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0364 - Shimadas Höllenschloß

0364 - Shimadas Höllenschloß

Titel: 0364 - Shimadas Höllenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einen Moment nach, bevor er nickte. »Wenn ich es mir genau überlege, weiß ich, woher die Vögel stammen können. Die müssen aus dem Todesgarten gekommen sein.«
    »Wieso?«
    »Ja, John, aus dem Todesgarten. Das ist furchtbar, ich weiß. Aber dieser Garten umgibt das Schloß wie ein Schutzwall. Ich habe es in den alten Schriften gelesen, auch die Überlieferungen sprechen davon. Der Garten ist grausam.«
    »Wir werden ihn aber betreten!«
    »Und wie.«
    Das hatte ich auch gemeint. Aufhalten wollten wir uns nicht. Yakup und ich verabschiedeten uns noch von dem Jungen und baten ihn, genau achtzugeben.
    »Mir wird schon nichts passieren.«
    Dann verließen wir die Zelle. Yakup erklärte mir, daß er den meisten Mönchen Bescheid gegeben hatte. Die Männer würden auf das Kloster ein wachsames Auge haben.
    »Und es sind gute Kämpfer?« vergewisserte ich mich noch einmal.
    Er lachte scharf auf. »Das kannst du laut sagen. Sie würden ihr Leben für die Verteidigung des Klosters opfern…«
    ***
    Es war nicht wärmer geworden, als wir die schützenden Mauern verlassen hatten. Im Gegenteil, mir kam die Luft noch kälter vor. Sie schlug uns entgegen wie ein Eishauch, und ich hatte das Gefühl, als läge dies nicht allein an der winterlichen Jahreszeit, sondern auch am Erscheinen der blauen Festung oder Shimadas Höllenschloß, das dort so dunkel und grausam vor uns stand.
    Umwallt von blauen Nebelschleiern, hatte es seinen Weg durch die Zeiten gefunden, damit es zu einem schwarzmagischen Lockvogel werden konnte.
    »Laß dich von der Größe nicht täuschen, John«, erklärte mir der Türke. »In den Schriften steht geschrieben, daß man die Maße des Schlosses nicht errechnen kann. Sie sind immer anders.«
    »Es ist also variabel?«
    »Genau. Alles kann sich verändern. Seine Maße sind nie gleich. Du siehst einen Gang vor dir, der kurz ist wenig später wird er zu einem langen Schlauch, bei dem auch die Wände zusammenwachsen, um dich zu zerquetschen. Das Schloß ist eine Täuschung, ein gefährlicher Irrgarten oder ein immer die Form wechselndes Labyrinth.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich habe es aus den Büchern erfahren.«
    Schief schaute ich Yakup von der Seite her an. »Die Schriften scheinen ja etwas Besonderes zu sein.«
    »Das sind sie auch.« Mehr wollte er darüber nicht sagen. Er setzte sichin Bewegung, und mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Ich dachte dabei an die gefährlichen Vögel. Mein Blick glitt in die Höhe, um die Tiere zu suchen, doch der Himmel war blank.
    Kein einziger Punkt bewegte sich unter dem blauen Firmament.
    Vor meinem Mund riß die Atemfahne nicht ab. Da ich keine Kopfbedeckung trug, hatte ich das Gefühl, die Kälte würde wie Eisklumpen auf meinen Kopf drücken.
    Obwohl Yakup davon gesprochen hatte, hatte sich das Höllenschloß um keinen Deut verändert. Noch immer schaute es mit dem oberen Drittel des Dachs aus den blauen Nebelschwaden, die uns fast erreicht hatten, denn wir mußten nur mehr wenige Schritte gehen.
    Yakup war gespannter geworden. Er hatte mir von dem Todesgarten berichtet und auch von den Überraschungen, die dieser Garten in sich barg. Ich sprach ihn noch einmal darauf an.
    »Dort liegen die Feinde des großen Shimada begraben«, flüsterte er. »Man hat ihre modrigen, verwesten Körper in die Erde gesteckt, damit sie dort vergehen.«
    »Und ihr Geist?«
    »Hast du nicht von den Vögeln gehört?«
    »Du meinst, das könnten sie gewesen sein?«
    »Ja, es ist alles möglich. Stell dich auf vieles ein. Sei auf der Hut! Am besten wäre es, wenn du sechs oder mehr Augen hättest. So aber gib immer acht.«
    Das wollte ich gern und war nur froh, daß der blaue Nebel nicht die Funktion des Todesnebels besaß, wie er vom Würfel des Unheils produziert werden konnte.
    Dann tauchten wir ein.
    Es war ein fließender, völlig normaler Übergang, als wären wir in den Londoner Dunst hineingeschritten. Tausend geisterhafte Arme und Hände schien der Nebel zu besitzen. Ich spürte ihn. Er umschmeichelte mich, legte sich auf meine Haut, ich nahm seine Feuchtigkeit wahr, merkte die Kälte und stellte fest, daß sie mir den Rücken hochkroch.
    Oder war es die Furcht?
    Viel konnten wir nicht erkennen, und vor allen Dingen nicht weit sehen. Ob die Bäume, deren Umrisse sich aus dem blauen Dunst schälten, zum normalen Klostergarten gehörten oder zu Shimadas Reich, war wirklich nicht auszumachen.
    Shimada sollte in seinem Garten all den Schrecken vereinigt haben, der

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