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0368 - Alptraumzeit

0368 - Alptraumzeit

Titel: 0368 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich auf die Brust des Mannes zu konzentrieren. Er trug jetzt weiße Jeans und ein rotes T-Shirt. Darunter zeichnete sich eine handtellergroße Scheibe ab. Der Mann hob die Brauen, als er Old Nugger in seiner Bemalung sah.
    »Ich bin Zamorra«, sagte er. »Sie wollten mit mir sprechen, Sir?«
    Der Schamane grinste. Zum ersten Mal in seinem Leben war er mit ›Sir‹ angesprochen worden.
    »Ich wollte dich näher kennenlernen, Zamorra«, sagte er. »Ich will wissen, auf welcher Seite du stehst -ob du mir helfen kannst oder ob ich dich töten muß.«
    ***
    Zamorra lächelte. »Ich halte das, offen gestanden, für eine etwas ungewöhnliche Begrüßung«, sagte er. Er ging ebenfalls zum Du über. »Wer bist du, und warum willst du mich unter diesen Vorausbedingungen kennenlernen?«
    Er fühlte sich leidlich erfrischt. Er hatte sich unter die Dusche gestellt, die momentan Nicole beanspruchte, und merkte, wie seine Lebensgeister wieder erwachten. Er winkte der Frau, um einen Fruchtsaft zu bestellen.
    »Wir haben noch geschlossen«, beschied sie ihm und fuhr im Thekensäubern fort.
    »Ich werde Old- Nugger genannt«, sagte der Schamane. »Ich spüre, daß du ein Zauberer bist. Du bist eine Ausnahme unter den Weißen. Woher kommst du?«
    »Aus Frankreich«, sagte Zamorra. »Als Zauberer möchte ich mich nicht bezeichnen. Ich bin Parapsychologe. Ein Wissenschaftler, der sich mit…«
    Old Nugger winkte ab. »Ich weiß. Ich bin nicht ganz so dumm, wie du annimmst. Aber ich bleibe dabei. Du befiehlst einer Zauberkraft. Ich kann sie spüren.«
    Zamorra sah ihn nachdenklich an. Dann zog er das Amulett hervor. »Das ist es, was du spürst, Old Nugger«, sagte er.
    Der alte Aborigine verengte die Augen zu schmalen Schlitzen. Er nickte. »Ja, ich sehe. Es steckt eine starke Magie darin. Wofür brauchst du es? Zum Erforschen magischer Dinge ist es zu stark. Es ist eine Waffe.«
    »Es kann Waffe sein, aber auch Werkzeug.« Zamorra beugte sich vor. »Du hast vorhin eine Andeutung gemacht, Old Nugger, und ich will wissen, was das heißen soll - ob du mich töten mußt oder sonstwas. Was soll dieser Unsinn?«
    »Kein Unsinn, Zamorra. Du bist aus einem bestimmten Grund hier, nicht? Du warst bei Jeromee und Lawrence.«
    »Ja.«
    »Hast du mit ihnen gesprochen?«
    »Nur kurz. Wie wäre es, mein Bester, wenn wir das Frage- und Antwortspiel einmal umdrehten? Weshalb willst du wissen, was…«
    »Hast du dich mit ihnen verbündet?« unterbrach Old Nugger ihn ungerührt.
    Zamorra seufzte. »Nein, zum Teufel«, sagte er.
    »Du sprichst die Wahrheit«, erkannte Old Nugger gelassen. Zamorras Hand schnellte vor und umfaßte das Handgelenk des Aborigine. Zamorra konzentrierte sich auf die Gedankenwelt des Mannes. Er spürte, daß in diesem Augenblick günstige Voraussetzungen herrschten. Old Nuggers Gedanken waren weit offen. Zamorra berührte seinen Geist.
    Es war kein Gedankenlesen im eigentlichen Sinne. Es war mehr ein Erfassen von Zusammenhängen und bildhaften Vorstellungen. Es gelang nicht immer, aber in diesem Moment schaffte er es.
    Überrascht sank er zurück.
    Er spürte die Magie in Old Nugger, er sah dessen noch zurückhaltenden Kampf, er sah den Zorn und den Haß, der sich gegen Jeromee und Lawrence richtete. Er sah die Entweihung einer Kultstätte. Old Nugger war Jeromees und Lawrences Todfeind. Ein Kampf war entbrannt, der tödlich enden mußte für eine der beiden Seiten.
    Old Nuggers Augen blitzten. »Was wagst du?« stieß er wild hervor. Er hatte Zamorras Abtasten seines Bewußtseinsinhaltes bemerkt. »Was hast du für Kräfte? Sie gingen nicht von dem da aus.« Er zeigte auf das Amulett. »Du liest meine Gedanken! Hör auf damit! Sie sind tabu.«
    »Schon gut«, winkte Zamorra ab. »Da du mir keine Antwort geben wolltest, habe ich sie mir auf meine Weise geholt. Du willst, daß ich dir helfe, nicht wahr? Gegen die beiden.«
    »Ja«, keuchte Old Nugger. »Sie sind böse.«
    »Erzähl.«
    »Sie kamen hierher«, sagte der Schamane. »Sie behaupteten, sie hätten Land gekauft, um darauf ein Haus zu bauen. Hast du es gesehen, dieses Haus am Buchanan-Fluß? Doch das Land war tabu. Es ist ein großer Spukplatz, den mein Stamm braucht.«
    »Was bedeutet das, ein Spukplatz?«
    Old Nugger zögerte, als suche er nach einer Erklärung.
    »Es ist nicht das, was ihr Weißen unter Spuk versteht. Ihr meint damit Gespenster, die umgehen. Geister von Verstorbenen, nicht wahr?«
    Zamorra nickte.
    »Es ist anders in unserer Welt. Die Geister der

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