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0364 - Mongolenfluch

0364 - Mongolenfluch

Titel: 0364 - Mongolenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Taxifahrer muß ein Wahnsinniger gewesen sein. Ich dachte mindestens ein Dutzendmal, er wolle eine Hundertschaft Radfahrer niederwalzen.«
    »Radfahrer haben in China Vorfahrt«, sagte Tendyke. »Das paßt natürlich den wenigen Motorisierten nicht. Aber es wird noch tausend Jahre dauern, bis jeder Chinese ein Auto hat, wie sich das für jeden anständigen Amerikaner gehört.« Er grinste. »Aber besser Fahrräder als Pferde. Stell dir vor, was die für einen Dreck auf den Straßen hinterlassen würden, von der Futterversorgung erst gar nicht zu reden…«
    »Pferde!« Zamorra lachte. »Das dürfte wohl utopisch sein… nein, ich glaube, mit den Fahrrädern sind die Chinesen gut bedient. Das solltet ihr in euren Metropolen wie New York oder Los Angeles und Chicago auch einführen. Dann gäbe es weniger Gestank, weniger Lärm, weniger tödliche Unfälle…«
    »Oder in Paris!« schlug Tendyke vor.
    Zamorra nickte. »Es dürfte für jede Großstadt von Vorteil sein. Aber jetzt möchte ich erst einmal unser Zimmer sehen. Danach können wir uns weiter unterhalten.«
    Wenn er geglaubt hatte, ein Doppelzimmer für Nicole und sich zu bekommen, sah er sich getäuscht. Aus den Ausweisen ging hervor, daß sie nicht miteinander verheiratet waren. Und das zog nicht nur ein unwilliges Stirnrunzeln nach sich, sondern auch die Verteilung auf zwei Einzelzimmer -ohne Verbindungsmöglichkeit. Daß sie noch in einer Etage lagen, war als kleines chinesisches Wunder zu bezeichnen.
    »Ihr seid nun mal nicht in Europa oder den USA«, stellte Tendyke fest, als sie sich später in der halbwegs westlich eingerichteten Hotelbar trafen. »Hier gehen die Uhren noch ein wenig anders. Hier wird noch moralisiert.«
    »Frage mich ernsthaft, woher dann die Chinesen ihre rasante Bevölkerungsentwicklung haben«, murmelte Nicole.
    »Es gibt hier natürlich so etwas wie Emanzipationsbestrebungen«, sagte Tendyke. »Frauen können jeden Beruf ergreifen. Aber wenn sie allein reisen, ist das schon sehr verdächtig. Wenn sie mit einem Mann zusammen reisen, mit dem sie nicht verheiratet sind, ist das höchst unmoralisch. Den Versuchen der Regierung, der Bevölkerungsexplosion entgegenzuwirken, kommt das natürlich entgegen - hilft aber in der Praxis nicht viel. Wo ein Wille ist, finden auch die Chinesen ein Gebüsch.«
    Zamorra bestellte Reiswein. Dann wandte er sich wieder dem Abenteurer zu. »Hat dich der Blitz getroffen, daß du in Schlips und Kragen herumläufst?«
    »Wenn man größere Geschäfte abschließen will, muß man sich notgedrungen ein wenig anpassen und einen möglichst seriösen Eindruck machen. Vor allem, wenn es um die Geschäfte mit den Chinesen geht.«
    »Was sind das eigentlich für Geschäfte, wenn man fragen darf?« wollte Nicole wissen.
    »Ein wenig Technologie-Transfer«, sagte Tendyke ausweichend. »Und auch ein bißchen etwas für gute Freunde.«
    »Wie Van Clane?«
    »Nun, zumindest ist er ein guter Geschäf tsfreund«, schränkte Tendyke ein. »Oben im Norden des Richthofengebirges wird Erdöl gefördert. Van Clane möchte einen Kooperationsvertrag und bat mich, das zu regeln, weil ich ohnehin schon einmal hier bin. Nun, jetzt hat er seinen Vertrag.«
    Nicole pfiff durch die Zähne. »Klingt, als wäre es recht einfach gegangen.«
    Tendyke grinste.
    »Wenn man weiß, wie die Chinesen denken, und wenn man weiß, wie man sie behandeln muß, dann ist alles einfach. Nach der Hau-Ruck-Methode geht es jedenfalls nicht, und man darf erst recht nicht versuchen, sie zu übervorteilen. Wenn sie es merken, ist das Geschäft schneller gestorben, als du den Füllfederhalter wieder einpacken kannst.«
    »Und du hast diesen Bogen raus«, vermutete Nicole.
    »Ich hoffe es«, sagte der Abenteurer. »Ich habe meine Verträge, und ich wollte eigentlich bereits wieder in Amerika sein. Dann kam der Zwischenfall mit diesem seltsamen Angriff.« Er begann zu erzählen, was sich zugetragen hatte, und daß das Herz des Attentäters einfach aus seinem Körper verschwunden war.
    »Liegt der Tote noch im Kühlfach?« fragte Zamorra. »Ich möchte ihn mir auch noch einmal ansehen.«
    »Eine obduzierte Leiche ist ein schauriges Etwas«, warnte Nicole. »Ich werde auf diese Untersuchung auf jeden Fall verzichten. Ich untersuche lieber Peking. Vielleicht gibt es hier ein paar Kunstschätze zu erstehen…«
    Zamorra seufzte. Da hatte er geglaubt, der recht rückständigen Mode wegen sei sein Scheckbuch diesmal nicht in Gefahr, da wich seine Gefährtin auf

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