0364 - Die grüne Bestie
einst mächtig gewesen sein, mit tiefen Tälern, tobenden Flüssen und himmelragenden Gipfeln.
Was die Furie des Atomkrieges hinterlassen hatte, glich zerlaufener und wieder erstarrter Butter, in die ein Riese hin und wieder seine Faust gedrückt hatte. Die maximale Höhe wurde mit hundertachtzig Metern über dem Meeresspiegel angegeben; die schüsselartigen Vertiefungen reichten bis zu zweihundertzehn Meter unter Meereshöhe und durchmaßen von Rand zu Rand alle über zehn Kilometer einer sogar dreihundertvierzig Kilometer.
Tschu Piao-Teh schluckte krampfhaft. Er versuchte sich vorzustellen, daß hier einstmals Wohnstätten intelligenter Wesen gestanden hatten, mit Parks, Seen und Flüssen, Schulen und Fabriken.
„Wenn man das dort unten sieht, kann man es nicht glauben", murmelte der Psychologe. „Und doch, es war so. Wer sind eigentlich die Bestien?"
„Wie?" fragte Perry Rhodan und musterte das Gesicht Tschus. „Ist Ihnen nicht gut, Professor? Sie sind ja weiß wie ein Laken."
Tschu Piao-Teh lächelte verkrampft.
„Es ist nichts, Sir. Ich hatte nur laut gedacht."
Der Großadministrator nickte. Auch er fühlte sich bis ins Innerste aufgewühlt, aber er verbarg es unter der maskenhaften Starre seiner Gesichtszüge.
„Die meisten intelligenten Rassen müssen durch die läuternde Glut des entfesselten Atoms hindurch, bevor sie die Wunder des Alls schauen dürfen, Professor. Manche verbrennen darin; andere kapseln sich ab und huldigen der geistigen Verinnerlichung. Viele Rassen überleben es und lernen daraus."
„Und wir Terraner?" fragte der Kosmopsychologe leise. „Wie ist es mit uns, die durch einen glücklichen Zufall und Ihre kluge Politik nicht durch dieses reinigende Feuer mußten?"
„Ich preise mich glücklich, daß ich die Mittel fand, der Menschheit die Apokalypse zu ersparen", antwortete Rhodan ebenso leise. „Auch wenn der geistige Reifeprozeß dadurch ein Jahrtausend länger dauern sollte."
„Sie könnten ihn abkürzen, Sir! Zur Zeit sind Sie der einzige Mensch, der allen Terranern diesen Prozeß mit Erfolg vorleben könnte."
Der Großadministrator lächelte. Sein Lächeln wirkte ein wenig verloren.
„Ihr Vorwurf ist nicht zu überhören, Professor Tschu. Ich will sehen, was ich vollbringen kann. Der Wille allein genügt jedoch oft nicht. Sie kennen ja den Spruch 'der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach'. In meinem Fall sind die äußeren Umstände das 'schwache Fleisch'. Seien Sie nachsichtig mit mir, Tschu."
„Mehr Demut, Sir, das ist es, was wir alle brauchen. Mehr Demut vor dem größten Wunder, das das Universum je erschaffen hat: vor dem Leben. Das Leben aber ist unteilbar wie das Universum."
Rhodan seufzte.
„Wenn alles Leben das wüßte, hätten wir es leichter." In seiner Stimme schwang schon wieder die mit Zynismus durchsetzte Ironie mit.
Die Sektorvergrößerung zeigte die andere Seite des toten Kontinents. An der Küste wirkten die Konturen nicht mehr so glattgeschmolzen. Das Meer hatte die Spuren des Grauens angenagt. Eines Tages würden alle. Spuren des Atomkrieges verschwunden sein, und das Leben würde in die Wüstenei zurückkehren.
Es sei denn, dachte Rhodan bekümmert, ich werde den Befehl erteilen, diesen Planeten zu vernichten - endgültig und mit allem, was darauf lebt.
„Anruf über normal lichtschnellen Telekom, Sir!" meldete der Funkoffizier der Korvette. „Ein Chappuy-Kitos verlangt Sie zu sprechen."
„Durchstellen!" befahl Rhodan knapp.
Kurz darauf erschien das Abbild der grünen Bestie auf dem Bildschirm des Telekomgeräts.
„Seien Sie willkommen, Perry Rhodan!" sagte Chappuy-Kitos. „Ich erwarte Sie beim Raumhafen der Stadt Draghol. Sie erhalten einen Leitstrahl. '"
„Danke!" erwiderte der Großadministrator. Er fühlte sich jetzt außerstande, mit der Bestie ein langes Gespräch zu führen. „Wir werden uns nach dem Leitstrahl richten."
Abrupt unterbrach er die Verbindung.
„Leitstrahl kommt herein, Sir!" meldete Major McCisom.
„Ignorieren Sie ihn vorläufig!" befahl Perry Rhodan. „Wir werden uns erst noch die restlichen Kontinente ansehen."
„Jawohl, Sir", bestätigte der Kommandant. Zögernd fügte er hinzu: „Hoffentlich führt das nicht zu Komplikationen, Sir."
„Komplikationen wird es so und so geben", entgegnete Rhodan.
Er wandte sich um und musterte Marshalls Gesicht.
„Was haben Sie bisher feststellen können, John?"
Der Telepath schlug die Augen auf.
„Starke Großhirnimpulse, Sir. Pauper ist
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