0367 - Im Zentrum der Riesensonne
Wegen Ihrer ungeheuren Schnelligkeit habe ich mich soeben entschlossen, Sie als Spitzensprinter der KC-45 zur nächsten olympischen Flottenmeisterschaft anzumelden. Was halten Sie davon?"
Rabsch war von seinem lebhaften I. O. allerlei gewöhnt, aber das war zuviel. Er runzelte seine schweißbedeckte Stirn und räusperte sich.
„War das alles, Sir?"
Enasto seufzte und drehte seinen Sessel wieder herum.
„Nein, Sie kluges Kind. Was sehen Sie auf Ihren Schirmen?"
„Sonnen, Sir, viele Sonnen!"
Captain Punerzer lachte. Er kannte sowohl seinen I. O. als auch Sergeant Rabsch.
„Eine philosophische Antwort, Sergeant. Suchen Sie weiter nach Sonnen."
Der Orter warf seinem Kommandanten einen anklagenden Blick zu und ging zu seinem Platz zurück.
„Eines Tages wird ihn seine Lethargie umbringen", prophezeite Enasto düster. „Wahrscheinlich wird er in irgendeiner Badewanne ertrinken, weil er zu faul ist, den Kopf über Wasser zu halten. Rabsch, wenn Sie beim ersten Impulspiepser nicht wie ein Stier brüllen und Alarm schlagen, werden Sie bereuen, jemals das Licht unserer terranischen Heimat erblickt zu haben. Blinzeln Sie wenigstens auf Ihre Schirme. Oder sollen wir Sie ablösen lassen?"
Rabsch „blinzelte" auf seine Bild- und Echoschirme nieder. Nach einer Weile meinte er mit der Tür ihn charakteristischen Ruhe: „Wie hieß das Tier, dem ich durch Gebrüll nacheifern sollte?"
Punerzer zuckte zusammen. Ehe Enasto tief Luft geholt hatte, begannen Punerzers Finger über Tasten und Schaltplatten zu huschen. Alarmsirenen gellten durch das Schiff. Die zehn Männer der Freiwache fuhren aus ihrem Erschöpfungsschlaf hoch.
Punerzer kannte eben seinen Ortungssergeanten. Auch wenn er blinzelte - er sah alles!
„Rabsch, was ist?" schrie der Erste.
„Geringfügig, Sir. Höchstens fünftausend Großkampfschiffe. Und wir fliegen genau darauf zu."
Augenblicke später begannen die Triebwerke der KC-45 im Bremsmanöver zu toben. Kommandant, Erster und Zweiter Offizier hingen auf Rabschs breiten Schultern und sahen sich die wirren Zackenlinien auf den Echoschirmen der Fremdenergietaster an.
Es waren mehr als nur fünftausend Raumschiffe. Sie waren hinter der Sonnenballung aufgetaucht und schienen dicht gestaffelt zu stehen. Die Entfernung zwischen der terranischen Korvette und den fremden Einheiten betrug noch knapp eine Lichtstunde.
Rabsch war unerschütterlich. Das Gewicht der Offiziere hielt er, ohne mit der Wimper zu zucken, aus.
Captain Galyb Punerzer bewies, daß er ein junger Terraner mit Phantasie und viel mehr Erfahrung war, als man es seinen fünfundzwanzig Lebensjahren zugetraut hätte.
„Absetzen, klar bei Schleichfahrt. Maschine, alles drosseln, was eine Hyperstreustrahlung verursachen könnte. Wenn wir die ausmachen, können sie uns vielleicht auch orten. Ich hoffe nur, daß diese Phalanx wesentlich stärker strahlt, als wir es jemals tun können. Wenn nicht, sind wir einmal gewesen.
Funkzentrale - klar bei Raffernotspruch. Peilen Sie die Position der CREST ein. Klar bei Automatiksendung. Wenn wir aussteigen, muß der Spruch abgehen. I. O. - programmieren Sie die Linear-Steuerautomatik auf Rückflugkoordinaten. Achtung, an alle: Wenn wir angegriffen werden, verlassen wir augenblicklich das Schiff. Alle Beiboote haben dem Gegner höchstmögliche Echowerte zu bieten. Die KC-45 muß unbeschadet in Robotsteuerung abfliegen können. Von hier aus kommen wir mit einem Notruf nicht durch. Astrogation - überspielen Sie unsere Standortdaten in die Positronik.
Weiterleiten an Funkzentrale. Funk-Daten in den Rafferspruch aufnehmen."
Punerzer gab noch einige hundert Kommandos, bis es ihm schließlich gelungen war, sein Schiff mit Hilfe schwächster Schubstöße auf einen Ausweichkurs zu bringen.
Als die fremden Schiffe danach noch immer auf ihrer Abfangposition stehenblieben, nahm Punerzer ganz allmählich Fahrt auf, bis er die für diesen Fall zutreffende Eintauchgeschwindigkeit von zehntausend Kilometer pro Sekunde erreicht hatte. Das nervenzermürbende Manöver dauerte drei Stunden. Danach verschwand die terranische Korvette im Linearraum.
Nur eine Stunde später wußte Perry Rhodan, wo der Planet Monol zu suchen war. Wahrscheinlich wäre er niemals entdeckt worden, wenn zirka achttausend schwere und schwerste Dumfrieseinheiten nicht ein so starkes Energieecho abgestrahlt hätten, daß sogar ein als lethargisch bekannter Orter nicht umhin kam, die vielen Schwingungsbilder zu bemerken.
*
Die
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