie relativ schnell anpeilen. Der Chef wünscht Sie zu sehen „ „Wer ist das?" fragte Leibel Archolee und musterte den Mausbiber von oben bis unten. „Zweifellos ein intelligentes Lebewesen - und ein natürlicher Teleporter dazu."
    Gucky gab einen pfeifenden Laut der Entrüstung von sich. Anscheinend hatte er vorausgesetzt, daß jeder Okefenokee ihn sofort erkennen würde.
    Jan Snider unterdrückte einen Heiterkeitsausbruch.
    „Das ist unser vortrefflicher Gucky", erklärte er. „Nicht lange ist es her, da fielen ihm die Haare aus, doch heute schon nicht mehr, nun sieht er wie ein Jüngling aus."
    Leibels Gesicht drückte absolutes Unverständnis aus. Kein Wunder, denn die Okefenokees waren nicht über die Expedition nach Monol und die Regenerierung Guckys und Beriots informiert worden.
    Perry Rhodan hatte den Teilnehmern und den Eingeweihten strengstes Stillschweigen befohlen.
    „Du bist ein vortrefflicher Dichter", sagte Gucky mit ätzendem Spott zu Snider. „Falls ich in meiner Villa am Goshun-See mal einen Klempner brauche, werde ich dich anfordern."
    „Dieser Gucky scheint seine Gehirnkapazität ebenfalls nicht nur in positivem Sinne zu nutzen", murmelte der Zwerg.
    „Gucky ist schon in Ordnung", widersprach Jan Snider und strich dem Pelzwesen über den Kopf. „Er vergißt manchmal nur, daß es solche und solche Terraner gibt. Nicht wahr, Kleiner?"
    Der Nagezahn des regenerierten Mausbibers zeigte sich erneut. Er schimmerte in so zartem Milchweiß, wie ihn noch kein Terraner zuvor gesehen hatte; kein Wunder, wenn man bedachte, daß Gucky - biophysisch betrachtet - erst wenige Tage alt war.
    „Du sprichst die Wahrheit", bestätigte der Mausbiber. „Menschen sind schon eigenartige Geschöpfe. - Aber wir sollten keine Zeit vergeuden, Jan. Perry wartet." Er kicherte. „Unser fünfhundertjähriger