0364 - Mein Job in der Todeszelle
sich auf die Lippen.
Ich machte einen Hechtsprung zur Seite. Der Eichenholzschemel traf nur noch meine rechte Wade. Ein stechender Schmerz durchzuckte meinen Körper.
Ich riss die Pistole hoch.
Der hünenhafte Kerl starrte entsetzt auf meine 38er Special. Damit hatte er nicht gerechnet. Eine Waffe in der Zuchthauszelle!
»Reck schön deine Pfoten in die Höhe, Bursche«, raunte ich. Er gehorchte sofort.
Neben mir kam Worecki in die Höhe. Er packte den Kerl, der vor ihm auf dem Boden lag. Auch der erste Angreifer, den ich in den Bereich der Waschschüsseln geschleudert hatte, rappelte sich auf.
Bis auf Jeff Murphy standen wir uns alle gegenüber. Jeder wartete auf den nächsten Angriff des anderen, als plötzlich Cops mit umgehängten Maschinenpistolen in der Zellentür standen.
»Keine Bewegung oder ich schieße«, knurrte ein Wärter. Im Zuchthaus heulten die Alarmsirenen. Aus allen Ecken stoben die Bewacher auf die Flure.
Ich sagte kein Wort und ließ meine 38er Special mit einer laschen Bewegung in dem Schulterhalfter verschwinden. Worecki starrte mich verständnislos an. Murphy, der sich dem Kampf ferngehalten hatte, rückte näher an meine Seite.
»Na, G-man, hab’ ich dir nicht gesagt, die machen uns selbst im Zuchthaus kaputt. Worecki wollte es ja nicht glauben«, hustete Jeff mir ins Ohr.
Die Wachmannschaft stürmte unsere Zelle und legten den Gangstern Handschellen an. Dann wurden sie abgeführt.
Worecki saß mit wachen Augen auf seiner Pritsche. Die Tür unserer Zelle rasselte zu.
»Thanks, G-man«, knurrte Worecki, »wenn du nicht gewesen wärst…«
»Dann schafften sie dich nun ins Leichenschauhaus«, ergänzte Murphy, jetzt wieder frech.
»Im Senat haben sie mir versprochen, mich hier rauszuholen und in ein anderes Gefängnis zu bringen, das dem Syndikat unbekannt ist.«
»Das soll auch noch geschehen. Aber zurzeit ist es nicht günstig«, erklärte ich.
»Und du bist hier, um mich zu schützen, G-man?«, fragte Worecki.
»Ja.«
»Du siehst - das Syndikat arbeitet schnell, G-man. Ich will nur hoffen, dass der Staat auch so schnell zupackt. Sonst könnte es zu spät sein.« Woreckis Stimme zitterte.
Die Gangster würden mit allen Mitteln versuchen, ihn zu töten. Und ich, der Beschützer ihres Todfeindes, stand ihnen dabei im Weg.
In dieser Nacht ging das Licht im Zuchthaus von Baltimore nicht mehr aus. Schwerbewaffnete Männer patrouillierten auf den Fluren.
Alarmstufe 1.
Man fürchtete eine groß angelegte Gefangenenmeuterei. Und ich saß untätig in der Zelle.
Nach einer halben Stunde steckte Ankläger Jeffson den Kopf zur Tür herein. Er begrüßte uns freundlich und erzählte mir leise, wie der Überfall abgelaufen war.
Die drei Gangster hatten sich mit Spezialschlüsseln aus ihrer Zelle befreit und waren in unsere Zelle eingedrungen. Ich hatte kein Geräusch gehört, weil ich nach stundenlangem Wachen übermüdet in den Schlaf gefallen war. Einer der Häftlinge hatte die Schlosserarbeiten übernommen und dann die übrigen zwei aus der Zelle geholt.
Sie warteten, bis die Flurwache sich in einem Nebenraum eine Tasse Kaffee aufbrühte.
Als der Wärter wieder auf dem Flur erschien, saßen die drei Gangster bereits in unserem Luxusappartement.
***
Eine Stunde nach dem Überfall flog unsere Zellentür auf. Einige Zivilisten standen vor uns und sahen uns der Reihe nach an. Dann tuschelten sie miteinander.
Ich musste lachen. Die Männer erkannten mich nicht. Dem Chef der Stadtpolizei und seinen Leuten war ich in Sträflingskleidung ein ungewohnter Anblick.
In ihren Händen blitzte die stählerne Acht, gleich in dreifacher Ausführung.
»Es ist alles vorbereitet, Worecki. Du wirst noch in dieser Nacht ruhig schlafen können«, sagte Jeffson, der Ankläger.
»Was habt ihr vor?«, fragte Worecki.
»Du wirst in ein Militärcamp gebracht. Bessere Behandlung, Zivilkleider, Hafterleichterung.«
»Okay«, brummte Worecki. »Der Transport erfolgt in einem gepanzerten Fahrzeug. Das Gangstersyndikat wird sich wundern«, meinte der Chef der City Police.
Zwei Wärter brachten meinen Anzug und Woreckis Kleidung. Der Zuchthausdirektor gesellte sich auch zu uns.
»Dann hätten wir noch die ordnungsgemäße Entlassung von Richard Marquet vorzunehmen«, meldete ich mich zu Wort.
Der Zuchthausdirektor schmunzelte.
»Meine Kompliment, Cotton, das haben Sie fabelhaft gemacht.«
Er streckte seine kurzen Arme aus, um mich zu umarmen.
Die Männer der Stadtpolizei machten kugelrunde
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