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0368 - Alptraumzeit

0368 - Alptraumzeit

Titel: 0368 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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brachten ihre Nächte entweder in den Kneipen, den Bordellen, den Ausnüchterungszellen oder im Freien zu. Zur gleichen Zeit hatte eine Welle der wachsenden Freizügigkeit den Kontinent überschwemmt - und wie bei allem, übertrieben die Australier auch hier.
    Nach dem Selbstbedienungsfrühstück machten sie sich auf die Suche nach einem Autoverleih. Sie wurden erst in Flughafennähe fündig - gestern abend, bei ihrer Ankunft, hatte die wohl einzige Firma am Ort bereits den Schalter geschlossen gehabt, und auch jetzt öffnete ein mürrischer Mann mit Stoppelbart nur äußerst unwillig. Als er anhand des äußerlichen Eindrucks die Brieftaschenfüllung Zamorras abzuschätzen begann, wurde er munterer und pries die zur Verfügung stehenden Modelle an. Schließlich fiel die Wahl auf einen Holden Commodore, der chromblitzend und wie neu im Licht der Vormittagssonne funkelte.
    Plötzlich stand Bountville in der Tür. Er trat in das kleine Büro, ohne anzuklopfen, und grinste den Autovermieter an, der Zamorra gerade den Vertrag zur Unterschrift vorlegte.
    »Maclnroy sagte, daß Sie schon außer Haus wären, und ich dachte mir, daß ich Sie hier treffe«, sagte der Sheriff. »Lassen Sie die Finger von dem Holden. Den versucht er jedem Fremden anzudrehen. Die Regenzeit ist noch nicht lange genug vorbei. Sie bleiben im ersten Schlammloch stecken. Nehmen Sie den Geländewagen.«
    Zamorra und Nicole konnten sich nicht erinnern, ein Geländefahrzeug auf dem Hof gesehen zu haben.
    Bountville grinste von einem Ohr zum anderen. »Die hat er in der Garage stehen. Zwei Stück. Einen fährt er selbst, den anderen vermietet er. Bloß kann er dafür nicht so hohe Tarife ansetzen wie für die Staatskarosse. Stimmt’s, Micky?«
    »Verräter«, knurrte Micky, der Autovermieter.
    »Wir nehmen den Geländewagen«, entschied Nicole. »Ändern Sie den Vertrag entsprechend, ja?«
    Bountville sah Zamorra und Nicole an. »Sie wollen zum Buchanan raus, nicht wahr? Sollten Sie darüber hinaus weitere Überlandfahrten beabsichtigen, teilen Sie mir bitte den jeweiligen Zielort mit. Ich will Sie nicht kontrollieren, sondern…«
    Zamorra winkte ab. »Bekannt. Sicherheitsmaßnahme für uns, falls wir in der Wildnis mit Panne, Unfall oder Schlangenbiß liegenbleiben, damit das Suchkommando uns findet.«
    »Ah, Sie kennen die Sitte«, grinste Bountville. »Dann brauche ich ja nichts mehr zu erzählen. Hoffentlich finden Sie, was Sie suchen. Kann ich Ihnen mit irgend etwas helfen?«
    »Mit einer Information«, sagte Zamorra.
    Bountville hob die Brauen. »Ja? Bitte…«
    »Wie schaffen Sie es, nach dem fürchterlichen Gelage dieser Nacht so frisch und munter auszusehen? Sie müßten mindestens einen mordsmäßigen Kater haben und die Augenlider mit Streichhölzern hochstellen…«
    »Ach, das ist ganz einfach«, sagte Bountville. »Ich brauche nicht viel Schlaf. Und den Alkohol finden Sie in Maclnroys Blumenkästen. Was meinen Sie, weshalb ausgerechnet die Nische mit seinen fleischfressenden Pflanzen mein Stammplatz ist? Die Gewächse sind regelrecht wild auf den Schnaps.«
    »Die spinnen, die Australier«, seufzte jetzt auch Nicole leise.
    ***
    Dunkle Augen verfolgten die Abfahrt des Land-Rovers, Old Nugger lehnte im Schatten einer Hütte. Jetzt wußte er, was ihn in den Vormittagsstunden zur Umgebung des Flugfeldes gezogen hatte. Mit diesem Mann im weißen Leinenanzug war etwas. Old Nugger spürte an ihm eine Magie.
    Keine von jener Art, wie er sie ausübte, wenn er mit der Natur verschmolz und die Traumzeit zu sich rief. Es war eine andere, fremdartige Magie, die er nicht recht begriff. Sie schlummerte in dem Weißen. Es war eine Magie, die gut war.
    Old Nugger spie aus. Instinktiv spürte er, wohin sich der Weiße wandte. Der Schamane hoffte, daß er sich nicht mit den Feinden verbündete. Denn er fühlte auch, daß Joany Lawrence abermals überlebt hatte.
    Aber es war für sie eine erneute Warnung gewesen. Old Nugger wußte, daß der Kampf von Tag zu Tag gefährlicher wurde. Aber er konnte nicht zurück. Selbst wenn er gewollt hätte.
    Es ging um mehr als nur um ihn selbst…
    Er kehrte zur Stadt zurück. Ein einsamer, dürrer alter Mann in zerlumpter, staubiger Kleidung.
    ***
    Je länger sie mit dem Land-Rover unterwegs waren, desto mehr wurde ihnen klar, daß es tatsächlich das bessere Fahrzeug war. Zamorra war zwar sicher, daß auch die Limousine sich zwischen tiefen Schlaglöchern und Bodenwellen hätte hindurcharbeiten können, aber der

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