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0364 - Shimadas Höllenschloß

0364 - Shimadas Höllenschloß

Titel: 0364 - Shimadas Höllenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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keine andere Erklärung, denn ich hatte selbst dieses Unwahrscheinliche erlebt. Und ich war auch Zeuge gewesen, wie sich Yakups Vorgänger, der weise Zu, selbst totgesprochen hatte.
    Und jetzt meldeten sich die Leichen wieder.
    Yakup ging weiter vor. »Woher weißt du das?« fragte er den Boten.
    »Ich hörte sie schreien.«
    »Warst du unten?«
    »Nein, aber sie riefen so laut, und es klang schrecklich. Sie melden eine Gefahr.«
    »Danke, daß du mir Bescheid gegeben hast«, erklärte der Türke.
    Er schaute nach, wie sein Bruder verschwand.
    Ich aber blieb zurück und sah Yakup auf mich zukommen. Er hatte die Arme angewinkelt, die Hände gespreizt und sagte mit leiser Stimme. »Du hast selbst gehört, was der Bote meldete…«
    »Und du glaubst ihm?«
    »Ja, das tue ich. Die Toten melden sich hin und wieder.« Yakup lächelte. »Man kann sie auch als magische Alarmanlage bezeichnen, denn sie haben, obwohl ihre Seelen nicht mehr in den Körpern stecken, Kontakt mit einem Reich, das uns verschlossen bleibt. Deshalb müssen wir die Warnungen sehr ernst nehmen.«
    Das hätte ich auch ohne Yakups Worte getan. Ich wollte noch weiter gehen. »Kann ich zuhören, wie sie rufen?«
    »Darum wollte ich dich bitten.«
    »Dann laß uns gehen!«
    Wir verließen den Raum. Wieder einmal fiel mir die Stille des Klosters auf. Ich wußte noch, daß es einen uralten, aber funktionierenden Flaschenzug gab, mit dessen Hilfe man sich selbst in die Tiefe schaffen konnte. Genau dorthin, wo die Leichen lagen und ihre Körper allmählich in den Zweigen und Ästen des Totenbaums vermoderten.
    Unsere Gesichter waren sehr ernst. Noch hörten wir nichts. Erst als wir tiefer in das Kloster hineinschritten und Yakup eine bestimmte Tür aufzog, vernahm ich die Schreie.
    Es war schlimm.
    Irgendwo mußte sich in diesem Wirrwarr ein Schacht befinden, der in die Tiefe führte und auch Luft zuführte.
    Ein Jammern, Klagen und Schreien vernahm ich. Mal hoch, dann wieder schrill und auch leidend. Grauenhafte Geräusche, dazu noch verfremdet durch die engen Schachtwände.
    Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Sie verschwand auch nicht, als ich schon einige Zeit zugehört hatte, denn die Laute waren nie gleichbleibend.
    Sie änderten sich von Sekunde zu Sekunde. Mal klangen sie sehr schrill und hoch, dann wieder tiefer und jaulender. Auch hörte ich ein unnatürliches Klagen, das durch die enge Schachtröhre noch verändert wurde, so daß es als hohles Pfeifen an meine Ohren klang.
    Yakups Gesicht war sehr ernst. In der Nähe brannte zwar eine kleine Lampe. Ihr Öllicht reichte jedoch nicht aus, um das Gesicht meines Freundes zu erhellen. Es blieb im Schatten, und seine Haut wirkte dabei wie ein harter Stein.
    Yakup trat zurück und schloß die Horchtür wieder. »Es ist wahr«, flüsterte er. »Alles stimmt.«
    »Was stimmt?«
    »Daß die Toten schreien. Ihr Rufen klingt so, als wüßten sie von einer Gefahr.«
    »Und welche könnte es sein?« hakte ich nach.
    »Ich weiß es nicht genau. Wir könnten sie uns aussuchen, aber ich glaube daran, daß es eine Gefahr ist, die direkt mit diesem Kloster zu tun hat.«
    »Nicht der Spuk?«
    »Nein. Es ist wohl nicht sein Gebiet. Ich rechne eher damit, daß er sich um deine beiden Freunde kümmern wird. Diese Gefahr hier ist anders, aber auch bekannt.«
    »Shimada!«
    »Ja, John, das habe ich auch gedacht. Es kann eigentlich nur Shimada gewesen sein. Er wird vom Tod seines buckligen Dieners erfahren haben und muß sich nun auf eine Rache einstellen. Wie ich ihn kenne, wird er nicht eher ruhen und rasten, bis die Vernichtung des Gnoms gerächt ist. Deshalb wird er sich an mich halten.«
    »An uns«, verbesserte ich meinen Freund.
    »Auch das.«
    »Okay, Yakup, was können wir tun?«
    Der Türke hob die Schultern. »Die Antwort fällt mir schwer, aber ich muß es sagen. Nichts, wir können nichts tun, so gern ich es anders gesehen hätte. Wir müssen darauf warten, daß Shimada die Initiative ergreift.«
    »Wie kann das geschehen?«
    »Im Augenblick bin ich ratlos. Vielleicht sollte ich den Totenzauber aktivieren und die Leichen befragen.«
    »Das schaffst du?«
    »Der große Zu, mein Vorgänger, war weiser als ich. Da ich das Kloster erst seit wenigen Monaten leite, ist es mir leider noch nicht gelungen, in all die Geheimnisse einzudringen. Aus diesem Grunde bin ich sehr vorsichtig.«
    »Das heißt, wir warten ab.«
    »So ist es.«
    »Gefällt mir nicht.«
    »Ich denke ebenso, aber im Moment bin ich ratlos.

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