0364 - Shimadas Höllenschloß
gewesen, sich dem mächtigen Dämon zu stellen.
Seine Waffen hatte Yakup stecken lassen. Wer ihn allerdings kannte, wußte genau, wie blitzschnell er diese ziehen konnte.
Die Schritte waren so gut wie nicht zu hören. Lautlos lief er weiter, erreichte seiner Schätzung nach die Mitte, als sein feines Gehör Geräusche wahrnahm.
Zunächst wußte er sie nicht einzuordnen. Ein Sausen oder Brausen war es nicht, obwohl eine gewisse Gleichmäßigkeit vorhanden war. Seine Haltung wurde gespannter, der Körper glich plötzlich einer Stahlfeder, und er hatte den Kopf so gedreht, daß er in die Höhe schauen konnte, denn dort waren die Geräusche aufgeklungen.
Dort befanden sich auch die Schatten.
Diesmal keine blauen Nebelfetzen oder Dunststreifen. Dennoch glitten die Schatten fast lautlos dahin, und sie besaßen auch helle Flecken.
Gesichter?
Yakup hatte sich breitbeinig hingestellt. Der Kopf lag im Nacken, er glaubte fest daran, daß es sich um Gesichter handelte. Auf einmal bekam er den Beweis.
Gesichter, Körper und Schwingen.
Drei zusammen ergaben Vögel!
Diese Tiere schienen Shimadas Sendboten zu sein. Dank ihrer geistigen Kräfte war es ihnen gelungen, Ali unter ihre Kontrolle zu bringen. Bei Yakup würden sie es sicherlich versuchen, doch bei ihm sollten sie sich geschnitten haben.
Er würde kämpfen.
Als er das Ninja-Schwert aus der Scheide zog, vernahm er ein schleifendes Geräusch, das für einen winzigen Moment noch als Echo in der Luft stand und verging.
Jetzt fühlte sich Yakup besser!
Aber er sah kein Ziel. Die unheimlichen Vögel mit den Menschenköpfen hielten sich zurück. Sie umkreisten ihn. Wie im Aufwind, so bewegten sie kaum ihre Flügel, und sie zogen träge ihre Kreise, wobei sie allerdings versuchten, auch Yakups Ego mit ihren Gedanken zu beeinflussen.
Es waren böse Ströme, die sie dem Türken entgegenschickten. Sie versuchten mit aller Macht, ihm Shimadas Botschaft nahe zu bringen. Das gedankliche Flüstern und Wispern erfüllte den Schädel des Mannes, der sich kraftvoll gegen den Einfluß zu stellen versuchte.
»Komm zu uns! Du bist ein Baustein innerhalb des Höllenschlosses. Jeder, der es betreten hat, gehört zu uns. Wen Shimada einmal in den Klauen gehabt hat, den läßt er nicht mehr los. Er wird ihn entweder vernichten, zu Tode quälen, foltern oder…«
»Hört auf!«
Zum erstenmal sprach Yakup dagegen, und er lauschte dem Klang seiner eigenen Stimme.
Unheimlich konnte es einem Menschen schon werden. Obwohl er nicht laut geredet hatte, wurde seine Stimme zu einem hallenden Echo.
Ebenfalls ein Phänomen, das sich Yakup nicht erklären konnte. Er gewöhnte sich schnell daran und ließ die kreisenden Vögel mit den Menschenköpfen nicht aus den Augen.
Die anderen sprachen zu ihm. Sie wollten ihn einlullen. Sie gaben Zuckerbrot und Peitsche. Drohten ihm, und gleichzeitig machten sie ihm klar, daß er alles haben konnte, wenn er sich auf ihre Seite stellte und dem mächtigen Shimada diente.
Ein Vogel fiel plötzlich nach unten!
Er wirkte im ersten Moment tatsächlich wie ein dunkler Stein, da er die Flügel angelegt hatte. Auf seinem Körper wuchs der Menschenkopf, und das Gesicht wurde deutlicher.
Es gehörte einem Japaner. Deutlich erkannte Yakup die Mongolenfalten, und er sah auch den weit aufgerissenen Mund, der wie eine Höhle wirkte.
Wollte dieser verdammte Vogel sich tatsächlich zu Boden fallen lassen? Es sah so aus. Erst als er die Kopfhöhe eines normalen Menschen erreicht hatte, breitete er die Flügel aus und änderte die Flugrichtung.
Sein Ziel war Yakup!
Kaum stieß er vor, als aus seinem Maul ein schlangenartiges Gewächs hervorschoß, das dem Türken gierig entgegenleckte und viele Menschen sicherlich erwischt hätte, aber dieser Vogel hatte die Schnelligkeit und Reaktionszeit eines Yakup Yalcinkaya unterschätzt.
Die Bewegung seines rechten Armes war mit den Blicken kaum nachzuvollziehen.
Ein blitzendes Kreuz stand plötzlich in der Luft, hervorgerufen durch die kaum erkennbaren Schläge des Schwertes, mit dem der Türke den Vogel in zwei Hälften geteilt hatte.
Bevor ihn das Tier erreichen konnte, fiel es zu Boden. Es löste sich auf, und eine zischende Qualmwolke verdeckte gnädig die Überreste dieses dämonischen Wesens.
Yakup sprang zurück. Seine Augen begannen zu funkeln. Er hatte Shimada bewiesen, daß mit ihm nicht so leicht Kirschenessen war, und er würde sich auch von den anderen nichts vormachen lassen, das stand fest.
So machte er
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