0366 - Er kam aus der Tiefe
Wang zu.
Schmerz durchzuckte seinen Arm wie von einem Peitschenhieb. Seine Hand brannte. Das Schwert schien plötzlich zu glühen. Hier war Schwarze Magie am Werk! Die Klinge prallte von etwas Unsichtbarem ab. Zamorra tauchte zur Seite weg, stand mit dem Rücken an der Wand und entging um Haaresbreite einem zweiten Dolch. Zwei Kuttenträger drangen mit ihren Waffen von beiden Seiten auf ihn ein. Er wehrte einen Dolch mit dem Schwert ab. Der zweite schnitt durch seine Kleidung und ritzte ihm die Haut auf. Obgleich der Schnitt kaum etwas ausrichtete, schmerzte er teuflisch. Bunte Flecken begannen vor Zamorras Augen zu tanzen. Sekundenlang sah er fast nichts, schlug blindlings mit dem Schwert um sich und erhielt wieder diesen schmerzhaften Schlag von der unsichtbaren Peitsche.
»Verdammte Magie der drei Götter!« schrie Wang. »Diese Brüder vom Blauen Stein… Leonardo soll sie holen!«
Wang ließ sein Schwert kreisen. Es zuckte hin und her wie der Stachel eines Skorpions. Aber nicht ein einziges Mal landete er einen echten Treffer. Die vier Angreifer schützten sich mit Magie!
Und jedesmal, wenn ein Schwerthieb abprallte, glühte der Ring an der Hand des jeweiligen Bruders grell auf!
Das war ihre Macht! Der Zauber lag in den Ringen, die von der gleichen Art war wie jener, mit dem man ihn zum unsichtbaren Attentäter hatte stempeln wollen.
Noch während Zamorra darüber nachdachte und sich gleichzeitig fragte, warum das Amulett nicht gegen die Schwarze Magie der Brüder anging, sah er, wie Wang einen Trick anwendete. Er ließ sich fallen, als ein Dolch wieder haarscharf an ihm vorbei zischte, und warf sich gegen die Beine des Steinbruders. Der stürzte. Wang reckte sein Schwert senkrecht hoch, direkt in die Sturzrichtung des Bruders. Diesmal reichte die magische Kraft nicht aus, ihn zu schützen. Der Kuttenträger stürzte in Wangs Schwert. Der Mongole brüllte auf, als die Schwarze Magie auf ihn überströmte und ihn zu verbrennen drohte, während der Bruder vom Blauen Stein starb.
Zamorra preßte die Lippen zusammen. Sicher, die anderen kämpften, um zu töten. Aber…
Sekundenlang geriet der Kampf ins Stocken. Die drei Brüder waren wie erstarrt. Sie begriffen nicht sofort, daß trotz des Schutzes einer von ihnen tot war. Dann aber verzerrten sich ihre Züge, und wilder als zuvor drangen sie auf die beiden Männer ein, um sie mit allen Mitteln zu töten!
Doch diesmal war es anders. Vielleicht waren sie zu verwirrt, um ihre Ringe richtig steuern zu können, vielleicht ließ auch deren Kraft nach. Wang konnte einen zweiten Treffer landen. Ächzend sank ein Gegner zusammen. Wang schrie auf, als ein Dolch in seinen Schwertarm drang. Unwillkürlich ließ er die Klinge fallen. Ein Fausthieb schleuderte ihn gegen die Wand, ein zweiter Dolch raste auf seine Kehle zu. Zamorra fuhr herum und traf den Dolch mit der Schwertspitze, lenkte ihn ab.
Jetzt ergriffen die beiden verbliebenen Kuttenmänner die Flucht.
Zamorra ließ sie laufen, da er sah, daß die Brüder den Weg nach draußen wählten und dabei auf das Durchdringen der Wand verzichteten. Er sah Wang an. »Bist du schwer verletzt?«
Wang preßte einen Lappen auf die Armwunde. »Ich werde es überleben«, versicherte er grimmig. »Paß auf!«
Er warf sich nach vorn, rammte Zamorra und schleuderte ihn zur Seite. Ein Dolch zischte haarscharf an ihnen vorbei. Der zweite Kuttenträger, den Wang niedergeschlagen hatte, lebte noch und hatte auf heimtückische Weise angegriffen!
Wang hob sein Schwert auf und richtete es auf den Mann, dann aber trat er zurück. Der Bruder vom Blauen Stein starb. Es war nur ein letztes Aufbäumen gewesen.
Zamorra sah die beiden Kuttenträger an. Er sah die Ringe an ihren Fingern. Und plötzlich kam ihm eine Idee.
Er streifte den beiden Männern die Ringe von den Fingern und betrachtete sie nachdenklich. Dann warf er Wang einen der Ringe zu und streifte sich den anderen selbst über. Der Stein in der Fassung pulsierte in kaltem Blau.
Zamorra drehte leicht an der Fassung, wie er es im Palast des Königs gesehen hatte. Und im gleichen Moment fühlte er die Art der Kraft, die hier verwendet wurde.
Es war Dhyarra-Magie…
***
Yashi weckte noch einmal all ihre Kräfte, als sie in den dunklen Saal gezerrt wurde. Sie sah die Männer in den düsteren Kutten, und sie sah den Unheimlichen.
»Die Brüder vom Blauen Stein!« durchzuckte es sie. Ein Glaubensgerüst brach für âie zusammen. Sie war einmal den Lehren der Brüder gefolgt.
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